Was ist der rote Faden, der Ihre Firma zusammenhält? Welche Geschichten erzählen Sie den Kunden und den Mitarbeitenden? Sind sie emotional und überzeugend genug, um die Mitarbeitenden bei der Stange zu halten? Sind sie glaubwürdig? Werden sie von den Vorgesetzten getragen? Vielen Unternehmen wird bewusst: Employer Branding alleine schafft das nicht. Nur ein bisschen gutes Marketing und ein anständiger Social Media Auftritt genügen nicht, um die bestehenden Mitarbeitenden zu halten. Wer seine Mitarbeitenden binden will, muss mehr tun.
Woher kommt dieses emotionale Zeug?
Alle Unternehmen wissen, was sie tun. Die meisten wissen, wie sie es tun und die wenigsten warum sie es tun. Simon Sinek hat diese simple Erkenntnis mit seinem berühmten Bild des «golden Circle» bekannt gemacht. Seine Metapher erklärt, weshalb Kunden vor allem Emotionen kaufen und nicht Fakten. Das lässt sich relativ einfach auch neurologisch beweisen. Der Mensch spricht eher auf eine gute und berührende Geschichte an, als auf reine Fakten zu einem Produkt. Grosse Marken beherrschen das meisterhaft. Nespresso, Apple, Patagonia sind Beispiele dafür. Wenn Patagonia sich zu Nachhaltigkeit bekennt und den Planeten zum einzigen Aktionär befördert, dann hat das eine enorme Wirkung auf die Kundschaft. Vor allem dann, wenn den Worten Taten folgen. Patagonia war unter anderem massgeblich daran beteiligt, dass einer der letzten wild fliessenden Flüsse Europas gerettet wurde.
Was hat das mit unseren Mitarbeitenden zu tun?
Wenig überraschend, ist es bei den Mitarbeitenden genau dasselbe. Unsere Teams wissen was sie den ganzen Tag tun sollen und meistens sogar wie. Nur wenige kennen das «Warum». Wenn wir mit neuen Generationen arbeiten und gleichzeitig einen Arbeitsmarkt haben, der von den Arbeitnehmenden definiert wird, dann wird die Dringlichkeit der Sinnsuche plötzlich offensichtlich. Verstärkend wirkt das Homeoffice. Es vergrössert die physische Distanz zur Arbeitgeberin und reduziert gleichzeitig die Bindung. Und damit haben wir unseren Case.
Lohn und Fringe Benefits machen nicht den Unterschied
Ich behaupte, dass es nicht die guten Kandidatinnen sind und die guten Mitarbeitenden, die aus rein finanziellen Gründen die Firma verlassen. Oder noch schlimmer: deswegen bleiben.
Die guten Mitarbeitenden kommen oder gehen, weil – ähnlich bei einer Beziehung – die Gefühle nicht mehr stimmen, die emotionale Bindung abhandengekommen ist oder sie sich nicht wertgeschätzt fühlen. Dinge wie Lohn, Pensionskasse und Benefits würde ich eher als Hygienefaktoren bezeichnen. Sie können Beziehungen zusätzlich stärken oder schwächen, aber das ist nicht das Entscheidende. Die Menschen, die sich ihren Partner oder ihre Partnerin nur wegen des Geldes aussuchen, werde kaum eine lange und glückliche Beziehung führen.
Arbeitsstelle als Erlebnispark
Wenn es so ist, dass gute Mitarbeitende nicht wegen dem kurzen Arbeitsweg, dem guten Lohn und ein paar Benefits bei ihnen engagieren. Was ist zu tun? Hier ein paar Antworten:
- Werdet euch klar über den Sinn, Vision, Mission und Werte der Unternehmung.
- Macht diese Inhalte erlebbar im ganzen Mitarbeiter-Oekosystem.
- Bindet Mitarbeitende in dieses System ein.
- Nutzt die Führung als Vorbild.
- Optimiert alle Kontaktpunkte der Mitarbeitenden auf die Story der Unternehmung.
Das tönt relativ simpel. Ist es aber nicht. Es geht permanent darum Widersprüche aufzudecken und zu korrigieren. Denken sie an ein Wellness Hotel, dass sich gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben hat. Sofort fallen uns hunderte von Punkten ein, die stimmen müssen, dass das Hotel die Erwartungen der Gäste trifft.
Wenn wir das auf unser Umfeld übertragen, dann geht es nicht darum das Arbeitsumfeld in eine Wohlfühloase zu verwandeln. Es geht darum, dass alle Botschaften und, damit verbunden, alle Erlebnisse bei unseren Mitarbeitenden stimmig sind.
Die Währung heisst «Glaubwürdigkeit»
Werte müssen nicht aufgeschrieben, sie müssen gelebt werden. Die Kultur einer Unternehmung entscheidet sich nicht am eingerahmten Leitbild beim Empfang oder bei den schönen Worten auf der Webseite. Sie entscheidet sich da, wo Dinge in der Unternehmung toleriert werden, die eindeutig nicht in Ordnung sind. Sie können Strategien schreiben, Kommunikation zelebrieren so viel sie wollen – alleine die im einfachen Alltag erlebten Beispiele zählen. Wie grüsst man sich? Wie steht es um Pünktlichkeit, um Verlässlichkeit, um Wertschätzung, Leistungsbeurteilung, Qualität? Peter Drucker hat gesagt: «Kultur isst die Strategie zum Frühstück». Wenn also die Kultur im Unternehmen nicht stimmt, dann wird nicht viel richtig laufen. Wir kennen das von Fussballmannschaften, die aus zusammengekauften Topspielern bestehen und trotzdem von Teams geschlagen werden, die mit Herz und Leidenschaft kämpfen.
Der rote Faden macht den Erfolg
Wer klare Botschaften hat und diese lebt, baut Vertrauen auf. Vertrauen ist die Basis für Leistung. Und Leistung die Basis für Geschäftserfolg. Wer heute herumeiert und als Vision hat «den Umsatz zu verdoppeln» oder als Mission «den Kunden ins Zentrum stellen», hat heute ein ernsthaftes Problem. Eine eigenständige Positionierung als Arbeitgeberin und als Unternehmen gibt Mitarbeitenden nicht nur Orientierung, sondern auch die Möglichkeit sich zu identifizieren. Wer sich mit seiner Arbeit identifiziert, gibt nicht so schnell auf und ist auch bereit, die berühmte Extrameile zu gehen. Wer den Sinn seiner Unternehmung gut vermitteln kann wird es einfacher haben gute Mitarbeitende zu halten und neue zu gewinnen. Ein roter Faden mit einer klaren Ausrichtung der Unternehmung ist Grundlage dafür was wir unseren Kunden und unseren Mitarbeitenden versprechen. Nehmen Sie den Faden auf, führen Sie zusammen was zusammengehört. Es lohnt sich.