Die berufliche Weiterbildung und insbesondere deren Finanzierung muss in Zeiten zunehmender Flexwork neu gedacht werden. Die bisherigen Rezepte funktionieren je länger, je weniger, wenn die Arbeitnehmenden immer rascher und häufiger von Job zu Job ziehen.
Für die Arbeitgeber lohnt es sich nicht mehr, in die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden zu investieren, wenn diese bald ihre Arbeitsstelle wechseln. Trotzdem profitieren die Arbeitgeber von Arbeitnehmenden, die sich ein Leben lang weiterbilden. Das ist ein Dilemma. Es braucht also neue Lösungen. temptraining, der Weiterbildungsfonds für Temporärarbeitende, macht vor, wie ein modernes Weiterbildungssystem in Zeiten von Flexwork aussehen kann.
So funktioniert die Weiterbildungslösung für Temporärarbeitende
Wer temporär arbeitet, bezahlt 0,7 Prozent seines Lohnes in die Kasse des Gesamtarbeitsvertrags (GAV) Personalverleih ein. Gleichzeitig steuert der Personalverleiher 0,3 Prozent des Lohnes bei. 40 Prozent des Finanztopfs des GAV Personalverleih stehen für Weiterbildung bzw. temptraining zur Verfügung. (Die weiteren 60 Prozent werden für den GAV-Vollzug und die KTG-Branchenlösung in der Temporärbranche eingesetzt.)
Bereits ab 88 geleisteten Arbeitsstunden erlangen die Temporärarbeitenden Anspruch auf temptraining-Weiterbildungsbeiträge von bis zu Fr. 5’000. Dabei sind die Temporärarbeitenden frei, einen Kurs bei einem Bildungsinstitut ihrer Wahl auszusuchen, solange dieser für sie berufsrelevant ist und im Bildungsverzeichnis von temptraining gelistet ist. Temporärarbeitende können sich in ihrem aktuellen Tätigkeitsgebiet aus- oder weiterbilden oder sich für einen neuen Bereich umschulen. temptraining betreibt bewusst keine Schulen oder Kurse selbst. Die Vielfalt der Temporärarbeitenden ist viel zu gross. Deshalb verweist temptraining auf geprüfte Bildungsinstitute, die Kurse in den mannigfaltigen Berufen und Branchen der Temporärarbeitenden anbieten. Das Bildungsverzeichnis von temptraining umfasst über 500 Schulen und ist öffentlich und digital zugänglich.
Die Temporärarbeitenden sind auch frei in der Wahl des Zeitpunkts ihrer Weiterbildung. Sie können bis 12 Monate nach ihrem Temporäreinsatz eine Weiterbildungsleistung bei temptraining beziehen. Damit bleiben sie flexibel, ihren beruflichen Werdegang und die Weiterbildung zeitlich optimal aufeinander abzustimmen.
temptraining basiert auf dem Solidaritätsprinzip. Alle Arbeitgeber und Mitarbeitenden der Temporärbranche bezahlen ein, und alle können davon profitieren. Auf individueller Ebene wären vermutlich nur wenige Personalverleiher bereit, in die Weiterbildung ihrer Temporärarbeitenden zu investieren, da diese im Mittel nur 15 Monate bei der Temporärarbeit verbleiben. Als Solidargemeinschaft haben die Personalverleiher aber eine Zahlungsbereitschaft, weil alle wissen, dass sie gut weitergebildete Temporärarbeitende besser vermitteln können.
Das sagen die Nutzerinnen und Nutzer von temptraining
Die am häufigsten via temptraining besuchten Weiterbildungen finden in den Bereichen Sprachen, Bauwesen, Logistik, Industrie, Gastronomie & Hotellerie, Gesundheit und IT statt. Die Altersdurchmischung der temptraining-Nutzerinnen und -Nutzer ist gross. Zwei Drittel der Weiterbildungsgesuche kommen von jungen Temporärarbeitenden (18- bis 39-Jährige). Ein Drittel der sich über temptraining weiterbildenden Temporärarbeitenden sind ältere Mitarbeitende (40- bis 60-Jährige).
temptraining erreicht im Unterschied zu vielen anderen Weiterbildungseinrichtungen auch bildungsferne Schichten sehr gut: 44 Prozent der temptraining-Gesuchstellenden aus dem Jahr 2022 haben nur die obligatorische Schule absolviert. Gemessen am Bildungsstand aller Temporärarbeitenden sind Geringqualifizierte bei temptraining sogar deutlich übervertreten. Von allen Temporärarbeitenden geben nämlich 31 Prozent die obligatorische Schule als höchsten Abschluss an.
Die Temporärarbeitenden bilden sich über temptraining weiter, um sich mehr Fachwissen und Fähigkeiten anzueignen und um ihre Aufstiegschancen zu verbessern, wie eine Befragung der Nutzerinnen und Nutzer von temptraining im ersten Quartal von 2023 zeigt. Auch die Sicherung einer Arbeitsstelle und die Arbeitszufriedenheit sind häufig genannte Motive. Wie die Befragung zeigt, kann temptraining diese Erwartungen erfüllen: 70 Prozent der im ersten Quartal von 2023 befragten Nutzerinnen und Nutzer bewerten den Mehrwert der absolvierten Weiterbildung für ihre Position im Arbeitsmarkt als gross bis sehr gross.
temptraining wächst von Jahr zu Jahr. 2022 hat der Weiterbildungsfonds über 14’000 Weiterbildungsgesuche bewilligt und 12,6 Millionen Franken an Weiterbildungsbeiträgen ausbezahlt.
temptraining wird ab 1. September noch flexibler und einfacher
Um den Flexibilitätsbedürfnissen der Temporärbranche noch mehr zu entsprechen, erneuert temptraining seine Regeln und Prozesse per 1. September 2023. Neu werden Temporärarbeitende ihre Weiterbildungen bis zu 12 Monate im Voraus oder rückwirkend beantragen können. Zudem stellt temptraining ein neues Webportal zur Verfügung. Darüber können die Temporärarbeitenden ihre Anträge einfacher einreichen. Der Antragsprozess wird teilautomatisiert, damit sich die Wartezeiten verkürzen. Ausserdem können Temporärarbeitende im Webportal nach anerkannten Kursangeboten stöbern und jederzeit ihr Weiterbildungsguthaben einsehen.
Sehr toller Beitrag über Weiterbildungslösung. Eine Weiterbildung Marketing lohnt sich allerdings immer, ob Jobwechsel oder nicht. :)