Wann lügen Ihre Mitarbeitenden?

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Mir sind in letzter Zeit diverse Studien aufgefallen, die sich mit Lügen rund um die Arbeit beschäftigen. Deshalb in diesem Blog die wesentlichsten Erkenntnisse.

Lügen haben kurze Beine. Das hat man uns schon als Kind beigebracht. Ein heikles Thema und doch war bestimmt jede*r von uns schon einmal in eine Lügengeschichte verwickelt. Gerade wenn es um den Job geht, lügen viele. Wann haben Sie oder Ihre Mitarbeitenden (im Job) das letzte Mal gelogen?

Wo und wie oft wird gelogen?

Im Schnitt lügt – gemäss Studie – jede*r 25-mal am Tag. Unglaublich, oder? Man lügt in Freundschaften, in familiären Situationen und eben auch im Berufsleben.

Am meisten geschummelt wird hier:

Bewerbungsgespräch

  • Bewerber*innen wollen ja den Job

Jahresgespräch

  • Auf die Frage des/der Vorgesetzten: «Bist du mit deinem Job zufrieden?», getraut sich kaum eine*r, wirklich die Wahrheit zu sagen.
  • Man könnte dadurch riskieren, dass die Geschäftsleitung einen Jobwechsel vermutet und dass man dann ohne Job dasteht.

Warum wird gelogen?

Wer lügt, handelt oft aus persönlichem Interesse, will sich Vorteile verschaffen oder einer Strafe aus dem Weg gehen. Kleine Notlügen können sogar den Alltag erleichtern – vorausgesetzt, die Flunkerei fliegt nicht auf. In der Arbeitswelt wird oft gelogen, um Jobs zu behalten, einen Job zu bekommen oder um unangenehmen Situationen am Arbeitsplatz aus dem Weg zu gehen. Gerade wenn es um Arbeitserfahrung geht, fällt es leicht, ein Praktikum als Festanstellung zu betiteln, nur um sich besser darzustellen.

Wo dürfen Ihre Mitarbeitenden und Bewerber*innen lügen (oder die Antwort verweigern)?

Beim Lügen ist je nach Situation Vorsicht geboten. Bei folgenden Themen dürfen Antworten ausgelassen oder Lügen erzählt werden:

  • Familiäre Fragen: Fragen zur Familienplanung, Fragen zum Familienstand, Fragen zur sexuellen Neigung, Fragen zu einer bestehenden Schwangerschaft, Fragen zu Heiratsabsichten, Fragen zum Partner oder dessen Job sowie Fragen zu Familienmitgliedern oder Verwandten.
  • Gesundheitliche Fragen: Fragen zum aktuellen Gesundheitszustand, Fragen zu einer vorhandenen Behinderung, Fragen zu vergangenen Erkrankungen (inklusive Dauer) sowie Fragen zu schweren Krankheiten in der Familie.
  • Fragen zu privaten Absichten: Fragen zu Religion und Konfession, Fragen zur Parteizugehörigkeit sowie Fragen zur Gewerkschaftszugehörigkeit.

Zukünftige Mitarbeitende dürfen/sollen so ehrlich sein und sagen, warum sie gewisse Fragen für unangemessen halten. Ihre Privatsphäre dürfen sie immer schützen. Die geht Sie als künftigen Arbeitgeber nichts an.

Stellen Sie sich folgendes Dilemma vor: Eine Frau, die sich bei einer Firma bewirbt, hat kürzlich erfahren, dass sie schwanger ist. Soll sie das dann beim Vorstellungsgespräch sagen? Entweder sie stösst auf Verständnis und erhält den Job. Oder das Gegenüber zeigt Verständnis, erteilt ihr jedoch eine Absage, da sie bereits zu Beginn des Arbeitsverhältnisses ausfallen würde. Was jedoch, wenn sie nicht sagt, dass sie schwanger ist, die Arbeitskolleg*innen später davon erfahren, und dann klar wird, dass sie gelogen hat?

Sollten Sie jemals eine Aussage wie folgende hören, dann seien Sie sich bewusst, dass Bewerber*innen nicht jede Frage beantworten müssen: «Ich finde nicht, dass meine Religion auf den Job bezogen eine Rolle spielt, weshalb ich diese Frage nicht beantworten will.»

Fazit für Führungskräfte und HR

Stellen Sie beim Vorstellungsgespräch und in einem Arbeitsverhältnis möglichst nur Fragen, die wirklich relevant und erlaubt sind. Schenken Sie künftigen Mitarbeitenden Vertrauen und haben Sie Verständnis, wenn über gewisse Themen nicht gesprochen werden will.

Persönlich bin ich der Meinung: «Ehrlich währt am längsten.» Lügen machen alles kompliziert und kommen sowieso irgendwann ans Tageslicht. Deshalb gleich raus mit der Wahrheit. Allerdings kommt es aus meiner Erfahrung in vielen Fällen auf die Art der Formulierung, also die Wortwahl und die Tonalität an. Und das ist eine grosse Kunst.

Wie stehen Sie zum Thema?

Quellen:

1 comment for “Wann lügen Ihre Mitarbeitenden?

  1. 5. Oktober 2021 um 20:30

    Spannender Artikel, der auch das Dilemma von «Wahrheiten» schön sichtbar macht. Ich habe als Kind gelernt, dass zum Lügen immer zwei gehören. Jemand, der die Lüge erzählt und jemand, der die Lüge glaubt. Zuweilen Lüge und Wahrheit sehr dehnbare Begriffe sind und sich die Menschen vielleicht sogar häufiger auch selbst belügen. Oder zumindest nicht ganz ehrlich mit sich sind. Glücklicherweise hat jeder von uns ein eigenes Bild davon, wie die Welt aussieht. Ich würde deshalb den Führungskräften empfehlen, sich bewusst zu machen, dass (manchmal) geflunkert wird. Fragen Sie sich, ob das akzeptabel ist und ob Sie damit umgehen können. Und dann fragen Sie sich doch gleich, wie häufig Sie selbst ihren Mitarbeitenden nicht immer die ganze Wahrheit erzählen.

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