Beim krisenbedingten Stellenabbau von Globetrotter wird der Entscheid wer gehen soll teilweise an die Mitarbeitenden delegiert. Vorbildhafte Soziokratie oder eher Psycho-Stress?
Der Reiseveranstalter Globetrotter muss aufgrund der aktuellen finanziellen Situation vier von 21 Filialen schliessen, was zu einem Stellenabbau führt.
Gleichzeitig haben sie dieses Jahr neu das System der Soziokratie eingeführt. Deshalb müssen sich die Mitarbeitenden auf die verbleibenden Stellen bewerben.
Im Rahmen eines Wahlverfahrens entscheiden dann die Teams, wer den Job bekommt. Indirekt entscheiden die Mitarbeitenden dadurch auch, wer von ihren Kolleg*innen entlassen wird.
Ich mache mir im heutigen Podcast Gedanken zu diesem heiklen Thema und bin gespannt auf eure Kommentare.
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Unternehmer können sich nicht um Kündigungen drücken! Wer einem Mitarbeiter kündigt, ist verantwortlich für die Folgen – doch es nicht zu tun, hat ebenfalls Konsequenzen. Darüber sollten sich Unternehmer im Klaren sein, egal ob es sich um eine ordentliche Kündigung oder eine fristlose Kündigung handelt. Kündigungen sind ein Teil ihrer Führungsaufgabe – zumindest dann, wenn sie aus betrieblichen Gründen unvermeidbar sind und alle alternativen Handlungswege (wie Förder- und Kritikgespräch, Abmahnung, Veränderung des Aufgabenfelds) ausgeschöpft sind.
Ich bin ein Anhänger von agilen, netzwerkartigen Organisationsstrukturen – aber unter bestimmten Bedingungen:
(1) Man darf diese partizipativen Strukturen nicht für die einzige Alternative halten, es gibt viele andere sinnvolle Formen.
(2) Man darf eine solche Organisationsform nicht von oben her «überstülpen» – die Organisation selber muss (mit)entscheiden, ob sie sich auf diesen Weg begeben will.
(3) Es braucht sehr viel Zeit und Geduld, bis sich so eine Struktur entwickeln und entfalten kann. Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
(4) Als eine der erste Aufgaben eine solche Organisation mit der Entscheidung über das persönliche Schicksal von KollegInnen zu beauftragen, ist sehr heikel.
Lieber Matthias
Ganz herzlichen Dank für diesen interessanten Kommentar. Unsere Gedanken scheinen in eine ähnliche Richtung zu gehen.
Den Ausdruck «das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht» kannte ich noch nicht. Finde ich genial und werde ich mir gerne merken!
viele Grüsse
Etienne