Wie hast du’s mit Quoten?

Print Friendly, PDF & Email

PersonaldienstleistungImmer wieder, wenn ein Ungleichgewicht in der Belegschaftszusammensetzung vermutet wird, werden Rufe nach Quoten laut. Frauenquoten, Lehrlingsquoten, neuerdings sogar Quoten für Temporärarbeitende. 

Dass Diversity eine gute Sache ist, darin sind sich fast alle einig. Sie sorgt für verschiedene Blickwinkel und ermöglicht bessere Resultate, sofern die verschiedenen Blickwinkel auch wirklich eingebracht, gewürdigt und berücksichtigt werden. Doch kann man Diversity mit Quoten erzwingen? Kann man bessere Resultate mit Quoten erzwingen?

Der letzte Schrei sind Quoten für Temporärarbeitende.

Nun könnte man argumentieren, dass einer Organisation, die allein mit internen Mitarbeitenden operiert, das frische Blut und der externe Blick fehlen. Und dass ihr die Agilität fehlt, mit Auftragsschwankungen umzugehen. In strengen Zeiten müssen die internen Mitarbeitenden mehr arbeiten, leiden unter Stress und werden häufiger krank. Vielleicht muss das Unternehmen Aufträge sogar ablehnen. In ruhigeren Zeiten langweilen sich die Mitarbeitenden und fühlen sich nutzlos. Ihr Potenzial bleibt für die Wirtschaft ungenutzt, obwohl es in Zeiten des Fachkräftemangels dringend gebraucht würde.

Allerdings kommt niemand auf die Idee, minimale Quoten für Temporärstellen einzuführen. Man vertraut darauf, dass die Organisation schon selbst beurteilen kann, ob und wie viele Temporärarbeitende sie benötigt.

Dafür feiern Maximalquoten für Temporärarbeitende neuerdings Hochkonjunktur bei den Gewerkschaften. Die wollen den Unternehmen vorschreiben, wie sie ihre Belegschaft zusammensetzen, und Mitarbeitende bevormunden, in welcher Form sie ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen.

Als Begründung schieben sie die vermeintliche Prekarität der Temporärarbeit vor. Das ist Quatsch. Temporärarbeit ist über das Arbeitsvermittlungsgesetz und den Gesamtarbeitsvertrag Personalverleih engmaschig geregelt. Temporärarbeitende haben klar definierte Löhne und Arbeitszeiten und eine gute soziale Absicherung für Unfall, Krankheit und Alter. Temporärarbeitende haben mit temptraining sogar ihren eigenen Weiterbildungsfonds. Für viele Stellensuchende ist Temporärarbeit der Einstieg ins Erwerbsleben oder eine Brücke in die Festanstellung. Damit ist Temporärarbeit nicht Ursache, sondern Ausweg aus der Prekarität.

Quoten – ob minimal oder maximal – sind bevormundend. Der Absender möchte Unternehmen und Mitarbeitenden pauschalisierend seine Sicht der Welt aufdrücken, weil er sich in der Sache oder gar moralisch überlegen fühlt.

Lassen wir die Hände davon und vertrauen wir auf die Mündigkeit der Arbeitnehmer und Unternehmen, ihren Rhythmus der Transformation zu finden. Transformation lässt sich nicht erzwingen – und auch nicht verhindern.

2 comments for “Wie hast du’s mit Quoten?

  1. 11. April 2018 um 16:56

    Danke für dieses klare Statement. Finde ich sehr wertvoll und sollte Pflichtlektüre für alle sein die in diesem Bereich sich bewegen.

  2. Alexander
    10. April 2018 um 20:27

    Ich teile ihre Einschätzung uneingeschränkt. Diese abstrusen Ideen versuchen einmal mehr die unternehmerischen Freiheiten, welche unsere Wirtschaft stark gemacht haben, einzuschränken. Diversity – in welcher Form auch immer – lässt sich nicht verordnen. Der Arbeitsmarkt reguliert sich über Angebot und Nachfrage und muss den sich verändernden Anforderungen aus der Gesellschaft und Wirtschaft anpassen können. So nimmt die Temporärarbeit zusammen mit anderen Arbeits-Modellen einen Trend zu mehr Flexibilität für Arbeitnehmende und Arbeitgeber in einer modernen Arbeitswelt auf.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert