Männer! 3 einfache Fragen.

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Employer-BrandingDer März beginnt jedes Jahr als krasser Frauenmonat. Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Ein Anlass für reichlich Medienberichte über Benachteiligung, Doppelbelastung und Lohnungleichheit schon im Vorfeld. Es hat etwas vom alljährlichen Fernsehklassiker «Dinner for One» zu Silvester. Man weiss genau was kommt, und trotzdem wird es nie obsolet.

Im Fernsehen schaut man dem tollpatschigen Mann gerne beim Straucheln zu. Im echten Leben ist es genau andersrum. Es wird nicht der Frau serviert, sie wird eher abserviert. Bei mir löst das mittlerweile zwar nicht Langeweile, wohl aber Genervtheit aus. Und zwar mit dem Teil der Wirtschaft, zu dem ich auch gehöre, und der daran so gut wie nichts ändert. Und weil wir Männer offensichtlich ein gewisses Problem bei diesem Thema haben, kann ich auch keinen 10-Punkte-Plan anbieten. Aber ich habe dafür 3 einfache Fragen. Das sollten wir doch hinbekommen, Kollegen, oder?

  1. Erstens: Warum bekommen Frauen weniger bezahlt?
    Ich habe mich darüber schon immer gewundert. In der wohlhabenden Schweiz gibt es laut Bundesamt für Statistik einen durchschnittlichen Lohnunterschied von rund 700 Franken. Besonders heftig wird es in den beiden oberen Führungsebenen, dort verdienen Männer im Schnitt 11’116 Franken und Frauen 9249 Franken. Die Frau bekommt also nur rund 83 Prozent des männlichen Gehalts. Dafür gibt es Gründe. Und es gibt Ausreden. In Deutschland hat das Bundesarbeitsgericht kürzlich gleich zwei deutliche Urteile in Sachen Lohnungleichheit gesprochen. Und dabei auch ein Argument abgeräumt, das man immer wieder hört. «Der Mann macht zwar nichts anderes und leistet auch nicht mehr, aber er hat halt besser verhandelt.» Einfach mal kurz sacken lassen. Wir belohnen als Arbeitgebende den Mann also noch dafür, dass er stärker motiviert ist, ein egoistisches Motiv gegenüber uns durchzusetzen? Was haben wir als Unternehmen denn davon? Complete Nonsens und würde jedem britischen Sketch zur Ehre gereichen.
  2. Zweitens: Warum kriegen wir keine Parität hin?
    Im Global Gender Gap Report des WEF fiel die Schweiz im letzten Jahr aus den Top 10 und landete auf Rang 13. Deutschland hängt knapp auf Platz 10 und Österreich landet sogar nur auf Platz 21. Auch hier: Es gibt Gründe, und es gibt Ausreden. Das Erste, was ich höre, wenn ich jemandem diese Zahlen sagen: «Jaja, ich weiss, die nordischen Länder machen das besser, aber die haben ja eine ganz andere Kultur und Geschichte.» Stimmt. Island, Finnland und Norwegen belegen die ersten drei Plätze. Aber vor den fabelhaften deutschsprachigen Ländern liegen auch, man höre und staune: Ruanda (6), Nicaragua (7) und Namibia (8). Am sichtbarsten wird die Ungleichbehandlung bei der Besetzung von Top-Positionen. In der Schweiz liegt beispielsweise der Frauenanteil in Verwaltungsräten mit 28,1 Prozent unter dem europäischen Schnitt von 35,5 Prozent. Die Diskussionen um Quote sind ähnlich quälend wie in Deutschland und die mikroskopischen Fortschritte sollte man besser nicht so nennen. Selbst dort, wo es Quoten (aber keine Sanktionen) gibt, geht es kaum voran. In welchem anderen Bereich würden wir es uns erlauben, regelmässig unsere Ziele nicht zu erreichen? Jeder Vertriebsleitende oder jeder Einkäufer wäre seinen Job nach zwei Jahren los. Bringt mich zu der Schlussfolgerung: Ihr meint es nicht ernst, Kollegen! Und das bringt mich direkt zur dritten Frage.
  3. Was sind wir nur für Männer?
    Mir geht es um unser Bild von uns selbst. Ich nehme als Aufhänger mal die 11’116 Franken, die (wir) Männer in der Schweiz im Top Management verdienen. Die bekommen wir – so denken wir doch – für unsere herausragenden Leistungen. Für unsere genialen Strategien, für unser ungeheure Energie und Tatkraft, für unser besonderes Wissen und unsere umfangreiche Erfahrung. Kurz: Wir sind superschlau und superstark, supercool und superschnell. Wir können alles, wir können alles besser, nur Gleichberechtigung kriegen wir nicht hin? Sorry to say: Das kann nicht sein. Zum Dritten Mal: Es gibt Gründe, und es gibt Ausreden. Für Ungleichbehandlung gibt es in 99 Prozent der Fälle keine Gründe! Selbst in Bereichen, in denen sehr schwere körperliche Arbeit zu leisten ist, die Frauen im Durchschnitt aus biologischen Gründen weniger gut meistern können: Es gibt immer die Frauen, die es doch können. Es gibt immer einen Anteil Frauen, die es besser können als ein gewisser Anteil der Männer. Und ganz praktisch gesprochen: In wie vielen Berufen, in wie vielen Arbeitsbereichen kommt es darauf wirklich an? Wer es vertiefen will, dem sei hier ein Beitrag von Harald Ackerschott empfohlen. Wir Männer müssen in unseren Köpfen aufräumen mit dem Bild vom «starken Geschlecht». Wir überfordern uns auch in dieser Rolle, und zugleich verhindern wir, dass die Besten wirklich nach vorne kommen. Und das sind eben logisch betrachtet ungefähr zu 50 Prozent Frauen.

