Kampf den Stellenanzeigen!

BerufsbildungZum Start im neuen Jahr wage ich mal was: Ich plädiere für die konsequente Abschaffung von Stellen-Inseraten. Und zwar offline wie online!

Entstanden ist das Inserat in einer Zeit, wo Firmen Mitarbeitende ausschliesslich selektionieren mussten. Die Checkliste der Erwartungshaltung an die Kandidaten mit einem Logo sowie zwei Zeilen Firmeninformationen, die sich mehr gleichen als ein Ei dem anderen, ist veraltet und entspricht nicht mehr den heutigen Erwartungen.

Was sind sonst noch die Mängel oder Schwächen eines klassischen Inserates? Hier eine unvollständige Aufstellung:

  • Idealisierte Erwartungshaltung der HR-Abteilung an den Traumkandidaten.
  • Diese nimmt den Kandidaten oft den Mut, sich trotzdem zu bewerben.
  • Oft gehen dadurch gute Kandidaten verloren.
  • Worte, Texte können ganz unterschiedlich interpretiert werden.
  • Eine Firma kann noch so gut beschrieben werden, es entsteht nie ein authentisches Bild.
  • Der Platz ist immer zu klein, da zu teuer.
  • usw.

Jörg Buckmann hat in einem anderen Blog neue Videos erklärt. Videos sind gut und ich gehe jede Wette ein, dass in fünf Jahren 80 Prozent der «Stellenanzeigen» in Video-Form daher kommen. Dies entspricht dem Zeitgeist und ich befürworte diese Entwicklung zu mehr Individualität und Authentizität.

Vergessen geht zuweilen die Fotographie. Viele Bilder des Unternehmens, der Abteilung, der Arbeitsplätze und der Mitarbeitenden sind ein «Muss».

Einfach authentisch muss die multimediale Unternehmens- und Stellenabbildung sein und dazu braucht es tatsächlich nicht enorme Investitionen in die Media-Infrastruktur. Corporate Videos können unter Umständen gezeigt werden, jedoch erreichen diese emotional die wenigsten potenziellen Mitarbeitenden.

Warum ich mir da überall so sicher bin? Es gibt aktuell bereits sehr gute und reale Marktbeispiele auf LinkedIn, Xing oder Kununu. Diese Portale bieten inzwischen recht gute Firmenprofile mit Bildern, Botschaftern und Videos an. DAS ist die ideale Ausgangslage für ein STELLENPROFIL, welches die optimale Aufmerksamkeit von passenden Kandidatinnen und Kandidaten erhält.

​Zusammengefasst gesagt: Jede ausgeschriebene Stelle mit einem multimedialen Stellenprofil (mit Fotos, Videos, Botschaftern etc.) ist erfolgreicher und zielführender als eine klassische Text-Anzeige. Die erwähnten Anbieter wagen sich die Anzeigen nur noch nicht wegzulassen, weil sie damit – noch – zu viel Geld verdienen.

Im Kleinen ist auch yousty.ch, DER Lehrstellentreffpunkt der Schweiz, ein reales Experiment. Hier kann man keine Anzeigen mehr schalten. Es gibt Unternehmensprofile und Stellenprofile mit den oben erwähnten multimedialen Inhalten. Das ist etwas mehr Initialaufwand für das HR – aber schlussendlich bedeutend effizienter und spricht die Schüler optimal an.

Die Jugend in der Schweiz jedenfalls hat sich schon daran gewöhnt. 150’000 Besucher im Monat mit durchschnittlicher Verweildauer von über 5 Minuten sind gute Werte. 700 Firmenverantwortliche haben sich daran gewöhnt und zeigen sich mit viel Enthusiasmus als Arbeitgeber auf einer Microsite.

Ein gekonntes Beispiel aus dem Handwerk ist die Hauenstein AG.

Was ist Ihre Meinung dazu? Wo sehen Sie die Stelleninserate in fünf bis sieben Jahren?

10 comments for “Kampf den Stellenanzeigen!

  1. Peter Schemming
    26. Januar 2016 um 15:08

    Der Artikel ist gut und regt erstmal zum Nachdenken an……ABER:
    a) Gebe ich Raphael Zahnd völlig Recht.
    b) Hat sich Videos in Online-Stellenanzeigen nicht durchgesetzt…oder hört man heute noch viel von JobTV24, mit welchen damals alle großen Jobbörsen zusammengearbeitet haben ?
    c) Weise gerne auf den Beitrag auf „Wollmichsau“ hin, wo es um ZAPPOS geht, welche in 2014 sämtliche Stellenanzeigenschaltung abgeschafft haben und nun wieder zurückkehren dazu, weil die Bewerber es wollen: https://wollmilchsau.de/karrierewebseiten/zappos-holt-die-stellenanzeigen-zuruck/

