Wenn eine einzige Person die ganze Belegschaft belastet

Sie bringen die Chefs an den Rand der Verzweiflung. Sie bewirken Kündigungen, Stressbelastungen und ein schlechtes Arbeitsklima im Team. Sie belasten die gesamte Organisation mit ihrem Verhalten. Sie haben immer recht, sie sind die Einzigen, die wissen, wie der Laden läuft.

Oft zeichnen sich schwierige Mitarbeitende auch durch hohe Leistungsbereitschaft und Engagement aus. Sie strahlen eine grosse Macht aus und machen andere durch ihr emotionales mächtiges Auftreten fertig. Häufig sind sie respektlos gegenüber anderen Mitarbeitenden aber auch gegenüber Chefs.

Die Furcht, in den Fokus dieses Mitarbeiters zu geraten, führt dazu, dass andere Mitarbeitende sich zurückziehen und jeglichen Kontakt meiden. Denn wer im Fokus ist, wird respektlos behandeln, gezielten Angriffen ausgesetzt, angeschrien oder missachtet.

Parallel suchen sich die schwierigen Mitarbeitenden häufig Verbündete und gewähren diesen seltene Momente der Wertschätzung und positiver Emotionalität. Emotionale Reaktionen bei Teamkollegen mit Weinanfällen bis hin zu Kündigungen, um diesem Terror zu entgehen, sind häufig. Nicht selten leiden die so geplagten Teammitglieder an psychosomatischen Beschwerden und Ängsten.

Schwierige Mitarbeitende beschäftigen die Chefs permanent, gedanklich auch an Wochenenden. Vorgesetzte überlegen, wie sie diese Personen, die häufig wegen ihrer Leistungsbereitschaft vermeintlich wichtig für die Abteilung sind, besänftigen und ins Team einbeziehen können. Vorgesetzte sind auf der Suche nach Gerechtigkeit, korrektem Führungsverhalten und dem Lösungsweg. Vorgesetzte führen Gespräche mit den schwierigen Mitarbeitern über ihr Verhalten im Team. Sie stehen aber auch unter Beobachtung ihrer anderen Unterstellten, die darauf hoffen, dass sie das Problem lösen.

In den Gesprächen mit dem Störenfried sieht dieser sein Fehlverhalten nicht ein. Er hat permanent gute Gründe, weshalb er so und nicht anders handeln musste. Das typische Symptom dieser Mitarbeitenden ist die Unfähigkeit, eigene Fehler einzugestehen. Hier ist wichtig, dass der Vorgesetzte die Gespräche dokumentiert und klare Zielvorgaben vorgibt, die nicht nur Leistungsvorgaben enthalten, sondern vor allem klar formulierte Verhaltensaspekte fordert.

Eine gute Lösung kann sein, dem Mitarbeitenden einen klar umschriebenen Arbeitsplatz zuzuweisen, wo eine Interaktion mit anderen Mitarbeitenden nicht nötig ist. Dabei gilt es auch zu berücksichtigen, den Vorgesetzten zu unterstützen und zu entlasten. Führt dieser Weg nicht zu einer Beruhigung der Situation, bleibt oft nur noch die Kündigung des schwierigen Mitarbeiters übrig, um Mitarbeitende, Vorgesetzte und das Unternehmen zu schützen. Eine Untersuchung in der Schweiz zeigt¹, dass dies in den allermeisten Fällen der einzige Weg ist, Ruhe ins Unternehmen zu bringen.


Quellen: 

¹Baer, Frick, Fasel, Wiedermann (2010): «Schwierige» Mitarbeiter. Wahrnehmung und Bewältigung psychisch bedingter Problemsituationen durch Vorgesetzte und Personalverantwortliche.

3 comments for “Wenn eine einzige Person die ganze Belegschaft belastet

  1. 28. März 2018 um 14:21

    Die Beschreibung ist zutreffend, das ganze Umfeld ist mit davon betroffen, teilweise völlig paradox Handlungen passieren.
    Die vorgeschlagene Lösung (wahrscheinlich nur eine unter vielen) ist sehr erstaunlich und nicht zielführend, im Gegenteil, sie fördert zurecht die Angst, dass das gleiche Schicksal auch einen selbst treffen könnte. Damit ist der Teufelskreis im Betrieb erst recht in Gang gesetzt. Burnout, Mobbing, Betriebsunfälle sind in der Regel eine Folge der Organisation und der Rollen. Diese Elemente lassen sich viel schneller anpassen als jede BGM Massnahme oder jedes Coaching und geben der Organisation in der Regel auch Performance zurück. Hier ein kleiner Film der zeigt, wie man es schnell anpacken kann, innert Tagen das Problem lösen. https://vimeo.com/221303169

  2. Felix Mächler
    27. Oktober 2017 um 1:47

    Danke für diesen sehr guten Artikel Herr Kissling.
    Wenn man es mit so einem Mitarbeiter zu tun bekommt, nämlich einem pathologischen Narzissten, so gibt es nur eins: Rasch aus der Organisation entfernen. Denn so ein kranker Charakter ändert sich nicht. Je schneller man ihn los hat, desto weniger Schaden kann er anrichten.

    • 28. Oktober 2017 um 20:58

      Ich finde es äusserst interessant, dass dieser Mensch eingestellt wurde. Er muss ja hervorragend mit Leistungen und Zeugnissen geglänzt und geblendet haben und sich fantastisch verkauft, sonst wäre es ja gar nicht erst zu dieser Fehleinschätzung der Anstellung gekommen. Also frage ich mich doch, wer trägt die tatsächliche Verantwortung? Für dieses schwarze Schaf?

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