Warum schreibe ich das hier alles? Ich denke, der Zusammenhang mit dem Employer Branding liegt auf der Hand. Ich selbst arbeite seit Gründung der DEBA mehrheitlich mit Frauen. In den Unternehmen wird Employer Branding zu 80 Prozent von Frauen bearbeitet. Man muss also nicht weit gehen, wenn man eine weibliche Perspektive hören und verstehen will. Man kann die Augen aufmachen und jeden Tag sehen, dass die sogenannte Care-Arbeit überwiegend von Frauen getragen wird, insbesondere die unbezahlte zuhause (übrigens eine doppelte Unverschämtheit, Frauen dann auch noch in der Firma weniger zu bezahlen). Aber gerade, weil die Umstände noch so sind, müssten wir doch den doppelten Aufwand betreiben, und Frauen im Berufsleben den roten Teppich ausrollen. Und wir müssen uns als Männer auch mental etwas umkonfigurieren. Es ist nicht unprofessionell, wenn im Teammeeting plötzlich ein Kindergesicht auftaucht und eine kleine Hand in die Kamera winkt. Es ist nicht unprofessionell, wenn man den Arbeitsplatz verlässt, weil das Kind in der Kita plötzlich Brechdurchfall bekommen hat. Und es ist schon gar nicht unprofessionell, wenn wir Männer unseren Teil zur Care-Arbeit und zu einer familienfreundlichen Unternehmenswelt beitragen. Wir sind ja stark, wir sollten das schaffen.

Also, Männer, gebt Euch einen Ruck. Zeit, «Dinner for One» zu realisieren. Time to serve.

PS 1: Wer wissen will, wie man eine Frauen- und familienfreundliche Unternehmenskultur baut – ich vermittle gerne Kontakte zu Expertinnen. Davon gibt es genügend.

PS 2: Aus Anlass des Internationalen Frauentags gibt es bei DEBA das Lunch-Webinar «Employer Branding ist weiblich!» Hier könnt ihr euch anmelden.

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