Das Potenzial von KI nutzen – Transkription im online Team-Coaching?

Marc Bürgi CoachingSollen Transkripte aus Online-Team-Coachings mittels KI erstellt und analysiert werden? In diesem Blog schauen wir uns Nutzen, Risiken und ethische Überlegungen dazu an.

Online-Team-Coaching wird von führenden Unternehmen vermehrt für die Entwicklung ihrer Mitarbeitenden sowie für die Begleitung von Transformation eingesetzt. Dabei kommen neueste Technologien zur Anwendung. Die Frage wird für alle Beteiligten relevant, ob Transkripte aus dem Coaching mittels KI erstellt und analysiert werden sollen. Lassen Sie uns in diesem Blog den Nutzen, die Risiken und einige ethische Überlegungen hierzu betrachten.

Der Wert der Transkription

Stellen Sie sich vor, Sie hätten freien Zugriff zu einer Schatzkammer, die gefüllt ist mit Goldstücken. Transkriptionen von Sitzungen versprechen das Potenzial, uns solche Schätze zugänglich zu machen. Mittels KI können grosse Datenmengen analysiert und innert kürzester Zeit Muster und Trends erkannt werden. So können häufig wiederkehrende Herausforderungen, denen die Teams begegnen, in Echtzeit identifiziert und dadurch Lernprozesse beschleunigt werden. Coaches können direkt reagieren und beispielsweise anstatt auf die Modellstrukturen der neuen Organisationsform eher auf die sich verändernden Machtgefüge zwischen den verschiedenen neuen Rollen eingehen.

Eine grosse Organisation kann durch die Analyse von Transkripten herausfinden, welche Themen für aktuell am dringendsten sind. Zum Beispiel könnte sich herausstellen, dass momentan viele Mitarbeitende mit ihrem Zeitmanagement kämpfen und dass richtiges Priorisieren ihnen etwas Luft verschaffen würde. Basierend auf der  Analyse, können Coaches dann spezifische Massnahmen oder kurze Lerneinheiten dazu anbieten.

Lernen der Coaches und der Organisation

Coaches können aus den Analysen Feedback quasi in Echtzeit erhalten und ihre Interventionen entsprechend anpassen. Wenn bestimmte Ansätze bei den betreuten Teams mehr Engagement erzeugen als andere, können sie den Fokus entsprechend darauf ausrichten.

Die Organisation kann durch die Analyse der Transkripte schnell Fortschritte, Erfolge und Hindernisse erkennen. Ist zum Beispiel in einer laufenden Transformation eine mangelnde Rollenklarheit in der neuen Produktentwicklungsstruktur eine zentrale Herausforderung, dann können die Kommunikation, die Trainings und das Coaching darauf ausgerichtet werden.

Navigieren der Risiken

Achtung, bevor wir anfangen, bei allen Onlinegesprächen automatisch den Aufnahmeknopf zu drücken, zu transkribieren und mittels KI zu analysieren, gibt es ein paar Punkte zu bedenken:

Ein wichtiger Aspekt ist die Privatsphäre. Teilnehmende äussern im Coaching oft intime und vertrauliche Beiträge, was sie verletzlich macht. Eine permanente Protokollierung könnte als Überwachung empfunden werden und der ursprünglich gewünschten Offenheit für das Coaching entgegenwirken.

Freiwilligkeit und Zustimmung sind für den Erfolg von Coaching entscheidend. Nicht alle Klienten werden sich wohlfühlen und ihr Einverständnis geben, dass alle Aussagen aufgezeichnet und analysiert werden dürfen. Wir werden sehen, ob und wie das Versprechen der Anonymisierung bei der Bearbeitung mittels KI eingehalten werden kann und wie die Teilnehmenden reagieren. Wie sollen sich Mitarbeitende beispielsweise verhalten, wenn ihr Vorgesetzter den Aufnahmeknopf im online Coaching bereits gedrückt hat und dazu lapidarisch meint, dass sei doch keine grosse Sache.

Eine generelle Herausforderung von KI sind ungenügende Genauigkeit bei der Interpretation und dadurch mögliche Verfälschungen der Ergebnisse. Die Analysen der Transkripte können zum Beispiel aufgrund von Fehlinterpretationen von Nuancen oder Tonfall fehlerhaft und irreführend sein. Das kann ein falsches Bild der Einstellungen und Bedürfnisse der Mitarbeitenden transportieren.

Ethische Überlegungen

Für HR-Profis und speziell im Umfeld von professionellem Coaching muss die Einhaltung ethischer Richtlinien und Praktiken ein zentrales Anliegen werden. Die Einholung der informierten Zustimmung aller Teilnehmenden ist in diesem Zusammenhang nicht verhandelbar. Transparenz darüber, wie die Transkripte verwendet werden und welche Richtlinien dabei gelten, ist nötig und fördert das Vertrauen.

Vertraulichkeit ist essenziell. Sensible Daten müssen so verarbeitet werden, dass die Identität der Beteiligten geschützt bleibt. Eine verlässliche Anonymisierung der Transkripte und korrektes Verhalten in Bezug auf den Datenschutz sind hierbei unerlässlich.

Unterm Strich    

Die Transkription und Analyse von Team-Coachings mittels KI versprechen uns neue und spannende Erkenntnisse. Die möglichen Vorteile für Organisationen sind dabei immer den Risiken betreffend Schutz der Integrität der Teilnehmenden gegenüberzustellen. Wir stecken in den Anfängen der mittels KI generierten Analysen von Transkripten. Experimente werden zeigen, ob KI sich als Störquelle für den Erfolg von Coaching erweist oder als nützliches Tool integriert wird, welche Massnahmen zur Vertrauensbildung notwendig sind und wie die am Coaching beteiligten Parteien reagieren werden.

Damit Sie sich Ihrer eigenen Coaching-Praxis und deren ethischen Herausforderungen klarer werden können, hier ein paar Fragen zur Reflexion:

Welches Umfeld eignet sich, um bedacht mit dem Einsatz von KI im Coaching zu experimentieren?

Wie klar sind Richtlinien und Infos dazu, wie mit den gewonnenen Daten umgegangen wird?

Wie holen Sie die explizite Zustimmung der Beteiligten zur Transkription und Analyse mittels KI ein?

Was sind Ihre Abbruchkriterien für Experimente mit KI im Coaching?

 

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