Hobbies haben im Lebenslauf nichts zu suchen

Die meisten Kandidaten erwähnen ihre Hobbies im Lebenslauf. Aber bringt das etwas? Ich finde nicht.

Ich überlege in diesem Podcast, weshalb so viele Hobbies langweilig klingen, warum sie bei der Rekrutierung nichts bringen und wieso Recruiter trotzdem darauf achten. Und zum Schluss kann ich mir einen kleinen juristischen Exkurs nicht verkneifen.

9 comments for “Hobbies haben im Lebenslauf nichts zu suchen

  1. 30. Mai 2016 um 9:07

    Hallo Etienne
    Danke für diesen Artikel.
    Dieser Ansatz ist für mich wichtig.

    Seit 20 Jahren rekrutiere ich sehr verschiedene Stellenprofile – vom Lernenden bis hin zum Geschäftsführer und immer wieder waren für mich die Hinweise auf die Hobbys ein weiteres Puzzleteil, welches ich im Interview vertieft habe.
    Natürlich sind mir die arbeitsrechtlichen Argumente bewusst. Ich vertrete hier die Auffassung: „wo kein Kläger, da kein Richter“. Wenn mir ein Bewerber diese Informationen gibt, dann nur durch eine offene Frage im Gespräch. Wenn er sie mir bereits vorher gibt…um so netter…
    Meine Sicht der Dinge: ich suche Menschen und die bestehen aus einem ganzheitlichen Ansatz. Nicht nur Job.
    Selber darf ich auch angehende Berufsleute Fit für den Bewerbungsprozess machen. Und da schliesse ich mich meinem Vorredner an: die Unterlagen sind so dünn – es ist nur gut noch zu wissen, ob jemand nur Teamsporten frönt oder gerne alleine unterwegs sind. Nicht, dass ich das sofort bewerte. Ich hole mir die Sicherheit des Verständnisses im Gespräch.

    Schlussendlich habe ich schon erlebt, dass bei Vorgesetzten die Wahl zwischen zwei sehr gleichwertigen Bewerbenden …also zum Schluss… wenn kein anderes Argument mehr da war, der Blick auf die Hobbys war.

  2. Jürg
    22. Mai 2016 um 16:46

    Hallo Etienne

    Für mich gehören Hobbies in den CV. Zum einen möchte ich erkennen, wie der Mensch seine Work-Life-Balance gestaltet. Zum anderen, wo er vielleicht in ein zeitliches Problem reinläuft (Trainer/Bereitschaft zu Überstunden etc).

    Ich gehe mit Dir einig, dass einfache Hobbies, die jeder hinschreibt, aussagslos sind. Reisen, Lesen, Sport sind so die Klassiker. Da mir als HR-ler keine Position, sondern Menschen anstellen, wäre es für mich als Leser interessanter, wenn folgendes stehen würde:

    Reisen – das asiatische Lächeln verzaubert mich immer wieder
    Sport – Als Fussballer im linken Mittelfeld unterstütze ich die Offensive und Deffensive.
    Lesen – bei einem guten Buch kann es schon mal passieren, dass ich vergesse an der richtigen Station auszusteigen.

    Das gibt etwas über den Schreiber preis und kann gerade auch als Eisbrecher verwendet werden.

  3. Rita James-Wigger
    12. Mai 2016 um 16:59

    Hallo Etienne, ich kann mich der Aussage von Ruth Blunier nur anschliessen. Gerade auch bei jüngeren Bewerbern, die noch nicht über umfangreiche Berufserfahrung verfügen, sind Angaben zu Hobbies/Freizeitaktivitäten ebenfalls wertvolle Informationsquellen, die in der 1. Selektion und dem persönlichen Gespräch Rückschlüsse auf Sozialkompetenzen und Leistungsverhalten ermöglichen. Bei keiner Erwähnung der Freizeitaktivitäten wird bei uns aus den vorgenannten Gründen nachgefragt, und damit wir mit dem Kandidaten/der Kandiatin auch gleich über das Nebeneinander einer anspruchsvollen berufl.Tätigkeit und seines/ihres möglichen Engagements als Juniortrainer eines FCs oder Hobby-Tanzlehrerin reden können.
    Freundliche Grüsse
    Rita

  4. 12. Mai 2016 um 15:51

    Hallo,
    Der Beitrag ist zwar interessant, aber einer von vielen, welche die Kandidaten einmal mehr verwirren. Es gibt 8 Milliarden Menschen – und 8 Milliarden Meinungen zu Form und Inhalt von CVs (Recruiter inbegriffen).
    Bis vor Kurzem elaborierten alle über Work-/Life-Balance, heute ist BGM als Hype aktuell. Beide beinhalten den Ausgleich des Menschen und seiner Gesundheit im Spagat zwischen Arbeit und Freizeit. Und das nennt man Hobby, man kann es auch Freizeitbeschäftigung oder Ausgleich nennen. Und dies gehört zur gesamtheitlichen Betrachtung einer Persönlichkeit im Rekrutierungsprozess.
    Wenn die Freizeitbeschäftigung sehr speziell ist, ist dies auch eine interessante Information. Wenn Hobbies doof oder unangebracht wirken, ist das vielleicht subjektive Wahrnehmung des Recruiters, andernfalls auch eine ‚Information‘. Und es gibt durchaus auch Ausgleiche, welche die Performance am Arbeitsplatz beeinflussen, also passt das auch mit dem Datenschutz.

