Der richtige Umgang mit Kununu

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Personalmarketing

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Kaum eine Personalerin oder ein Personaler lässt nur schon das Erwähnen von Kununu kalt. Eine Mischung zwischen Ratlosigkeit und Ablehnung bis hin zu purer Anfeindung ist eher Norm als Ausnahme. Dabei ist Kununu doch bloss eine Arbeitgeber-Bewertungs-Plattform im Internet.

Wieso tun wir uns eigentlich schwer damit, wenn wir als Arbeitgeber bewertet werden? Kununu ist für ehemalige (und übrigens auch aktuelle – aber dazu später mehr) Mitarbeitende oder auch Bewerbende wichtig. Die Bewertungsplattform ist eine dem Zeitgeist und der digitalen Möglichkeiten geschuldete Entwicklung, wo sich Betroffene öffentlich (anonym) äussern dürfen. Bei Hotels und Restaurants nehmen wir Fremdurteile doch auch gerne an.

Ein paar aufgegriffene Zitate aus einem fiktiven Gespräch mit Personalverantwortlichen würden etwa so klingen:

  • «Das ist doch eh nur für frustrierte ehemalige Mitarbeiter, die dem Arbeitgeber eins auswischen wollen». (Antwort: «Haben Sie denn Grund dazu?»)
  • «Das ist statistisch doch alles nicht relevant!» (Antwort: «Nein – auf keinen Fall. Aber haben Sie schon die View-Zahlen gesehen? Schon nicht ganz unbeträchtlich, oder?»)
  • «Das geht uns nichts an. Damit wollen wir nichts zu tun haben.» (Antwort: «Doch – das geht Sie was an. Es geht um Ihre Wahrnehmung als Arbeitgeber. Haben Sie Ihr Unternehmen schon einmal gegoogelt und sind nicht auf Kununu gestossen?»)

Kununu spaltet. Klar, es gibt legitime Kritikpunkte: Persönlich finde ich eine Kurzbeurteilung mittels simplem Sterne-Vergeben zu einfach. Missbräuche sind nicht gänzlich auszuschliessen. Die Grenzen zwischen negativen Kommentaren, Rufschädigung und objektiver Kritik sind fliessend.

Aber: Kununu ist Realität. Leben Sie damit. Besser noch: Nutzen Sie die Chance! Dazu möchte ich Ihnen ein paar einfache Tipps mit auf den Weg geben:

  1. Akzeptanz

    Lehnen Sie das Thema Arbeitgeberbewertung nicht ab. Freunden Sie sich damit an. Es ist Ihre Haltung, die den Umgang mit der Plattform bestimmt. Sehen Sie Chancen und nicht das Negative. Wenn Sie die Urteile selbst nicht ernst nehmen, werden es aber vielleicht Ihre Wunschkandidaten tun.
  2. Offizielles Firmenprofil mit Logo nutzen

    Sie sollten ein offizielles Firmenprofil haben. Eines mit Logo und Wiedererkennungseffekt, das Sie auch in Xing nutzen. Natürlich möchte Ihnen Xing ein bezahltes Firmenprofil verkaufen. Das ist etwas ärgerlich, aber auch legitim. Wenn Sie nur das Gratisprofil von Xing nutzen, werden Sie keine Logopräsenz auf Kununu haben. Aber kommentieren dürfen Sie trotzdem (siehe Punkt 3).
  3. (negative) Kommentare kommentieren – Lösungen anbieten – positiv abschliessen

