Ein Beinbruch ist anders

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HR-PraxisDie Häufung psychischer Auffälligkeiten im Arbeitsalltag wird zunehmend eine Herausforderung für die Führungskräfte. Oft reicht ein Blick in das eigene Unternehmen, der die wenig optimistischen Statistiken zahlreicher Studien aus dem In- und Ausland bestätigt.

«Die Rückkehr von Dominik an den Arbeitsplatz ist ungewiss.» Kurz und bündig, das E-Mail aus dem HR. Cornelia, die Teamleiterin stösst einen Seufzer aus. «Nicht schon wieder», denkt sie sich. Vor einigen Monaten traf es Gabriela, jetzt erneut eine wahrscheinlich längerfristige Absenz im Team. Gerade jetzt, wo in Zeiten der Personalknappheit jede Arbeitskraft zählt. Gerade jetzt, wo aufgrund vermehrter Abwesenheiten durch Homeoffice die Gruppendynamik auf dem Prüfstand steht. Für alle Beteiligten heisst das Mehrarbeit, grössere Flexibilität, höhere Belastung. «Was darf ich dem Team mitteilen?» Bei Cornelia macht sich Verzweiflung breit. Damals, beim letzten Ausfall von Gabriela informierte sie in guter Absicht über deren psychische Beschwerden und mutmasste im E-Mail unvorsichtigerweise auch gleich zu einer möglichen Diagnose. Diese Kommunikation kam nicht gut an. Sie wurde auch unter anderem bezüglich Verletzung des Datenschutzes von ihren Vorgesetzten gerügt.

Wenig später, beim Mittagessen, spricht sie mit einer Freundin über ihre Situation und macht sich Vorwürfe. Ja, es gab Hinweise auf ein auffälliges Verhalten. Schleichend zwar und unregelmässig, doch die Zeichen waren nicht zu übersehen. «Rückblickend war ich zu bequem», gesteht sie sich und ihrem Gegenüber ein. Ich habe es einfach nicht thematisiert oder auch einfach verdrängt.

Die Freundin versucht etwas Trost zu spenden. «Digitalisierung, die neuen Arbeitsformen, vermischt mit den Nachwirkungen von Corona, die gesellschaftlich unsicheren Zeiten, da sind viele mit sich selbst beschäftigt», da könne so etwas schon mal passieren. «Und überhaupt, wie sensibilisiert man sich auf psychische Veränderungen von Mitarbeitenden im Umfeld?» Cornelia stöhnt. «Wenn ein Mitarbeitender ein Bein bricht, dann weiss man in der Regel wie lange der Heilungsprozess dauert, kann entsprechend planen, das Team schickt Blumen und gut ist.»

Wenig später ist die Teamleiterin auf dem Weg zurück an ihren Arbeitsplatz. Am Bahnhof fällt ihr Blick auf das Werbeplakat einer Lebensversicherung: Wie steht es mit ihrer Resilienz? Sie hält kurz inne. Tatsächlich: «Auch ich muss etwas tun, um in diesen herausfordernden Zeiten gesund zu bleiben…»

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