  2. 22. Januar 2016 um 8:53

    Das Online Stelleninserat ist gemäss sämtlichen Studien immer noch die absolute Nr. 1 in der Rekrutierung, sowohl seitens Arbeitgeber wie auch seitens Bewerbern. Deshalb macht es wenig Sinn, diese abzuschaffen. Es wäre aber sinnvoll, wenn sich Arbeitgeber beim Schreiben der Stellenanzeigen bewusst wären, was die Bewerber suchen und wie sie auf die Stellenanzeige stossen. Deshalb veröffentlichen wir im März dazu ein White Paper mit dem Namen „Klick und Volltreffer – mit optimierten Stellenanzeigen passende Kandidaten finden“. Darin erklären wir, wie Online Stellenanzeigen optimiert werden müssen, damit sie auf Jobportalen, Jobsuchmaschinen und über Google besser gefunden werden. Wir haben festgestellt, dass dies ein grosses Bedürfnis unserer Kunden ist und sie aktuell mit den grossen Veränderungen im Markt Mühe haben, die Übersicht über alle Möglichkeiten zu behalten.

    • Domenica Mauch
      22. Januar 2016 um 11:10

      Etwas Revolution in diesem Markt schadet nicht… Nur, weil etwas seit X-Jahren auf dem 1. Platz ist, muss dies ja nicht so bleiben?
      Viele Bewerber kennen die multimedialen Stellenanzeigen noch gar nicht – und falls doch, sind sie davon begeistert. Neue Entwicklungen brauchen Zeit und ich bin überzeugt, dass die klassischen Stellenanzeigen bald der Vergangenheit angehören.

  3. 21. Januar 2016 um 22:08

    Ich denke auch, dass die klassische Stellenanzeige (vor allem in Printmedien) ihren Geist bald aufgegeben hat. Ob sich das Verschwinden von Online-Anzeigen so rasch eliminieren lässt, scheint mir doch eher fraglich. Obwohl der Wechsel von Print zu Online noch nicht überall vollzogen ist, kommen doch immer mehr und neuere Ideen auf den Markt. Zum guten Glück, Konkurrenz belebt den Markt, verzettelt ihn aber auch. Jobs.ch & Co. haben ja bereits wieder eine Präsenzstärke erreicht und dementsprechend mit unverschämten Preisen. Da kann es nur gut sein, wenn neue Anbieter mit innovativen Methoden einen Pflock in die Mediawelt einschlagen.

    Ich frage mich nur, ob sich zukünftig jedes Unternehmen einen multimedialen Auftritt leisten kann (monetär und fachlich). Wohl kaum – deshalb sind neue Angebote gefragt zu vernünftigen Preisen.

  4. 21. Januar 2016 um 16:03

    Eine Stellenanzeige als Träger einer wie auch immer gearteten Beschreibung des gesuchten Profils wird es wohl immer geben. Ein Stellenprofil ist schlussendlich nichts anderes als eine Stellenanzeige ohne direkte Vakanz dahinter ;-) Dass es hoffentlich irgendwann nicht mehr Fliesstext, sondern multimedial und interaktiv sein soll, ist uns allen klar. Die Frage ist m.E. vielmehr, über welche Kanäle der Bewerber erfährt, dass es eine Vakanz gibt. Und hier vergibt man sich mit einem reflexartigen gedankenlosen Posting auf Stellenbörsen insbesondere das Potential der passiv Stellensuchenden.

  5. 21. Januar 2016 um 15:48

    Das Stelleninserat ein Relikt aus der Steinzeit! Wo ist das Stelleninserat in 7 Jahren? Die Antwort dazu gibt tamedia mit dem Print Alpha/Stellenanzeiger, der schon bald nicht mehr existiert. Es gibt noch einige „Pfahlbauer“, die dort mit antiquarischen Textanzeigen ihre Spezies über Aufgaben und Anforderungen anzusprechen versuchen. Nicht viel anders im Online – Textanzeigen online stellen und beten! Post & Pray! Die Personalverwalter sterben zum Glück demnächst aus bis die neue Generation von Personalmarketeers 2.0 +++ neue und innovative Wege beschreiten, die zu mehr Erfolg und Erlebnis in der Personalwerbung führen.

    • 21. Januar 2016 um 16:01

      Klare Ansage Roger. Danke für’s kommentieren.

  6. 21. Januar 2016 um 11:13

    Gut, meinem Kommentar mag man allenfalls Eigeninteressen unterstellen, aber ich finde revolutionäre Ansätze immer spannend. Wobei eine Schlagzeile inhaltlich noch keine Revolution auslöst. Effizient ist ein Stelleninserat nach wie vor, inhaltlich kann es auch kreativ(er) gestaltet werden. Die Jobbörsen (u.a. jobs.ch und jobup.ch) bieten ebenfalls Firmenprofile und Videos an. Eine Lehrstelle und eine Arbeitsstelle sind von den Anforderungen her sicherlich nicht direkt zu vergleichen aber den Aufruf sich visuell stärker zu positionieren, unterstütze ich voll und ganz.

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