Sind HR-Verantwortliche auch Krisenmanagerinnen und Krisenmanager?

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Aufgrund vielfältiger Markus Marthaler HR PraxisHerausforderungen am Arbeitsmarkt aber auch in der Gesellschaft, der Politik und die Wirtschaft macht sich bei Mitarbeitenden Unsicherheit breit. Deshalb drängt sich die Frage auf, inwiefern HR auch für das Krisenmanagement zuständig ist.

Veränderungsprozesse, instabile Verhältnisse, aber auch grosse Herausforderungen können als Anzeichen von Krisen betrachtet werden. Gerade dann wird offensichtlich, dass Strategien und Vorsätze immer nur so weit taugen, als auch die Verantwortlichen in der Lage sind, trotz Angst und Verunsicherung einen kühlen Kopf zu bewahren. Dies war während der Pandemie besonders gut zu beobachten.

Was sind nun die Folgen, was ist mit jenen einzelnen Themen, welche in ihrer Vielschichtigkeit das Potenzial einer nicht zu unterschätzenden Brisanz in sich tragen? Da sind zum Beispiel diese fünf Punkte:

  1. Die steigende Zahl von psychisch auffälligen Mitarbeitenden
  2. Die Verteilung von immer mehr Arbeit auf immer weniger Mitarbeitende
  3. Die Überforderung durch rasch fortschreitende, digitale Prozesse sowie KI
  4. Die Gefahr der Verbreitung von «Fake News» über Mitarbeitende und bewusst verfälschte Fakten über das Unternehmen
  5. Der wachsende Bedarf an interkultureller oder auch generationsübergreifender Führung und Kommunikation

Wie uns der Volksmund lehrt, bieten Krisen auch Chancen. Der griechische Ursprung des Wortes bedeutet gleichzeitig auch «Wendepunkt» und «Entscheidung». Die Arbeitswelt ist massiv im Umbruch: sie ist im Gegensatz zu früher weniger berechenbar und häufiger schnell auftretender Veränderungen unterworfen. Resilienz und Ressourcenmanagement werden die Schlagworte der Zukunft sein. Es sind nicht die Situationen, welche den Menschen zu schaffen machen, sondern die Fähigkeit des eigenen Bewusstseins, diesen achtsam zu begegnen.

In meinem persönlichen Verständnis gehört es zu den Hauptaufgaben des HR, dazu beizutragen, dass das Verständnis einer konstruktiv gelebten Unternehmenskultur auch in hektischen Zeiten nicht verloren geht. Es gehört zu den Aufgaben einer zeitgemässen HR-Abteilung, die Geschäftsleitung auf mögliche Herausforderungen im zwischenmenschlichen Bereich bei den Mitarbeitenden zu sensibilisieren.

So stellt sich die Frage: genügen IHRE aktuellen Massnahmen, obenstehende Fragen zukunftstauglich zu gestalten?
Eine persönliche Erfahrung der letzten Wochen stimmte mich nachdenklich: bezüglich des Fachkräftemangels habe ich mir erlaubt, mehrere Verantwortliche von Unternehmen mit der Frage zu konfrontieren: «Was haben Sie konkret gegen diese Herausforderung unternommen?»

Zusammengefasst gab es bei den Aussagen zwei Parallelen: 1. Man findet die Situation bedrohlich… nichts weiter. 2. Es gibt keine strategische Überlegung, diesem Phänomen konstruktiv zu begegnen…
Aufgrund dessen wage ich die skeptische Überlegung, wie es dem HR gelingt, die Geschäftsleitung für die oben erwähnten Themenfelder tatsächlich zu sensibilisieren.
Womit ich bei der Eingangsfrage angekommen bin, ob das HR sich auch mit Krisenthemen auseinandersetzen sollte. Aus meiner Sicht ist die Antwort JA! Der Schwachpunkt aber auch die Stärke in solchen Momenten ist immer der Mensch. Noch kann man diesen nicht durch KI ersetzen. Daher ist es die ethische Verantwortung des HR, sich mit der Aktualität der Veränderungsprozesse proaktiv auseinanderzusetzen.
Was also ist Ihr Beitrag, den 5 erwähnten Punkten proaktiv zu begegnen, um das Unternehmen mit den nötigen Ressourcen für die Zukunft zu rüsten und zu begleiten?

 


 

Und zum Schluss noch eine Information in eigener Sache. Nach mehr als 10 Jahren war dies mein letzter Blog-Beitrag in dieser Reihe. Es hat mir viel Freude bereitet, persönliche Erfahrungen und Erkenntnisse auf diese Weise weiterzutragen. Der rote Faden meiner Artikel bestand stets darin, die Wichtigkeit von HR in Bezug auf die Stärkung der Unternehmenskultur zu unterstreichen. Ich danke an dieser Stelle allen Leserinnen und Lesern für die zahlreichen Feedbacks, die Aufmerksamkeit und da und dort für das Nachsehen einiger pointierter Meinungen. Meiner Nachfolge wünsche ich viel Freude in dieser spannenden und dankbaren Aufgabe.

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