Stelleninserate ohne Selbst-verständliches, mehr Menschlich-keit dank Digitalisierung und sind Teilzeitarbeitende produktiver oder nicht?
Podcaster Etienne Besson macht sich so seine Gedanken zu verschiedenen Themen. «Unvollständige Gedanken», wie er präzisiert, als ein Startschuss für hoffentlich ergiebige Diskussionen.
Die Inspiration zu seinen Gedankengängen lieferten folgende Quellen:
- Matthias Mölleney «Safe return doubtful»: Sir Ernest Shackleton im Personalmarketing. Wir sollten in Stelleninseraten Floskeln und Selbstverständliches weglassen. Eigentlich ganz simpel, aber gleichzeitig auch unglaublich schwierig.
- Chris Beyeler: Mehr Menschlichkeit dank Digitalisierung (Post auf LinkedIn). Warum investieren wir das Ersparte nicht in menschliche Beziehungen? Besson meint, man müsse das Ganze zuerst auf den Kopf stellen.
- Michel Ganouchi: «80 Prozent arbeiten: Tu es nicht!». Sind Teilzeiter genauso produktiv wie Vollzeiter? Und wenn 80-Prozenter gleich viel wie Vollzeiter arbeiten, wird von Letzteren 120% erwartet?
Wer will, kann die unfertigen Gedanken des Podcasts gerne in den Kommentaren weiterspinnen oder gar vervollständigen.
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Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass im Inserat nur diejenigen Anforderungen genannt werden, welche für diese Aufgabe in dieser Stelle, in diesem Team, unter diesem Chef, in dieser Unternehmung mit dieser Strategie, an diesem Arbeitsort, in dieser Branche besonders wichtig sind. Auch Leuchtturmwärter dürfen teamfähig sein – aber es gäbe sicher erwähnenswertere Anforderungen.
Wenn es tatsächlich Umstände gibt, welche Teamfähigkeit besonders wichtig machen, sollen diese Umstände beispielhaft genannt werden, denn das Wort „teamfähig“ kann sowohl für Sender als auch Empfänger etwas Unterschiedliches bedeuten, im dümmsten Fall: kommt geduscht zur Arbeit und ist mit den Kollegen freundlich.
Die fortschreitende Digitalisierung, Automatisierung und Roboterisierung spart Stellenprozente ein, d.h. menschliche Arbeitskraft wird durch strombetriebene Geräte ersetzt. Es ist nicht die Absicht des Unternehmers, das Eingesparte wieder woanders auszugeben, sonst hätte man sich die Übung gleich sparen können.
Übrigens werden die Stellenprozente nicht nur in tiefqualifizierten Jobs eingespart – der Automat ersetzt bereits heute Anwälte, Ärzte und HR-Leute. Bald in grossem Ausmass. Schlussendlich wird es nur noch Unternehmer, Programmierer und ein paar Schrauber geben. Und ein paar Entertainer, welche die vielen Ausgesteuerten bei Laune halten (Spiele: ja; Brot: naja).
Produktivität ist Output gemessen am Input. Somit können Teilzeiter gleich (un-)produktiv wie Vollzeiter sein. Diese Debatte erübrigt sich somit, wenn man die Sache objektiv betrachtet.
Manche Unternehmen steigern ihre Produktivität, indem sie ihre Inputfaktoren unter den Teppich kehren, beispielsweise, indem sie weiterhin auf die gesetzlich vorgeschriebene Arbeitszeiterfassung verzichten und so die aufgewendeten Stunden gar nicht ausweisen können. Oder indem sie die Arbeitskosten tief halten, indem sie die Überstunden als im Lohn inbegriffen vereinbaren, was rechtlich erlaubt ist. Letzteres, und nur dieses, betrifft Teilzeiter überdurchschnittlich, da sie länger arbeiten müssen als Vollzeiter, um die gesetzliche wöchentliche Höchstarbeitszeit zu erreichen, ab welcher die Arbeitsstunden zwingend zu entgelten sind (vorausgesetzt natürlich, die Arbeitszeit wird erfasst…).