    Und wenn Hobbies im CV fehlen, hat man ja wenigstens einen Grund, das Budget für BGM anzupassen (zu erhöhen :-)).

    • 12. Mai 2016 um 19:38

      Lieber Christoph

      Ich gebe es zu, ich musste beim Lesen deines Kommentars kurz leer schlucken…

      Ich gab mir richtig Mühe um zu belegen, weshalb Hobbies gemäss Datenschutzgesetz nicht in den Lebenslauf gehören. Und du hast mein Argument genommen, auf den Kopf gestellt und elegant erklärt, weshalb Hobbies trotzdem arbeitsrelevant sind und in den Lebenslauf gehören.

      Danke für diesen spannenden Kommentar! Und für den nächsten Podcast muss ich wohl etwas früher aufstehen ;-)

      viele Grüsse
      Etienne

  5. 10. Mai 2016 um 15:01

    Hallo Etienne
    die Hobbies runden das Gesamtbild einer Person ab. Für mich zeigen sie verschiedene Perspektiven der Persönlichkeit: Wie findet die Person den Ausgleich zu den beruflichen Tätigkeiten; ist sie eine Einzelkämpferin oder Mannschafts-/Team-Mitglied; engagiert sie sich sozial, Freiwilligenarbeit; ist sie Freizeit- oder Halbprofi-Sportlerin; wie zeitintensiv ist das Hobby, damit auch Ruhezeiten eingehalten werden können; Flexibilität der Arbeitszeiten? Das Verhalten und die Motivation im Beruf prägen und beeinflussen das Privatleben und umgekehrt. Leider werden diese Einflüsse zu häufig unterschätzt. Ich befürworte eine ganzheitliche Betrachtung der Person und handle nicht nach dem Motto: Einstellen aufgrund hoher Fachkompetenz und entlassen wegen schwacher Sozial- und Führungskompetenz besonders in leitenden Funktionen. Hinter jeder Bewerbung steht ein Mensch, der es WERT ist, als Mensch behandelt zu werden.
    Grüsse Ruth

    • 10. Mai 2016 um 16:28

      Liebe Ruth

      Wir sind nicht (in allen Punkten) gleicher Meinung und deshalb finde ich deinen Kommentar besonders interessant. Ganz herzlichen Dank.

      Ich befürchte eben, dass in vielen Fällen Hobbies nach dem „worst case“-Prinzip und basierend auf Vorurteilen beurteilt werden. Aber Kandidaten sollen auf jeden Fall ganzheitlich betrachtet und als Menschen behandelt werden.

      viele Grüsse
      Etienne

  6. Leandra
    10. Mai 2016 um 12:43

    Hi Etienne

    Danke für deinen spannenden Beitrag!
    Ich stimme nur teils mit dir überein: Wenn jemand „TV schauen“ und „Reisen nach Mallorca“ als Hobby angiebt, dann sollte man dieses besser weglassen. Wenn jedoch jemand auf einem sehr hohen Niveau einen Sport betreibt oder sich in einem Verein engagiert, dann finde ich kann das sehr viel über die Persönlichkeit aussagen und kann auch für einen Job sehr viel nützen. Es sollte aber nie ein Kriterium für eine Anstellung oder Ablehnung sein. Grundsätzlich handhabe ich es so, dass wenn jemand Hobbys in einem Lebenslauf aufführt, ich durchaus auch darauf eingehe. Wenn jedoch jemand nichts schreibt, dann frage ich auch nicht aktiv nach, da dies ja aus rechtlicher Sicht auch heikel ist. Ausser bei einer Position, bei welcher ich weiss, dass die Belastung hoch sein kann, frage ich nach einem Ausgleich neben der Arbeit, da dies in meinen Augen wichtig ist für die psychische Gesundheit.

    Grüsse
    Leandra

    • 10. Mai 2016 um 16:19

      Liebe Leandra

      Vielen Dank für deinen Kommentar. Das mit der hohen Belastung bei der Arbeit und dem Ausgleich in der Freizeit ist ein sehr spannendes Argument.

      viele Grüsse
      Etienne

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