    Es gibt in der Welt von Social Media und Interaktion nichts Schlimmeres, als einen negativen Kommentar unkommentiert stehen zu lassen. Das geht nicht. Kommentieren Sie sowohl die positiven, wie auch die negativen Kommentare. Kommentieren heisst aber nicht rechtfertigen. Nehmen Sie das Geschriebene ernst, auch wenn es Ihnen schwerfällt. Gehen Sie auf die die Kritikpunkte ein. Bieten Sie Hand zu Lösungen oder direktem Kontakt. Zeigen Sie Verantwortung, in dem Sie persönlich antworten. Ein gelungenes Beispiel zum Umgang mit negativen Kommentaren finden Sie bei Helvetia. Und schon setzt Ihr Unternehmen ein positives Zeichen, das von tausenden Nutzern gesehen wird. Das hilft, versprochen! Und geht übrigens auch mit dem Gratis-Firmenprofil.
  4. Animieren Sie bestehende Mitarbeiter zur Arbeitgeberbeurteilung.
    Natürlich hat ein Firmenprofil mit nur wenigen (hoffentlich positiven) Bewertungen geringe statistische Relevanz. Trotzdem sind die Einträge da und werden gelesen. Vor allem von den Bewerbenden, die sich für Ihr Unternehmen interessieren. Geben Sie den Urteilen mehr Breite, mehr Aussagekraft. Animieren Sie Ihre Mitarbeitenden abzustimmen – völlig neutral, ohne Einflussnahme. Das kann über einen Aufruf im Intranet, per E-Mail, als Teil des MAGs oder über alle Kanäle kombiniert erfolgen. Aber tun Sie es. Die Wirkung ist vermutlich grösser als die x-te aufwändige Mitarbeiterbefragung, die ohne Wirkung im Folgejahr verpufft.
  5. Animieren Sie Bewerbende, den Bewerbungsprozess zu beurteilen.
    Sie haben doch nichts zu verbergen, oder? Sie dürfen dies auch bei Absagen mitteilen. Es ist alles eine Frage der Haltung und Tonalität. Nehmen Sie Kritiken ernst und verbessern Sie Ihren Recruitingprozess. Wo sonst erhalten Sie Gratis-Feedback direkt von der Quelle? Eben.

Viel Erfolg! Ich bin gespannt auf Ihre Erfahrungen.

9 comments for “Der richtige Umgang mit Kununu

  1. 25. September 2020 um 9:08

    Hallo Michel,

    toller Beitrag über Kununu. Die Seite polarisiert ziemlich stark. Ich finde dein Tipps zum Umgang sehr hilfreich, vielen Dank!
    Liebe Grüße,
    Christoph

  2. Mario Peterhans
    27. März 2019 um 10:30

    Den Kommentar von Dani kann ich absolut nachvollziehen. Natürlich liest niemand gerne negative Kommentare über sein Unternehmen. Aber ich glaube, dass zum Beispiel Andreas Caminada, Schloss Schauenstein, 3 Michelin-Sterne, 19 Gault-Millau-Punkten, sich auch nicht mit ungerechtfertigten Kommentaren herumschlagen muss, dass seine Suppen Fertigprodukte seien. Bin der Meinung, dass immer ein Funke Wahrheit vorhanden ist. Daher sollten die Kommentar zwingend ernst genommen und nicht mit Unwahrheiten bekämpft werden. Hab eben die Bewertungen von Adecco gelesen und muss ehrlich sagen, dass ich objektiv gesehen dieses Unternehmen meiden würde. Dieser HR Business Partner äussert sich im Namen dieses Unternehmens so unprofessionell und stellt die Mitarbeitenden als Lügner dar. Ich denke, dieses Verhalten ist nicht das Ziel einer solchen Plattform. Man sollte dankbar sein, dass sich Mitarbeitende die Zeit nehmen, ihre Kritik und Verbesserungspunkte mitzuteilen, da es ihnen wichtig ist, dass sich etwas positiv verändern wird.

  3. Dani
    26. März 2019 um 21:40

    Also was ich definitiv vermisse bei Kununu ist die Möglichkeit auf Arbeitgeber Antworten noch einmal Stellung nehmen zu dürfen, beispielsweise verfoge ich immer wieder mit Interesse die Bewertungen der Adecco, als Nr. 1 Personaldienstleister würde man ja von ausgehen dass diese Firma echt Mitarbeiterzufriedenheit ins Zentrum setzt. Die Bewertungen sind teils Filmreif (also wenn es dort wirklich so abgeht) allerdings sind die Antworten welche ein HR Spezialist gibt nicht wirklich personalisiert, sondern «wirken» wie umgeschriebene und halbpatzig angepasste Templates.

