Mit diesem Satz brachte Anabel Ternès auf den Punkt, was eine gelungene unternehmensinterne Kommunikation des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) im Kern ausmacht: Sie sollte auf den spezifischen Bedarf der Zielgruppen eingehen und in der Gesamtheit alle mitnehmen. Ganz klar, oder? Ja, schon – und gleichzeitig eine anspruchsvolle, bisweilen herausfordernde Aufgabe für BGM-Verantwortliche in ihren Unternehmen. In ihrer Keynote «Interne BGM-Kommunikation – nachhaltig erfolgreich» im Rahmen der 18. Nationalen Tagung für BGM vom 31. August 2022 von Gesundheitsförderung Schweiz erläuterte Ternès die entscheidenden Kriterien, um genau das zu erreichen.
Wer alle mitnehmen und langfristig für BGM gewinnen will, braucht Klarheit über die verschiedenen Anspruchs- beziehungsweise Zielgruppen. Daraus leiten sich die zielgruppenspezifischen Kommunikationskanäle, -inhalte und -massnahmen ab.
Welche Wege führen zu wem?
Wer grösstenteils im Büro arbeitet, lässt sich leicht auf digitalem Weg beispielsweise per E-Mail, Intranet oder internem Newsletter erreichen. Ganz anders sieht es bei denjenigen aus, die aufgrund ihrer Tätigkeit nur selten am Computer sitzen oder ausser Haus sind, was unter anderem auf Mitarbeitende in Produktion, Logistik, Pflege, Aussendienst und Service zutrifft. Hier sind es eher Flyer, die an den Arbeitsplätzen ausgelegt oder mit dem Lohnausweis verschickt werden, Aushänge oder Screens an zentralen Orten im Unternehmen wie Foyer und Kantine. Auch interne APPs kommen nachweislich gut an. Sie sind besonders dann beliebt, wenn dort BGM-relevante Inhalte mit Informationen von allgemeinem Interesse wie dem wöchentlichen Menüplan kombiniert werden. Noch besser, wenn mit der App zusätzlich zielgruppenspezifische Botschaften versandt werden können, wie das zum Beispiel der «Friendly Work Space» Labelbetrieb Zentralbahn mit der SBB tut oder die Insel Gruppe AG mit ihrer eigenen Gesundheits-App «xung». Und zu guter Letzt, über alle Zielgruppen hinweg, ist und bleibt die persönliche Information einer der wirksamsten Kommunikationswege.
Wen interessiert was?
Während die Geschäftsleitung die positive Wirkung von BGM an der Optimierung von Leistungskennzahlen wie Produktivitätssteigerung und geringeren Krankheitsabsenzen misst, zählen für die Verantwortlichen der Arbeitssicherheit beispielsweise reduzierte Betriebsunfälle als Erfolg. Für die HR- und BGM-Verantwortliche sind Kennzahlen zur Mitarbeitendenzufriedenheit und Employer Branding wichtige Messgrössen. Soweit zu den Zahlen, die eine konsequente Evaluation der BGM-Massnahmen voraussetzen, was für Anabel Ternès unabdingbar ist. Denn nur so lassen sich Erfolge messen, die dann auch kommuniziert werden sollten.
Hier ist das «Wie» entscheidend. Anstatt trockener Zahlen, Daten und Fakten zählen Emotionen. Das kann ebenso das Feiern des bisher gemeinsam erreichten Erfolgs bei einem Mitarbeiteranlass sein wie auch die persönliche Erfolgsgeschichte von Mitarbeitenden, die dank einer oder mehrerer BGM-Massnahmen gesünder und leistungsfähiger sind.
Wie laufen alle Fäden sinnvoll zusammen?
Fakt ist: Wirksame BGM-Kommunikation braucht einen Plan, ein Konzept. Nun sind die BGM-Verantwortlichen im Unternehmen zwar die Expertinnen oder Experten in dieser Materie, doch oft fehlt ihnen das nötige Know-how für eine professionell aufgegleiste Kommunikation. Jetzt ist die interne Kommunikationsabteilung gefordert, die nötige Unterstützung zu leisten. Alternativ kann es auch eine Kollegin oder ein Kollege aus den Bereichen Marketing oder Verkauf sein. «Holen Sie sich die Hilfe, die Sie brauchen», war die Aufforderung von Anabel Ternès.
Wie gelingt es, dass alle mitmachen?
Menschen wollen gefragt werden. Mit anderen Worten, der Schlüssel heisst Partizipation. BGM-Massnahmen, die über die Köpfe der Mitarbeitenden hinweg umgesetzt werden – wenn auch in bester Absicht – finden meist keine Resonanz. Können sich Mitarbeitende hingegen von vornherein zum Beispiel mit eigenen Vorschlägen einbringen, werden sie in die Gestaltung der BGM-Massnahmen einbezogen, sind sie auch zum Mitmachen motiviert.
Anabel Ternès empfiehlt in diesem Zusammenhang die Strategie der kleinen Schritte. In Zeiten von (Post-) Pandemie, angespannter weltpolitischer Situation, Inflation etc. sind viele Menschen per se schnell überfordert. Jede weitere Veränderung bedeutet zusätzliche Anstrengung. Eine Kommunikation, die Transparenz schafft, bestehende Fragen schnell beantwortet und einfach zu verstehen ist, spielt dabei eine wichtige Rolle.
Die zentrale Botschaft, die hinter sämtlichen BGM-Massnahmen eines Unternehmens stehen sollte, lautet: «BGM ist FÜR die Mitarbeitenden.»
Für ein langfristig erfolgreiches BGM ist es entscheidend, regelmässig zu prüfen, ob diese Botschaft nach wie vor ankommt und, falls nötig, entsprechende Korrekturen vorzunehmen. Denn BGM, und damit verknüpft die interne BGM-Kommunikation, ist ein sich stetig weiterentwickelnder Prozess.
Roter Faden der BGM-Kommunikation
Was Anabel Ternès in ihrer Keynote thematisierte, zog sich wie ein roter Faden durch die gesamte Tagung, die Gesundheitsförderung Schweiz unter dem Leitmotiv «Hörst du mich oder verstehst du mich schon?» der zielführenden BGM-Kommunikation gewidmet hatte.
Zusammenfassend: Wie sollte sie nun sein, diese Kommunikation?
- Zielgruppenorientiert
- Niederschwellig
- Partizipativ
- Geprägt von einer authentischen, gesundheitsförderlichen Unternehmenskultur
- Getragen von Führungskräften, die sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sind