Geld oder bessere Welt?

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Warum der Trend zur Purpose getriebenen Organisation Zukunft hat.

Der «Purpose» ist in aller Munde. Unternehmen brauchen einen tieferen Sinn. Sie sollen mehr als nur Geld verdienen. Sie sollen der Gesellschaft dienen. Und ganz wichtig: Die Generation Z fährt voll darauf ab. Wer arbeitet denn noch wegen des Lohns? «Purpose» ist das neue Wundermittel auch im Kampf um Talente. Streben nach Profit allein, ist out. Die Welt muss besser werden. Hier die wichtigsten Argumente für und gegen die Suche nach dem tieferen Sinn Ihres Unternehmens.

Lohn entscheidet über die Jobwahl – noch
Leider zeigt das die letzte Studie von Jobcloud. Fairerweise muss man aber anfügen, dass sich die eintausend befragten Probanden aus dem ganzen Altersspektrum und allen Berufsgattungen zusammensetzten. Also kann man darauf hoffen, dass die neuen Generationen etwas weniger gierig auf Jobsuche gehen. Dazu kommt, dass nur 40 Prozent der Mitarbeitenden ihren Job wirklich lieben. Daraus kann man schliessen, dass viele Mitarbeitenden ansprechbar sind, wenn es darum geht, etwas wirklich Sinnstiftendes zu tun.

Werte als Kompass – alles oder nichts
Patagonia ist das absolute Vorzeigeunternehmen, wenn es um werteorientierte Arbeit geht. So fordert das Unternehmen die Kundinnen und Kunden per Inserat auf, am Black Friday nichts Unnötiges zu kaufen. Das Unternehmen exponiert sich mit klaren politischen Statements zu den amerikanischen Präsidentschaftswahlen mit Kleideretiketten auf denen «Vote the assholes out» steht. Patagonia schaffte es im letzten Jahr, die albanische Regierung für einen Nationalpark entlang einem der letzten Wildflüsse in Albanien zu gewinnen. Yvon Chouinard, Gründer von Patagonia, hat vor einigen Wochen sein ganzes Unternehmen und alles Geld in eine Stiftung überführt, um damit den Klimaschutz voranzutreiben. Patagonia investiert seit Jahrzehnten einen Teil des Umsatzes in den Landschaftsschutz. Wenn man seine Firma also auf Purpose trimmt, muss man ziemlich viel Mut haben und bereit sein, sich zu exponieren. Ein bisschen sinnvoll geht leider nicht. Wer sich an Werten orientiert, muss den ganzen Weg gehen – auch wenn das manchmal schmerzhaft ist.

Wer sich kümmert, lebt länger
Shareholder Economy und die Orientierung an Quartalsabschlüssen halten Firmen auf zack, sind aber andererseits die absoluten Bremsklötze für ein nachhaltiges Unternehmen. Langfristige Investitionen sind nicht erwünscht, weil allein der kurzfristige Gewinn zählt. Da nützen auch schöne Umweltberichte nichts, die alle börsennotierten Unternehmen abliefern, als wären es neue Hausaufgaben. Dass Gier und Bonusjagd schlechte Ratgeber sind, zeigt aktuell die zweitgrösste Schweizer Bank eindrücklich. Dabei gibt es gerade auch in der Schweiz viele KMU, die sich seit vielen Jahren still und leise für soziale Belange und nachhaltiges Wirtschaften engagieren. Jetzt wäre es an der Zeit, auch darüber zu sprechen. Dabei ist vor allem wichtig, dass die Mitarbeitenden ein aktiver Teil davon werden und darüber berichten. Bei unseren Employer Branding-Projekten sind wir immer wieder erstaunt, welche Perlen wir finden und darüber, wie viel Gutes in Unternehmen steckt, ohne dass davon gesprochen wird.

Das System macht den Unterschied
Wertegetriebene Unternehmen sehen nachhaltiges Wirtschaften nicht als Hausaufgabe. Sie sind Überzeugungstäter. Manchmal Besessene. Es geht nicht um einzelne Optimierungen. Es geht um das System. Ein gutes Beispiel dafür ist Freitag. Einfach zu nennen, weil die Plastikplanen-Taschen alle kennen. Das Zusammenspiel aller Bereiche, aller Produkte, der Kommunikation und der Organisationsform passen zusammen. Das Freitag Manifest bildet diese Haltung ausgezeichnet ab. Die Idee ist nicht, ein solches Unternehmen nachzuahmen. Es geht darum, zu verstehen, dass man die ganze Organisation auf eine Haltung ausrichten muss, wenn man glaubwürdig sein will.

HR macht den Erfolg
In diesem ganzen Spiel hat HR eine entscheidende Rolle. Warum? Weil es um Verhaltensänderung geht. Weil etwas im Kopf der Geschäftsleitung, der Führungskräfte und der Mitarbeitenden passieren muss. Es geht nicht mehr um Profitabilität, sondern darum, etwas zu bewegen. Die Profitabilität ist nicht mehr Ziel an sich, sondern Mittel dazu, ein höheres Ziel zu erreichen. Dazu braucht es Kulturveränderung und Organisationsentwicklung – und ganz viel Personalentwicklung. Der Purpose und die neue Strategie mag der Motor sein. Kultur und Mindset sind das Getriebeöl. Ohne dieses blockiert der Motor in kürzester Zeit. Zu schauen, dass das Getriebeöl in der richtigen Qualität und Menge in den Motor kommt: Dafür ist HR zuständig.

Fazit:
Ich bin fest davon überzeugt, dass die Zukunft den Unternehmen gehört, die von einem höheren Ziel (Purpose) angetrieben werden. Nicht nur mit Blick auf neue Generationen oder den Fachkräftemangel. Man muss sich nicht gleich an Patagonia messen und den Mut verlieren. Viele Unternehmen haben schon Dinge, die den Weg zum «Sinn-vollen» Unternehmen einfach machen. Wir müssen sie ausgraben und ins Zentrum rücken. Wie immer gilt: Gross denken, klein anfangen – und bleiben Sie authentisch. Denn das Gegenteil von gut gemacht, ist gut gemeint. Gilt auch hier.

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