Sehen Sie Krise? Wir sehen Startrampen.

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HR-StrategieDie Krise ist da. Das Unternehmen reagiert mit den üblichen Instinkten. Nur: Dieses Mal liegen wir komplett falsch. Und das hat Konsequenzen. Wie Sie Ihre intuitiven Reflexe überwinden und jetzt das Richtige tun.

Gnadenlos, heftig, radikal: Das ist die Corona-Krise. Sie stellt unsere Welt gerade auf den Kopf. Sie katapultiert uns mit einer Wucht in die digitale Zukunft, wie wir es nie für möglich gehalten hätten. «Seit zwei Jahren stritten wir mit unserer Rechtsabteilung, wie wir das Thema der digitalen Unterschriften lösen könnten. Die Krise hat unser Problem in zwei Tagen gelöst», sagt mir der COO einer grossen Schweizer Versicherung. «Wir haben am 1. April dreissig neue Mitarbeitende willkommen geheissen, ohne sie physisch zu sehen. Alles hat wunderbar geklappt. Früher ging es Wochen, bis wir für einen neuen Mitarbeitenden eine Mailadresse hatten.» So das Zitat einer HR Leiterin. «Arbeitsverträge und Zeugnisse ohne Originalunterschrift? Geht problemlos!», sagt ein anderer HR-Fachmann.

Aus der Schockstarre erwacht, haben viele Unternehmen rasch in den Notfall-Modus geschaltet und von da erfolgreich in den Überlebensmodus. Doch die alten Reflexe sind noch da: stoppen, absagen, kürzen, runterfahren, einsparen. So wie wir es aus anderen Krisen gelernt haben. Nur: Diesmal wird es nicht funktionieren.

Wer jetzt im Überlebensmodus stecken bleibt und sich freut, dass die Mitarbeitenden ganz brav Homeoffice machen, verkennt den Ernst der Lage. Nie gab es einen besseren Moment, um in die Zukunft zu investieren. Das tönt zwar paradox und geht gegen unsere Intuition. Doch wer die Chance nicht erkennt und anpackt, wird verlieren.

Unsere Organisationen haben sich in den letzten Wochen in einem unheimlichen Tempo verwandelt. «Ganz ohne Change-Manager», wie eine Personalverantwortliche und Change-Expertin mit leicht entsetztem Unterton feststellt. Corona hat uns gerade einen Steilpass gegeben. Durch die ausserordentliche Situation ist vieles möglich geworden. In Kürze haben selbst die grössten Skeptiker erlebt, dass Homeoffice geht. «Funktioniert ja doch!» Und: Das Mitarbeiterengagement ist gestiegen. Haben Sie es bemerkt?

Hier sind zehn Anregungen, die Ihnen weiterhelfen können:

1. Viele denken jetzt: Nach der Krise müssen wir zurück zu bewährten Strukturen.
Wir fragen: Welche neuen Organisationsformen bieten sich jetzt an?

2. Viele denken jetzt: Wir wollen die alte Normalität zurück.
Wir fragen: Wie überführen wir die neu entdeckten Werkzeuge und Methoden in den Alltag?

3. Viele denken jetzt: Endlich zurück zu den eingespielten Prozessen.
Wir fragen: Wie können wir Prozesse neu denken?

4. Viele denken jetzt: Zurück zu den bewährten Erfolgsrezepten.
Wir fragen: Was sind die neuen Rituale, die Zeit sparen und Energien freisetzen?

5. Viele denken jetzt: Jetzt führen wir für alle einen Tag Homeoffice pro Woche ein.
Wir fragen: Wie sieht der Arbeitsplatz von morgen aus?

6. Viele denken jetzt: Die Arbeitswelt hat vorher super funktioniert.
Wir fragen: Können wir Arbeit jetzt mit neuen Augen sehen?

7. Viele denken jetzt: Jetzt müssen wir zuerst Kosten einsparen.
Wir fragen: Wie schaffen wir neuen Kundennutzen?

8. Viele denken jetzt: Wir müssen uns auf die Krise nach der Krise vorbereiten.
Wir fragen: Sollten wir nicht über neue Möglichkeiten sprechen?

9. Viele denken jetzt: Unsere Standardprozesse vermitteln Sicherheit.
Wir fragen: Welche Zöpfe können wir getrost abschneiden?

10. Viele denken jetzt: Jetzt geht es darum das Business abzusichern.
Wir fragen: Was ist der wahre Zweck weshalb das Unternehmen existiert?

Die nahe Zukunft wird kein Zuckerschlecken. Aber wer Angst hat, verliert. Kreativität gewinnt – immer. Die Planung der neuen Zukunft verlangt von uns neues Denken, Muster zu durchbrechen. Es gilt die Zusammenarbeit innerhalb und ausserhalb der Unternehmung mit anderen Augen zu sehen.

Corona ist eine Startrampe. Nicht nur für Ihr Unternehmen. Auch für Ihr Team und für Sie ganz persönlich. Wer sich jetzt auf alte Reflexe verlässt, verpasst die Chance, die Zukunft zu gestalten. Sehen wir uns am Start?

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