Eine starke Marke baut auf eine starke Kultur. Werte werden aktiv gelebt und hängen nicht als Leitbilder an der Wand. Eindrücklich zeigt das die Firma Netflix. Bei Netflix gibt es kein Spesenreglement und die Mitarbeitenden bestimmen, wie viele Ferientage sie benötigen, um bei der Arbeit fit zu sein. Die Basis? Eine starke Arbeitgebermarke.
Netflix startete 1997 als Videoverleih mit 30 Mitarbeitenden und einem Sortiment von 925 Filmen. Heute hat die Firma 2000 Mitarbeitende und macht knapp 5 Milliarden Dollar Umsatz. Netflix hat die Flatrate für Filmverleih erfunden, ist unterdessen auch in der Schweiz angekommen und hat nebenbei auch HR auf den Kopf gestellt. Furore macht eine im Netz frei zugängliche Powerpoint-Präsentation zur Arbeitskultur bei Netflix. Die Präsentation hat 128 Seiten, wurde 2009 freigeschaltet und verzeichnet alleine auf Slideshare schon fast 12 Millionen Aufrufe. Dabei kann man die Präsentation mindestens optisch alles andere als gelungen bezeichnen.
In diesem Dokument beschreibt Reed Hastings, der CEO von Netflix, wie er mit seinen Mitarbeitenden umgeht. Es geht um Werte, Leistung, Freiheit und Verantwortung, Kontext statt Kontrolle, Hierarchie, Entlöhnung und Personalentwicklung. Nichts Besonderes also. Ausser, dass bei näherer Betrachtung ein paar sehr ungewöhnliche Dinge ins Auge stechen.
Die Firma setzt konsequent auf Stars. Das heisst, jeder Mitarbeitende soll in seinem Fach ein Star sein. Mitarbeitende und Führungskräfte setzen auf Dialog und Transparenz. «Wenn Dir heute Mitarbeiter X mitteilen würde, dass er kündigt – wie hart würdest Du darum kämpfen, ihn im Team zu behalten?» lautet eine der Testfragen an Vorgesetzte. Bei Netflix ist Loyalität wichtig – aber kein Garant für konstante Schulterklopfer. So werden Mitarbeitende, die exzellente Leistungen vollbringen, sich aber nicht an die Werte halten, konsequent ausgeschlossen.
Im Gegensatz zu anderen Firmen, die stark wachsen, hält Netflix die Freiheiten der Mitarbeitenden hoch. Statt auf Prozessoptimierung und Regeln setzt Netflix auf Kreativität, Selbstdiziplin, Freiheit und Verantwortung. Tönt gut, oder? Keine Regeln? Doch. Zwei. Versuche, unwiderrufliche Fehler zu verhindern und halte Dich an ethische, moralische und rechtliche Standards.
Keine Regeln bedeutet auch: Keine Zeiterfassung. Keine fixe Zahl an Frei-Tagen. Das Spesenreglement beschränkt sich auf fünf Worte: «Handle im Interesse der Firma.» Auch im operativen Geschäft zählt Kontext mehr als hierarchische Kontrolle oder Entscheidungsmeetings. Planung ist gut – was zählt, sind Resultate. Auf Titel und Funktionsbezeichnungen wird kein Wert gelegt.
Und das funktioniert? Der Erfolg gibt Netflix recht: 60 Millionen Kunden haben heute Netflix abonniert. Mit eigenen Produktionen wie «House of Cards», ist Netflix mittlerweile einer der wichtigsten Player in der Unterhaltungsindustrie.
Das Rezept: Die Arbeitgebermarke ist kein Powerpoint-Konzept, sondern täglich erlebbare Realität für alle Mitarbeitenden. Ein Employer Brand, der strotzt vor Leidenschaft, sich konsequent an klaren Werten orientiert und den Mitarbeitenden das bietet, was sie am meisten zu Leistung anspornt: Sinn, Verantwortung und Entwicklungspotential.
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