Vor einem halben Jahr stellte Klaus Werle in seinem aufrüttelnden Artikel «Die Bonsai-Manager» konsterniert fest, dass Personalthemen zwar so wichtig wie noch nie zuvor sind, die HR-Disziplin aber trotzdem eine rasante Entwertung erlebt. Beim ersten Teil der Aussage – dass Personalthemen die Arbeitswelt von heute bewegen – gebe ich ihm recht, und zwar vierfach:
- Demografischer Wandel: Der Fachkräftemangel und eine alternde Schweizer Bevölkerung macht die Rekrutierung qualifizierter Mitarbeiter zunehmend schwieriger. Seit 1900 hat sich der Altersquotient bald verdreifacht, der Jugendquotient mehr als halbiert (BFS, 2013).
- Gesundheit: 34.4 Prozent der Mitarbeitenden in der Schweiz leiden laut SECO an arbeitsbedingtem chronischen Stress. Das kostet die Schweizer Wirtschaft jährlich geschätzte 10 Milliarden.
- Mitarbeiter-Engagement: Laut Gallup sind nur 16 Prozent aller Mitarbeitenden in der Schweiz engagiert, das heisst: während zwei von zehn Mitarbeitern ihr Bestes geben und mehr leisten, als verlangt wird, tun acht von zehn gerade so viel, dass sie nicht entlassen werden oder noch weniger.
- Fluktuation: In der Schweiz wechseln die Beschäftigten häufiger den Arbeitgeber als in anderen Ländern. Gemäss dem Kelly Global Workforce Index (KGWI) entschied sich die Hälfte der befragten Arbeitnehmenden in der Schweiz 2013 Jahr für einen neuen Arbeitgeber. Der internationale Durchschnitt liegt bei 47 Prozent.
Für den zweiten Teil von Werles Aussage – dass die HR-Disziplin sich rasant entwertet – braucht es eine differenziertere Betrachtung.
Fazit? Es gibt wohl keine aufregendere Zeit als heute, um im HR tätig zu sein! Wer, wenn nicht HR, wird diese Herausforderungen lösen? Mit innovativen Ansätzen, unternehmerischem Umsetzungsvermögen und dem Mut, Neues auszuprobieren, kann die HR-Funktion riesige Hebel umlegen. Das Potenzial ist jedenfalls grandios: Unternehmen mit einem hohen Anteil engagierter Mitarbeitender sind laut Gallup um 22 Prozent profitabler. Jene Firmen, welche Mitarbeiter längerfristig binden können, vermeiden Fluktuationskosten, die einem 1,5fachen des Jahreseinkommens der budgetierten Stelle entsprechen. Langfristig hat sich zudem gezeigt, dass ein Index bestehend aus den 100 Great Places To Work gegenüber dem S&P Aktienindex beinahe dreimal höhere Renditen erzielt.
Ob sich die HR-Disziplin, wie Herr Werle schreibt, rasant entwertet, soll jeder für sich entscheiden. Ich für meinen Teil sehe im HR-Bereich unglaublich viel Zukunftspotenzial und fast unbegrenzte Möglichkeiten, Grosses zu bewegen.
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