Monthly Archives: Juni 2017

Wir verlieren die Kontrolle. Und das ist gut so.

Wer zukunftskompetent sein will, geht ein delikates Tauschgeschäft ein. Veränderungsfähigkeit, Innovation und ein Leben nach der Disruption erhält nur, wer die Kontrolle abgibt. Das verlangt auch, die Stabilität der Vergangenheit kritisch und als Hindernis bei der Entfaltung der eigentlichen Potenziale zu sehen. Die Strukturen der alten Arbeitswelt brachten uns Sicherheit, Stabilität und Ordnung. Genauso hindern uns nun aber veraltete Formen der Arbeitsteilung – also Berufe, Hierarchien, Abteilungen und Organisationsgrenzen – daran, unsere Potenziale zu entfalten. Die verlorene Kontrolle geht an Netzwerke über. Situativ übernehmen Mitarbeitende, Communities oder künstlichen Intelligenzen das Steuer. In der Folge geraten unsere Vorstellungen von Führung, Management und Organisationsdesign ins Wanken. Fixe Ziele werden ebenso obsolet wie strukturierte Change-Management-Vorhaben oder Top-Down-Führungsversuche. Die Netzwerke im Detail zu lenken und zu gestalten, ist aufgrund deren Komplexität und Dynamik unmöglich. Entwicklungen überschlagen sich, verzögern sich oder werden von Gegentrends überlagert.

Womenomics: Das ganze Potential ausschöpfen

Super Ausbildung, bereit für den Arbeitsmarkt, zwischen 25 und 30 Jahre alt. Und schon in der Karrieresackgasse. Die Realität dämpft die Erwartungshaltung von jungen Absolventinnen. Natürlich ist die Karriere kein Erfolgsprogramm der ersten Berufsjahre. Karriere ist eine lange Reise. Der Fall von Anna hat aber einen weiteren Haken. Wo sie sich beworben hat, wird nur befördert, wer 100 Prozent arbeitet. Hat eine Frau ein Kind, ist das nahezu unmöglich.

Natürlich können Organisationen nicht jeden befördern, der befördert werden will. Aber wenn Mitarbeitende nicht einbringen dürfen, was sie können, dann liegt Potenzial brach. Wenn zudem Frauen nach der Familienzeit wegen Einschränkungen den Weg nicht mehr zurück in die Karriereplanung oder gar ins Berufsleben finden, ist das tragisch – und volkswirtschaftlicher Nonsens: Auf Staatskosten ausgebildete Fachkräfte finden keinen Platz in der Praxis.

Warum wir für Jobsplitting sind und wie Leo in ein Fettnäpfchen tritt und sich daraus wieder befreit, erfahrt ihr im heutigen Podcast.

Temporärfirmen, die fairen Ubers

Wenn eine Mitarbeiterin in der Firma X arbeitet, ihren Arbeitsvertrag aber mit dem Stellenvermittler Y abgeschlossen hat und von ihm den Lohn erhält, dann ist das Temporärarbeit.

Eine solche Dreiecks-Konstellation kann aus verschiedenen Gründen Sinn ergeben: Die Firma X möchte sich auf ihr Kernbusiness fokussieren und lagert deshalb HR-Aufgaben aus. Oder: Die Firma X hat dringenden Bedarf nach einer Fachkraft und kann diese selber nicht so rasch finden. Auch möglich: Die Firma X sucht nach flexiblen Arbeitsmodellen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu halten. 

Betriebliches Gesundheitsmanagement: Jetzt mal ehrlich …

«Sie sind eine grosse Hoffnung.» Mit diesem Satz hat mich Herr Engeli, HR-Verantwortlicher eines internationalen Produktionsbetriebs, empfangen. Im Sitzungszimmer präsentierte er mir die Zahlen. Nein, nicht Umsatz oder GOP – sondern die Krankheitstage. Beziffert in Fakten und Konsequenzen, bis ins letzte Detail. Ich war beeindruckt. Weniger vom Resultat als vielmehr von der Tatsache, dass man dieser Tendenz der Mehrkosten seit zwei Jahren nicht entgegenwirkte.

3. HR Barcamp Zürich: Sprudelnde Ideen und eine Selbsthilfegruppe

Am Freitag fand das HR Barcamp Zürich zum dritten Mal statt. Den bunten Themenmix bestimmten die über 100 Teilnehmer selbst: Active Sourcing, Leadership, Rekrutierung, Personalentwicklung, Unternehmenskultur – insgesamt fanden 26 verschiedene Sessions statt.

Aus dem «Zentrum Karl der Grosse» habe ich euch ein paar Eindrücke mitgebracht. Eine Session ist mir besonders geblieben: Sie hiess «Auslaufmodell HR-Manager» – Pascal Fäh, HR-Leiter der Laufschuhmarke On, kündigte sie in seinem Themen-Pitch augenzwinkernd als Selbsthilfegruppe an.

Eine Bildergalerie und mehr Eindrücke vom dritten HR Barcamp gibts im Artikel «Von Jobhopping, Selbsthilfegruppen und Schach» auf hrtoday.ch.

Closing the digital HR-Gap

Zugegeben: Ich hätte auch «Schliessen Sie die digitale HR-Lücke» schreiben können. Das klingt aber nicht so sexy. Als Marketeer schmeisst man schliesslich gerne mit Anglizismen um sich. Oftmals sogar, ohne es zu merken. Déformation professionelle halt. Ich merke das öfters, wenn mich meine angehenden HR-Fachberaterinnen mit rollenden Augen oder Stirnrunzeln – wahlweise auch beides – bestrafen, wenn ich mich mal wieder in meiner Geheimsprache verliere.