Wenn Chefinnen männliche Mitarbeiter bevorzugen

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Am 18. und 19. Februar hatte ich die Ehre, gemeinsam mit Helena Trachsel das 9th Global Diversity & Inclusion-Seminar in Zürich zu moderieren. Helena Trachsel leitet seit 2011 die Fachstelle für Gleichstellung von Frau und Mann des Kantons Zürich und es ist vor allem ihr zu verdanken, dass diese hochkarätige Konferenz erstmals in der Schweiz durchgeführt wurde. Die Referentinnen und Referenten kamen aus der Wissenschaft (u. a. Cranfield School of Management, Universität St. Gallen), der Wirtschaft (u. a. Google, Facebook, Moody’s, Dell, Microsoft, SAP, PWC, Credit Suisse, Philip Morris, Zurich Insurance Group, Axa Winterthur, Deutsche Bank, IKEA) und aus Fachorganisationen (u. a. Workplace Pride Foundation, Specialisterne).

Von Anfang an waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig, dass einer Verbesserung auf dem Gebiet von Diversity & Inclusion vor allem die unbewussten Vorurteile und Vorprägungen entgegenstehen. Anhand verschiedener interessanter Beispiele wurde diskutiert, welche Massnahmen geeignet sein könnten, solche Voreingenommenheiten abzubauen, und zwar nicht nur, was die Gleichbehandlung von Männern und Frauen angeht, sondern auch die Chancen von anderen Lebensmodellen, Möglichkeiten zum Einsatz vom Menschen mit Behinderungen und die Zusammenarbeit über ethnische Grenzen hinweg. Am Ende würden nicht nur die Betroffenen profitieren, sondern auch die Unternehmen ganz direkt, zum Beispiel durch mehr Innovationskraft und eine höhere Attraktivität.

Spannend war auch die Präsentation einer Studie der Universität St. Gallen, die bestätigt hat, dass in männlich dominierten Organisationen Männer von männlichen Vorgesetzten tendenziell besser beurteilt werden als Frauen, dass aber in solchen Organisationen Frauen von weiblichen Vorgesetzten mit Abstand die schlechtesten Bewertungen bekamen und dass auch diese weiblichen Vorgesetzten Männer besser eingeschätzt haben als weibliche Mitarbeitende. In weiblich geprägten Organisationen zeigt sich in dieser Studie genau das gegenteilige Bild: in einem solchen Umfeld werden Frauen sowohl von weiblichen als auch von männlichen Vorgesetzten deutlich am besten beurteilt und auch die männlichen Vorgesetzten bevorzugen dort weibliche Mitarbeitende.

Auch wenn es noch keine hundertprozentige Lösung gibt, um diese Vorprägungen zu verändern, hat das Abschlussreferat von Tanya Odom aus New York mit einem eindrücklichen Plädoyer für eine Kultur der Achtsamkeit, der «mindful leadership», zumindest einen Weg aufgezeigt, der uns einen Schritt weiterbringen könnte. Aus Schweizer Sicht war ein weiterer Erfolg der Konferenz, dass wir auch für 2017, das Jahr des 10. Jubiläums dieser globalen Konferenz, wieder mit der Ausrichtung rechnen können.

2 comments for “Wenn Chefinnen männliche Mitarbeiter bevorzugen

  1. 25. Februar 2016 um 16:08

    Sehr spannend die Studie über Beurteilung im männlichen und weiblichen Umfeld. Haben Sie dazu auch einen Link zur Studie?

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