    Aber eben, warum vermisse ich die Funktion eine Arbeitgeber Antwort nochmal kommentieren zu dürfen? Auch da im Beispiel der obgenannten Firma. Sehr oft wird vom HR Spezialisten auf „Wir sind ein Top Arbeitgeber und sind oder waren im vergangen Jahr bei Great Place to Work in den Top 10“. Was aber für die Schweizer AG nicht stimmt, bei GPTW kann man mit ein bisschen Suchaufwand die Bewerteten Länder einer Firma anschauen, weil wenn man die GPTW Schweiz Seite anschaut findet man besagte Firma nirgends erwähnt, nur den Gruppenhauptsitz, welcher sowas von nichts mit der Schweiz AG zu tun hat. Und im Globalen Ranking ist die Schweiz in der Bewertung nicht berücksichtigt, ich würde dies, bei einer solchen Arbeitgeber Antwort wirklich Sinnvoll finden wenn man dies noch einbringen könnte. Denn eine solche Antwort ist einfach nur die Situation schönreden.

    Zudem kann ich Daniel zustimmen, wir wurden in den Filialen von dem Regionaldirektor (darf ich gezwungen sagen?) angehalten positive Bewertungen in Kununu zu schreiben.

    Auch löscht Kununu relativ einfach auf Anfrage von Arbeitgebern diverse Bewertungn, obwohl diese definitiv nicht gegen die AGB’s verstossen sondern einfach die gnadelose Wahrheit sind.

    • Kalle
      8. September 2021 um 14:29

      Es ist üblich, dass auf eine Publikation eine Stellungnahme erfolgt und die Sache dann abgeschlossen ist. Der Leser kennt nun beide Positionen und kann sich seine Meinung bilden.

      Was Du forderst führt unweigerlich zu einem endlosen und zumeist gehaltfreien Hin und Her, was für die Qualität der Plattform und die Nachvollziehbarkeit für die Leser eher schädlich wäre. Wenn man mitberücksichtigt, wie Kununu funktioniert und wie die Machtverhältnisse auf dieser Plattform geregelt sind, ist es aus meiner Sicht fair, dass die bewerteten Arbeitgeber das letzte Wort haben.

  4. Daniel
    10. März 2019 um 11:18

    Alles gut und schön. Nur, wie unabhängig ist kununu wirklich? Denn zum einen gehört es zu XING, die sich über Werbung, Mitgliedsbeiträge und auch Firmendienstleistungen finanzieren. Zum anderen finanziert sich kununu ebenfalls über Werbe- und sonstige Einnahmen.
    Zum anderen habe ich schon bei einigen Firmen gesehen, nach dem es eine wirklich negative Bewertung mit Begründungen gab, tauchte auf einmal nacheinander eine ganze Handvoll überdurchschnittlich positiver Bewertungen auf ohne das positiven Aspekte wirklich zu beschreiben. «Ein vorzüglicher Führungsstil und Vorgesetzter» gehört für mich in diesem Zusammenhang eindeutig zu einem Fake _ siehe sämtliche Kommentare hierzu auf XING.
    Diese 2 Aspekte deuten eben nicht auf eine Unabhängigkeit!

    • 11. März 2019 um 13:54

      Hi Daniel
      Danke für deinen Kommentar. Du beschreibst einige der legitimen Angriffsflächen, die eine Plattform wie Kununu bieten. Es ist wichtig, dass sich User darüber bewusst sind und das Unternehmen auch auf durchaus existierende Schwächen/Mängel aufmerksam macht. Nur so kann positive Veränderung stattfinden.

      Viele Grüsse
      Michel

  5. 28. Februar 2019 um 17:03

    Ich schliesse mich der Meinung vom Autor Michel Ganouchi an. Allerdings gibt es noch ein paar wichtige Punkte, die es zu beachten gilt:


    1. Fake-Bewertungen
    Die Problematik und Gefahr von falschen Bewertungen ist gross. Kununu ist eine Plattform, wie auch Trip Advisor, Google usw. JEDE Person darf JEDES Unternehmen bewerten, egal ob Frau oder Mann wirklich jemals dort gearbeitet hat (anonyme Bewertungen möglich). Die Unternehmen sind der Plattform und deren Nutzern gnadenlos ausgeliefert und können nur mit der Kommentarfunktion sowie einem kostenpflichtigen Employer-Branding Auftritt Stellung beziehen. Allerdings muss diese Plattform sorgfältig und aufmerksam gepflegt werden. Jeden Tag könnte eine neue fälschliche Bewertung, die noch unkommentiert geblieben ist, der Reputation des Unternehmens schaden. Tagesaktuelle Arbeit wird von dieser Plattform verlangt.


