Wohlfühloase und Geldmaschine – warum erfolgreiche Unternehmen Erlebniswelten schaffen

Seien wir ehrlich. Unser Blick auf die Arbeit ist veraltet. Wir halten die Mitarbeitenden immer noch so bei Laune, wie vor dreissig Jahren. Bonus, Reka-Checks und Vergünstigungen in der Kantine. Das ist von gestern.

Gegen aussen setzen wir auf Kundenerlebnisse. Schon längst. Wir sind selbst Kunden. Am Ticketschalter, im Restaurant oder im Hotel. An gute Erlebnisse erinnern wir uns gerne. An den Ort ihres Geschehens gehen wir als treue Kunden zurück. Schlechte Erlebnisse wiederholen wir nicht, auch nicht geschenkt. Warum ändern wir unser Vorgehen, wenn ein Kunde zum Mitarbeitenden wird?

Erfolgreiche Unternehmen gestalten heute das Arbeitsumfeld sehr bewusst. Sie schaffen Erlebniswelten und Wohlfühloasen für ihre Mitarbeitenden. Die Rechnung ist simpel und überzeugt: Mit glücklichen Mitarbeitenden verdient sich mehr Geld. Untersuchungen zeigen: Dafür gibt es drei Erfolgsfaktoren.

1. Kultur

Wie fühlen sich unsere Mitarbeitenden? Jedes Medikament hat Nebenwirkungen. Kultur ist die Summe der Nebenwirkungen des Arbeitsumfeldes. Unternehmenskultur braucht Nährböden. Wer die interne Kultur beeinflussen will, muss Nährböden bearbeiten. Und das braucht Zeit. Der Aufbau dauert lange. Die Zerstörung braucht wenig. Etwa 40 Prozent des Wohlfühlfaktors hängt an der Kultur, sagt eine von Jacob Morgan durchgeführte Studie.

2. Technologie

Welche Werkzeuge stehen zur Verfügung? Dazu gehört alles, was es braucht, um seinen Job gut zu erledigen. Technologie ist heute das zentrale Nervensystem des Unternehmens. Funktioniert ein Computer nicht, gibt es Ärger. Ein streikender Kopierer nervt. Wer Mitarbeitende zum Verzweifeln bringen will, gibt ihnen Instrumente, die nicht funktionieren. Die Arbeitsmittel machen 30 Prozent des Wohlfühlfaktors aus.

3. Arbeitsplatz

Die physische Umgebung wirkt auf unser Wohlbefinden: Grossraum- oder Einzelbüros? Teppich oder Parkett? Höhenverstellbare Schreibtische? Kunst im Treppenhaus? Gratiskaffee und Früchtekorb? Das Wohlbefinden wird auch von externen Faktoren beeinflusst. 30 Prozent des Erlebnisfaktors hängt von der physischen Umgebung ab.

Fazit

Erfolgreiche Geldmaschinen wie Amazon, Google und Facebook arbeiten sehr gezielt mit diesen drei Faktoren. Sie sind dabei sehr eigennützig. Sie gestalten Arbeitsplätze, die Mitarbeitende lieben. Sie geben ihnen die Werkzeuge, die funktionieren. Und sie schaffen eine Kultur, die Mitarbeitende mit Stolz erfüllt.

Meine Buchempfehlungen dazu:

  • Jacob Morgan: The Employee Experience Advantage
  • Jeanne C. Meister & Kevin J. Mulcahy: The Future Workplace Experience

Beide Bücher sind aus der amerikanischen Perspektive geschrieben. Mit einer gesunden Portion Skepsis lesen. Zu denken geben dürfen sie trotzdem.

6 comments for “Wohlfühloase und Geldmaschine – warum erfolgreiche Unternehmen Erlebniswelten schaffen

  1. 10. März 2021 um 22:53

    Sie schreiben «Wir halten die Mitarbeitenden immer noch so bei Laune, wie vor dreissig Jahren. Bonus, Reka-Checks und Vergünstigungen in der Kantine.» Das ist nicht von gestern! Bei uns wird das so gehandhabt und wir sind alles andere als ein veralteter Laden.

  2. 8. Mai 2017 um 12:54

    Unser Blick auf die Arbeit ist veraltet. Da geb ich Ihnen völlig recht, Herr Jordi. Nur ob es wirklich Erlebniswelten und Wohlfühloasen sind, welche viel bewirken, bezweifle ich. Sie mögen Add-ons für eine bereits positive Unternehmenskultur sein wie etwa bei Google. Doch viel mehr nicht, glaube ich. Eine etwas provokative Frage: Sind Jobs wirklich Shoppingcenters, welche Erlebniswelten brauchen?

    Vielmehr glaube ich, dass der Kern der Zufriedenheit und Motivation noch immer im Job und seinen Aufgaben selber steckt und Faktoren wie attraktive Challenges, Nutzung und Entwicklung von Talenten, Sinnstiftung und Sinngebung und mittel-
    und langfristige Entwicklungsperspektiven mehr Gewicht bekommen sollten. Und wie eh und je Führungskräfte, welche dies erkennen und Mitarbeiterförderung auf ihrer Agenda zuoberst haben.

    • 8. Mai 2017 um 19:02

      Lieber Marco De Micheli
      Danke für Ihren Kommentar. Ich sehe Ihren Punkt. Wenn die Arbeiten und die damit verbundenen Herausforderungen nicht passen, dann nützt ihnen auch ein gut orchestriertes Mitarbeitererlebnis nichts. Das gleiche gilt, wenn es der Firma nicht gelingt ihre Daseinsberechtigung(Sinn) zu kommunizieren. Da haben Sie recht.

      Ein kleines Aber trotzdem: Spannende Challenges basieren auf einer Unternehmenskultur, die es Mitarbeitenden erlaubt Verantwortung zu übernehmen. Die Haltung zur Förderung und Entwicklung der Mitarbeitenden ist ebenfalls ein entscheidender Teil der Unternehmenskultur.
      Ich bleibe jedoch bei meiner These, dass Unternehmen in ihrer Funktion als Arbeitgeber immer stärker das Gesamterlebnis des Mitarbeiters beachten sollten.

      Nicht zu vergessen, dass das gar nicht so neu ist. Viele Firmen hatten das alles schon, bis dann in den 90er Jahren die grossen Sparübungen losgingen. Erfolgreiche Unternehmen waren schon im 19. Jahrhundert diejenigen, die es schafften ihren Mitarbeitenden, den nötigen Respekt entgegenzubringen, ihnen die richtigen Werkzeuge zu geben und ihnen gesunde Arbeitsplätze zu bieten.

      Beste Grüsse
      Christoph Jordi

  3. Cornelia Hess
    27. April 2017 um 6:15

    Eigentlich simpel und einfach, nicht wahr? Und doch tun wir uns damit so schwer. Kurz und knackig – gefällt mir!

    • 27. April 2017 um 12:58

      Liebe Cornelia Hess
      Danke für den positiven Kommentar. Es sind oft die einfachen Dinge, die in der konsequenten Umsetzung unheimlich viel Disziplin brauchen. Viele HR Teams konzentrieren sich in ihren Employer Branding Bemühungen um das Recruiting und schon beim Onboarding gibt es die ersten Brüche im Mitarbeitererlebnis. Ganz zu schweigen davon, dass sich das Erlebnis eigentlich bis zum Austritt und darüber hinaus fortsetzen sollte.
      Beste Grüsse

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