Wo sind die HR Strateginnen und Strategen à la Pep und Kloppo?

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Blog Personalmarketing Florian SchrodtWas für ein Spektakel. Seit langem habe ich wieder einmal ein Fussballspiel geschaut. Liverpool gegen Manchester City. Fussballgenuss vom Feinsten. Zwei perfekt orchestrierte Mannschaften auf höchstem strategischem Niveau. Hurra-Fussball nach Klopp versus Ballbesitz à la Guardiola. Zwei unterschiedliche Systeme, ein Ergebnis: Erfolgsfussball. Eine Fussball-Analogie für einen HR-Beitrag? Ja, ich finde, da gibt es viele Parallelen. Oder eben zu wenige: Wo sind die echten Strategen und Strateginnen in HR? Die eine wirkliche Philosophie haben, auf denen ein ganzes System aufbaut? Wenn ich es einmal überspitzt sagen darf: Der Unterschied der Mannschaften im HR würde sich bestenfalls an unterschiedlichen Trikots bemerkbar machen. Ansonsten halten sich alle immer an das alte, gleiche Spielsystem. Libero inklusive. Nur die Trikots werden immer bunter – Employer Branding sei Dank.

Apropos Employer Branding (Achtung, es folgt eine Spielfeldverlagerung): Auf LinkedIn fiel mir der Weltfrauentag ins Auge. Überall rühmen sich die Unternehmen und ihre Vertreterinnen und Vertreter dank Social-Media-Kalender mit Danksagungen. Bunte Bilder, schöne Stories: Das kann HR mittlerweile. Ist das aber die Lösung? Wo sind die Strategen und Strateginnen, die dazu auch die richtigen lebensphasenorientierten Arbeitsmodelle implementieren, die flächendeckend gleichen Lohn offerieren? Oder nüchtern gesagt: Strateginnen und Strategen, die dafür sorgen, dass das ungemeine Potenzial eines Grossteils der Bevölkerung wirklich genutzt werden kann und die echte Chancen auf echte berufliche Entfaltung schaffen. Versteht mich nicht falsch: Frauen gebührt der höchste Respekt in jeder Form. Da hilft jeder LinkedIn-Post. Aber wir müssen auch konsequenten Mut zur Veränderung für echte Gleichberechtigung an den entscheidenden Stellen zeigen. Weitere Beispiele für strategisches «Wasser beten», aber «Wein saufen» gibt es zuhauf.

Ein strategisches Fundament baut man allerdings nicht auf markigen Sprüchen (samt schönen Selfies). Es braucht klar kalkulierte Business Cases, Analysen, ein Gespür für Bedürfnisse und echten Einsatz. Denn auch im Fussball kommt vor dem Ballspektakel das Training – und das nicht nur physisch. Wortfeile Stammtischphilosophen und -philosophinnen auf LinkedIn machen die (Arbeits)welt nicht besser. Es ist halt wie beim Fussball: Jeder ist ein «Bundestrainer» und weiss, was gemacht werden muss. Aber niemand macht es. So gewinnt man keine Titel. Und auch keine Menschen.

Dafür braucht es Köpfe, die holistisch denken können, die wissen, wie man Spielsysteme entwickelt, Mannschaften besser macht und Mannschaftsteile verbindet. Schauen wir uns das Dilemma mal am Beispiel Talent Acquisition an – quasi den «HR Angriff». Employer Branding-Experten und -Expertinnen spriessen aus dem Boden. Gerade LinkedIn ist voller Marktschreier, die mit bunten Selfies und einem Bonmot samt Armutsevidenz nicht mehr als Likes und billigen Applaus erzeugen. Was nicht alles ein Muss ist, eigentlich aber eher nach Schnappatmung um jeden vermeintlichen «Gen Z»-Hype wirken sollte. Ich erinnere mich an Jobshot, deren von Tiktok-inspirierte Bewerbungsapp eigentlich nicht mal eine Diskussion wert gewesen wäre, die aber trotzdem für reichlich Kontroverse gesorgt hat. Das Beispiel zeigt, wie ratlos wir im Personalmarketing eigentlich sind und wie sehr das Prinzip «Hoffnung» heute noch massgeblich ist. «Post & Pray» stirbt im Recruiting nicht aus, es sucht sich nur andere Kanäle in neuen Gewändern – Tiktok lässt grüssen.

Was wird hier wirklich erreicht ausser profane Symbolwirkung? Systeme, die auf billigem Applaus und fadenscheinigen Trend Argumenten bauen, braucht niemand. Genau so wenig wie diskutierende Stürmerprimadonnen, die das Tor nicht treffen.

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