    2. Tiefe Bewertungs-Rücklaufquoten
    Das Beispiel der Helvetia Versicherung zeigt es perfekt: 187 von 3’500 Mitarbeitenden haben das Unternehmen bewertet. Das sind knappe 5.5%. Und das geht den meisten Unternehmen so, da sich die Bewertungseinholung als umständlich erweist. Da poppt doch die Frage auf: Sind 5.5% einer Firma aussagekräftig genug, um eine tatsächliche Unternehmenszufriedenheit zu beweisen? Zudem: Freiwillige Bewertende gehören meist zu den Extrema-Bewertenden; sprich extrem positive oder eher negative Bewertungen. Arbeitnehmende, die sehr positive oder sehr negative Erfahrungen mit dem Unternehmen gemacht haben, verspüren eine Motivation, Ihre Meinung kund zu tun. Der grosse (und wahrheitsnähere) Durchschnitt geht komplett verloren.


    3. Die Zügel in der Hand haben
    Es gibt in dieser Branche Anbieter wie Swiss QualiQuest, die echte Bewertungen fördert, keine Plattform ist und den Unternehmen ein Bewertungsmanagement-System zur Verfügung stellt. Dieses System gewährleistet, dass nur echte Mitarbeitende und echte Bewerbende und echte Ehemalige das Unternehmen bewerten können. Zudem generiert es zusammen mit der richtigen Unternehmensphilosophie hohe Bewertungsrückläufe, da alle Mitarbeitenden gemeinsam und direkt zur Bewertungsabgabe eingeladen werden.


    4. Fehlende Transparenz und Marketing-Möglichkeiten für die Unternehmen
    Wenn die Unternehmen bewertet werden, sollten sie auch die Möglichkeit haben, den grösst möglichen Profit daraus zu ziehen. Sprich Employer Branding zu betreiben. Ein Gütesiegel auf der Homepage, dass den Live-Score der Bewertungen sowie der Weiterempfehlungsrate anzeigt und auch die Transparenz bietet, nachzulesen, wieso das Unternehmen diese publizierten Werte verdient.

    Sehr gutes Beispiel übrigens mit der Helvetia Versicherung als Kommentar-beantwortendes Unternehmen. Wirklich Hut ab vor diesem Arbeitgeber! 



    Ich freue mich auf Ihren nächsten spannenden Beitrag.

    • 2. März 2019 um 15:12

      Vielen Dank für Ihren Kommentar inkl. der Ergänzungen.

      Ich stimme Ihnen bei den Punkten 1) und 2) zu und erlaube Ihnen den Werbe-Anteil unter Punkt 3). Punkt 4) verstehe ich nicht ganz, bietet Kununu doch genau solche Labels an, die Unternehmen in ihre Kommunikation einfliessen lassen können (z.Bsp. «Top Company», «Open Company»).

      Viele Grüsse
      Michel Ganouchi

      • 11. März 2019 um 16:52

        Die Gütesiegel Open Company + Top Company erhält man von kununu praktisch geschenkt.
        Beispielsweise beim «Top Company» Label muss das Unternehmen von gerade einmal sechs Arbeitnehmern bewertet werden und ein Durchschnittsscore von 3.00 Punkten erzielen.
        Ob 6 Bewertungen (unabhängig von der Firmengrösse) ein tatsächlicher Fakt für ein Label «Top Company» sein sollen, wage ich stark zu bezweifeln. So können auch schnell 6 Fake Bewertungen von Unternehmen durch zufriedene Führungspersonen eingeholt werden und schon erhält die Unternehmung eine Auszeichnung. Meiner Meinung nach besteht so die Gefahr, dass kununu fälschlich Siegel/Labels verteilt.

        Zudem möchte ich als Arbeitnehmer/Arbeitssuchender schnell und direkt lesen/erfahren, wieso dieses Unternehmen dieses Label verdient hat (beispielsweise eben direkt im Gütesiegel) und nicht die Bedingungen auf der damit verlinkten Page (https://www.kununu.com/ch/unternehmen/hilfe/guetesiegel) durchackern. Das meinte ich mit dem Punkt der fehlenden Transparenz und dem zu kurz kommenden Employer Branding.

        Viele Grüsse
        Oliver Glauser

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