Einige der erfolgreichsten Geschäftsleute sind dafür bekannt, dass sie Arschlöcher sind. Brauchen Unternehmen ein paar solche Leute, um wirklich erfolgreich zu sein? Oder sind Arschlöcher unter dem Strich nicht nur menschlich, sondern auch finanziell schädlich?
Im Podcast erwähne ich das Buch «The no asshole rule» von Bob Sutton. In diesem Artikel für die Harvard Business Review erklärt Sutton, weshalb es für ihn wichtig war, dieses Buch zu schreiben.
Ein Artikel von Paul Petrone weckte wieder mein Interesse für dieses Thema. Ich bin eigentlich mit ihm einig, finde aber, dass er trotzdem daneben liegt. Weshalb? Das erkläre ich im Podcast.
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Ein Kollege sandte mir eine Nachricht mit einer interessanten Frage. Sollte man unterscheiden zwischen:
a) Personen, die von Anfang an Arschlöcher waren, also schon während der Rekrutierung, oder
b) solche, die während der Anstellung zu Arschlöchern wurden.
Er sagte auch: Wenn man von lauter Arschlöchern umgeben ist liegt es nahe, dass man selbst eines wird.
Wenn ich mich richtig erinnere erwähnte Bob Sutton in seinem Buch den Ausdruck „knee-deep in assholes“, also frei übersetzt „bis zum Hals in Arschlöchern“. Und dann stellt sich die Frage, ob Arschlöcher ansteckend sind.
Da kam mir der ARSE-Test in den Sinn. Also der „Asshole Rating Self-Exam“. Sutton veröffentlichte in seinem Buch einen kleinen Test um seinen eigenen Arschloch-Faktor einzuschätzen und Guy Kawasaki machte dies online verfügbar.
http://electricpulp.com/guykawasaki/arse/
Je nach Zeitpunkt und Lebens- oder Arbeitssituation kann man verschiedene Ergebnisse erzielen. Ich habe den Test gerade selbst durchgeführt und das Resultat ist, dass ich wohl kein Arschloch bin (3 Punkte).
Aber vor ein paar Jahren hatte ich einen sehr stressigen und frustrierenden Job, und damals war das Resultat: „borderline certified asshole“, also nahe daran, offiziell ein Arschloch zu sein.
Hat sonst noch jemand den Test gemacht? Was war dein Resultat?
Guten Tag Herr Besson
eine wirklich gute Frage, finde ich. Vielleicht kennen Sie ja auch das Buch „Der A-Quotient: Theorie und Praxis des Lebens mit Arschlöchern“. Es stammt von Charles Lewinsky und kam 2005 raus. Ich persönlich bin als Gründer und Leiter des iek Instituts für emotionale Kompetenz AG ja eher ein Vertreter des EQ und nicht des AQ, aber es gibt dabei mehr Parallelen als man zunächst annimmt. Zum Beispiel die Fähigkeit, es aushalten zu können, wenn man sich gerade wieder einmal unbeliebt gemacht hat. Es ist auf jeden Fall ein wichtiger Teil des EQ im Sinne von Autonomie, es ist vielleicht ja auch ein wichtiger Aspekt des AQ. Oder was meinen Sie?
Beste Grüsse
Bob Schneider
Lieber Herr Schneider
Ich denke auch, dass EQ und AQ viele Berührungspunkte haben.
Mit dem EQ helfen Sie aber Menschen, sich selbst realistisch einzuschätzen und einen konstruktiven Umgang mit anderen zu gestalten. Meiner Meinung nach zwei Dinge, die Arschlöcher eben nicht können.
Deshalb mag ich Ihren Ansatz, der früher ansetzt und proaktiv etwas Positives bewirkt.
viele Grüsse
Etienne Besson
Ciao Etienne
Danke für deinen Beitrag!
Also wirkliche Ar*chlöcher würde ich auch nicht einstellen, dafür etwas mehr konstruktiv unangenehme Leute :) Die bringen die Firmen meistens auch weiter… Dafür muss die Kultur aber auch passen und dann wären wir wieder beim aktuell heiss diskutierten cultural fit!
Grüsse, Leandra
Hoi Leandra
Ich hatte gar nicht so weit überlegt, aber das mit der Kultur ist auch ein interessanter Punkt.
Vielleicht können wir ja mal das Thema „culture fit“ bei einem Fitnessteller besprechen ;-)
viele Grüsse
Etienne
Lieber Herr Besson,
vorab ein klares NEIN, Arschlöscher darf man nicht einstellen – unangenehme Mitarbeiter schon.
Ich persönlich mache folgende Unterscheidung:
Arschloch – Ziel ist immer eine Person, sie wird gedemütigt und kann sich in der Regel nicht wehren.
Unangenehme Menschen – Ziel ist immer die Sache / Aufgabe. Menschen gegenüber agieren sie immer mit Respekt.
Ob jemand ein Arschloch ist oder nicht, hängt immer von der Persönlichkeit und den Werten der Menschen ab.
Wie findet man raus, wer was ist? Zusätzlich zu Ihren Vorschlägen fallen mir dazu noch drei Dinge ein:
1. Testen – es gibt gute Testverfahren, beispw. der OPQ, aus denen man mit entsprechender Erfahrung sehr gut die Persönlichkeit und die Motivation der KandidatInnen ableiten kann. Diese ist so einfach nicht zu ändern, daher
2. wenn man unsicher ist, im Zweifel nicht einstellen. So dringend muss keine Stelle besetzt werden, dass man sich nachher mit einem Arschloch rumschlagen muss. Allein die Zeit, die dabei verschwendet wird und ggf. der Verlust von guten MitarbeiterInnen, die das Unternehmen wegen des Arschlochs verlassen.
3. Probezeit – schauen Sie sich das Verhalten der Personen während der Probezeit genau an. Haben Sie den Mut diese Leute dann auch zu entlassen.
In diesem Sinne, Ihr
Franz-Peter Staudt
Lieber Herr Staudt
Vielen Dank für diesen wertvollen Kommentar. Ich werde mir Ihre Gedanken und Vorschläge gerne noch etwas durch den Kopf gehen lassen.
So ganz spontan gefällt mir vor allem die Unterscheidung zwischen Person und Sache.
viele Grüsse
Etienne
Als Organisationspsychologin frage ich mich doch sofort, wie man „Arschlöcher“ operationalisiert, also definiert. Ich glaube, das wurde noch nicht gemacht :-)
Aber mich würde interessieren, wie viele psychische Störungen in den Führungsetagen anzutreffen sind. Ich schlage doch eher vor, dass Personen in Führungspositionen sich einem Psychologischen Testverfahren unterziehen sollten. Das wäre vermutlich förderlich für das Wohl von Mitarbeitenden und Unternehmen.
Gruss V
Liebe Vera
Vielen Dank für deinen Beitrag!
Bob Sutton benutzt zwei Kriterien um Arschlöcher zu definieren:
1) wenn man mit ihnen zu tun hat, fühlt man sich schlecht über sich selbst (Selbstzweifel, Demotivation, etc.)
2) Ihre Opfer sind immer Schwächere
Diese Kriterien genügen wohl kaum für eine wissenschaftliche Definition. Aber ich finde sie für den Alltag schon sehr hilfreich.
Und ich weiss nicht, wie viele Führungspersonen tatsächlich unter psychischen Störungen leiden. Aber ich habe auch schon gelesen, dass nur Psychopathen wirklich erfolgreiche CEOs sein können. Solche Aussagen finde ich gleichzeitig beängstigend und interessant.
viele Grüsse
Etienne