Wenn CEO «Chief Euphoric Officer» bedeutet

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Employee Engagement«Engagement ist keine Frage des Alters», habe ich letztes Jahr geschrieben. Dennoch trifft man das Thema «Generation Y» immer wieder im Kontext von Employee Engagement gesondert an. Grund genug, den Austausch mit einer Expertin zu suchen und die Thematik aus einem neuen Blickwinkel zu beleuchten: 

Chantal Calame ist CEO – Chief Euphoric Officer – bei euforia, einem unabhängigen Social Business, das jungen und erfahrenen Führungskräften den Raum für Erfahrungen, die Werkzeuge und das Mindset bietet, um gute Vorsätze in echtes Engagement umzumünzen. In Zusammenarbeit mit ausgewiesenen internationalen ExpertInnen hat euforia innert fünf Jahren einen hoch wirkungsvollen Ansatz entwickelt, der unter anderem vom World Economic Forum, der UNESCO und Ashoka ausgezeichnet wurde.

Frau Calame, warum fördert euforia generationsübergreifende Zusammenarbeit am Arbeitsplatz?

Chantal Calame: Wir stehen vor gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen, die eine Generation alleine nicht lösen kann. Innovation wird für jedes Unternehmen immer zentraler. Diese entsteht in Spannungsfeldern und braucht neue Formen der Kollaboration, die in generationsübergreifenden Projekten erprobt werden können.

Eine engere Zusammenarbeit von Unternehmen mit Digital Natives erlaubt, starre Denkmuster zu durchbrechen, mit neuen Führungs- und Arbeitsweisen zu spielen, sowie Kompetenzen zu schaffen, mit denen die Chancen und Herausforderungen des Wandels erkannt und angepackt werden können.

Was sind die Stärken der Generation Y und wie wird sie den Arbeitsplatz in den nächsten zehn Jahren verändern?

Die grösste Stärke der GenY ist, dass sie glokal (global und lokal) und vernetzt denken kann, das heisst, sie konzentriert sich auf das System, nicht nur auf einzelne Teilbereiche und berücksichtigt ökonomische, soziale, politische und ökologische Risiken und Möglichkeiten.

Dabei befindet sich die Welt durch die Digitalisierung in einem ständigen Wandel. Dies verlangt ein hohes Mass an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Durch den vereinfachten Zugang zu Information und Wissen ist sich die GenY aber auch ihrer Interessen bewusst und bringt das Engagement mit, sich aktiv in ihr Arbeitsumfeld einzubringen.

Der Arbeitsplatz der Zukunft wird transparenter sein, frei von starrer Hierarchie; ein Ort, an dem man zusammen an übergeordneten Zielen arbeitet, die weit über die klassische Zielvereinbarung am Arbeitsplatz hinausweisen. Leben und Arbeiten werden sich hier stärker vermischen und persönliche und berufliche Ziele auf eine neue Weise verbinden.

Können Sie anhand einer Erfolgsgeschichte zeigen, wie Arbeitgeber die junge Generation in strategische Entscheidungen einbinden können und was für Auswirkungen das auf das ganze Unternehmen hat?

Ein Manager in einer Telekommunikationsfirma hat während unseres Change Management und Leadership Programms «Leading with Impact» entdeckt, dass junge Menschen ihre Ziele gerne selber setzen. Er hat sich dann entschieden, diesen neuen Ansatz in seiner Abteilung zu testen, obwohl es im starken Kontrast zum existierenden Performance Measurement System in seinem Unternehmen stand. Das hat dazu geführt, dass seine Mitarbeiter Eigeninitiative ergriffen und bessere Leistungen erbracht haben als mit vorgegebenen Zielen.

Worin sehen Sie die grössten Herausforderungen, um den generationsübergreifenden Dialog am Arbeitsplatz voranzutreiben?

Vorurteile von Jung und Alt machen die Zusammenarbeit manchmal schwierig bis unmöglich. Man wirft sich aus unterschiedlichen Gründen gegenseitig Anspruchsdenken, mangelnde Arbeitsethik oder Orientierungslosigkeit vor. Viel zu schnell fallen wir in die «so ist es eben und so war es schon immer»-Falle und akzeptieren das als Ergebnis. Wir brauchen mehr Mut, Dinge auszuprobieren, Fehler zu machen und zusammen zu lernen und so nicht nur in, sondern auch ausserhalb der Box zu denken.

Zudem blockieren in vielen Organisationen und Unternehmen starre Hierarchien den Austausch. Strategische Entscheidungen und Problemlösung werden von Führungskräften übernommen, die weit weg vom eigentlichen Problemfeld oder den Endnutzern und Kunden agieren. Wenn man Hierarchien durchbricht und Mitarbeiter, die näher am Kunden oder Problem arbeiten, in Entscheidungen einbindet, kann man mit effizienteren und nachhaltigeren Lösungen rechnen.

Was brauchen GenY-Mitarbeiter am Arbeitsplatz, um interessiert an ihrer Arbeit und Karriere zu bleiben?

Wir treten eine neue Ära der Zusammenarbeit an, in der wir unsere Werte, Potenziale und Leidenschaften nicht nur in der Freizeit, sondern auch im Beruf voll ausschöpfen wollen. Dadurch nehmen wir unsere gesellschaftliche Verantwortung wahr, stiften Sinn und haben Spass. Das sind alles fundamentale Elemente, die zu einem gesunden, nachhaltigen und produktiven Arbeitsumfeld gehören, nicht nur für die junge Generation!

Mit bestehenden Strukturen und Denken zu brechen, stösst immer auf viel Widerstand und braucht jede Menge Mut, Inspiration und Durchhaltewillen. Auf 20 Prozent Innovatoren treffen 50 Prozent Follower und 30 Prozent Dinosaurier, die sowieso finden, früher war immer alles besser. Nun, die guten News sind: Die Dinosaurier sind am Aussterben.

2 comments for “Wenn CEO «Chief Euphoric Officer» bedeutet

  1. 21. Januar 2016 um 17:22

    Ich gehöre zwar zu den Baby-Boomern, trage aber anscheinend das Gen Y in mir. Ich bin flexibel und lernbereit, durchbreche gerne Denkmuster, sehe mich als vielseitige Generalistin und halte „Arbeit“ nicht nur für Broterwerb. Jetzt kommen noch mehr meines Schlages in die Arbeitswelt. Wie schön! Es wird spannend…

    • 21. Januar 2016 um 17:53

      Liebe Caren,
      Vielen Dank für deinen sympathischen Kommentar! Sehe das genau gleich: es steht eine spannende Zeit bevor in der Arbeitswelt!

      Lieber Gruss,
      Sunnie

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