«Zuviele Überstunden, ein mühsamer Chef, fehlende Wertschätzung, langweilige Arbeit». Diese und andere Aussagen hört man immer mehr. Jammern über den Job ist hip. Es ist auch wesentlich einfacher, als das voranzutreiben, was uns Freude macht. Und es ist auch einfacher, als zu reflektieren, was es denn für diese Freude braucht. Jammern gibt uns, wenn überhaupt, nur scheinbar und höchstens kurzfristig, einen Energieschub – langfristig macht es uns unzufrieden und krank. Freude am Job lässt uns stets selbstbewusst und mit einem Lächeln auftreten – und das wiederum hat grossen Einfluss auf unsere Employability!
Selten habe ich so viele Rückmeldungen zu einem Beitrag erhalten, wie beim letzten Thema «Time-out». Ich freue mich, dass die Wichtigkeit der eigenen Verantwortung für sich selbst wieder in den Vordergrund rückt.
Diesen Beitrag widme ich daher ebenfalls einem Thema, bei dem die Eigenverantwortung im Vordergrund steht: «I love my job» – Zufriedenheit, Wertschätzung und Passion als Booster für ihre Employability.
Ich liebe meinen Job – ja, das habt ihr richtig gelesen. Ich finde Erfüllung, Freude und Herausforderung in dem, was ich tue. Und ich bin überzeugt, dass viele von uns das auch könnten. Das bedingt aber, dass wir uns die Zeit nehmen darüber nachzudenken, was uns denn in unserem Tun richtig glücklich macht. Ich verwende bewusst das Wort «Tun». Es umschreibt gesamtheitlich sowohl unsere beruflichen als auch unsere ausserberuflichen Tätigkeiten.
Bei meiner Arbeit als Karriereberaterin höre ich oft Sätze wie «mit der Kündigung wurde mir die Entscheidung abgenommen» oder «der Job hat mir nie wirklich Spass gemacht». Auf meine Frage, was denn ein Job beinhalten muss um erfüllend zu sein, können mir die wenigsten eine Antwort geben. Nicht selten machen wir eine ehrliche persönliche Standortbestimmung erst dann, wenn wir die Stelle verlieren.
Ein Rezept für «I love my job» gibt es nicht. Ein paar Tipps aber, die die Freude zurückbringen oder die bewusst machen, was es dafür braucht, gebe ich euch gerne mit auf den Weg.
1. Selbstreflexion
Der erste Schritt dazu seinen Job zu lieben, ist sich klar zu werden, was man eigentlich will und was einem Freude bereitet. Oft erledigen wir Tätigkeiten, ohne wirklich darüber nachzudenken, was uns antreibt. Ohne dass wir uns selbst kennen, werden wir nicht finden, was uns erfüllt.
2. Positive Einstellung / Perspektivenwechsel
Statt sich nur auf die negativen Aspekte des Jobs zu konzentrieren, lohnt es sich, den Fokus auf die positiven Seiten zu lenken. Selbst in den herausforderndsten Situationen gibt es etwas zu lernen oder zu schätzen. Eine positive Einstellung und ein Perspektivenwechsel hat einen grossen Einfluss darauf, wie wir unseren Job wahrnehmen. Es ist immer wieder schön zu beobachten, dass während einer Coaching-Session erkannt wird, was denn eigentlich alles toll läuft – nur wurden diese wichtigen Aspekte völlig ausgeblendet oder nicht mehr wahrgenommen.
3. Veränderungen als Chance sehen
Veränderungen gehören zum Berufsleben dazu und können manchmal ganz schön «lästig» sein. Vor allem, wenn wir vor lauter Veränderungen manchmal das Ziel aus den Augen verlieren. Aber sie geben uns auch die Möglichkeit, Neues zu entdecken und uns weiterzuentwickeln. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind Schlüsselkompetenzen, um langfristig Freude an der Arbeit zu haben.
4. Wertschätzung zeigen / Freude teilen
Oft vergessen wir welche Möglichkeiten uns unser Job oder andere ausserberuflichen Tätigkeiten bieten. Dankbarkeit steigert unsere Zufriedenheit. Denkt auch daran, was ihr mit einem einfachen «Dankeschön» bewegen könnt. Für mich persönlich ist dies ein wesentlicher Booster für meine Freude.
5. Selbstverwirklichung
Es geht aber auch darum, unseren Job nicht nur als Mittel zum Zweck zu sehen, sondern als Möglichkeit, uns selbst zu verwirklichen und unsere Talente zu entfalten. Wenn wir unsere Leidenschaften in unsere Arbeit integrieren können, nehmen wir diese nicht mehr als lästige Pflicht, sondern als erfüllenden Teil unseres Lebens wahr.
6. Employability steigern
Was wir lieben, treiben wir weiter. Wenn wir uns weiterbilden und neue Fähigkeiten erwerben, fühlen wir uns kompetenter und selbstbewusster in unserem Job. Dadurch verbessern wir nicht nur unsere Leistungsfähigkeit und unsere Employability, sondern finden auch mehr Freude und Zufriedenheit in unserem Tun.
Und zum Schluss
Damit sind wir auch wieder zurück bei den «Time-outs» aus meinem letzten Blog… Ich möchte euch ermutigen, einen Moment innezuhalten und darüber nachzudenken, was euch wirklich am Job glücklich macht. Vielleicht entdeckt ihr dabei neue Möglichkeiten, euer «Tun» zu lieben und mehr Freude in euren Alltag zu bringen. Denn am Ende des Tages liegt es im Wesentlichen an uns selbst, unsere Einstellung zu verändern und das Beste aus unserer beruflichen Situation zu machen.
Ich finde, dass Menschen für diese persönliche Weiterentwicklung auch Wegbegleiter benötigen. Wegbegleiter können an dieser Stelle Freunde sein, die Mut machen und Aussenreflektion bieten, aber auch Unternehmen und Führungskräfte, denn sie wollen ja am ehesten glückliche, loyale und leistungsbereite Mitarbeiter haben und profitieren davon auch. Leider schauen viel zu wenig Personaler, Führungskräfte und Unternehmer, was ihre Mitarbeiter wirklich brauchen, wo die Talente und Interessen liegen und wie es tatsächlich um die Zufriedenheit bestellt ist. Klar, man kann sagen, dass jeder für sich selbst gut sorgen und sich persönlich reflektieren muss, aber mit hilfreicher Unterstützung geht es besser und schneller und auch die Betriebe profitieren davon. Also, worauf warten?