Und wieder haben Manager einen Weg gefunden, auf Kosten ihrer Mitarbeitenden zu sparen.
Immer mehr Firmen, auch Grosskonzerne, gehen dazu über, Ihren Mitarbeitenden auf Geschäftsreisen auch für Langstreckenflüge nur noch Economy-Flüge zu bezahlen. Selbst wenn das Unternehmen seinen Kunden Businesspreise verrechnet: Der Mitarbeiter fliegt in der Holzklasse. Am Zielort angekommen, muss dieser dann mit einem Mietfahrzeug stundenlang weiterreisen und setzt sich so wegen Übermüdung einer hohen Unfallgefahr aus. Die gesundheitlichen und insbesondere mentalen Konsequenzen spielen in den Sparüberlegungen der Unternehmen keine Rolle.
Es scheint paradox: Ausgerechnet das Economy-Class-Syndrome, die Thrombose-Erkrankung, die nach dem Fliegen in der engen Sitzkategorie benannt ist, kommt in der Economyklasse nicht häufiger vor als in der Businessklasse. Das zeigen auch medizinische Studien.¹
Aber:
Untersuchungen² zum Schlafen zeigen grosse Unterschiede in der Schlafdauer und Schlafqualität der verschiedenen Klassen. Das Schlafen im Liegen ist deutlich besser als der Schlaf in sitzender Position. Beträgt der durchschnittliche Abstand von Lehne zu Lehne in der Economyklasse 78 cm und die Breite 43 cm, ist der Lehnenabstand in der Businessklasse 150 cm mit einer Breite von 51 cm pro Sitz. In der modernen Businessklasse können Sitze heute in flache Betten umgewandelt werden.
Der Stress beim Fliegen betrifft nicht nur den Schlafmangel, die Enge und die grosse Nähe zum Sitznachbar. Die Möglichkeit des schnelleren Eincheckens und des Aufenthaltes in einer Lounge reduziert den Reisestress deutlich.
Viele meiner Vielfliegerpatienten, die in die Economyklasse zurückversetzt wurden, zeigen einen deutlichen Motivationsverlust für ihre Arbeitserfüllung. Da sie der Firma scheinbar nichts mehr wert sind, sind sie auch nicht mehr bereit, ihre volle Leistung zu erbringen. Häufig nehmen sie mit dem Reisen grosse Opfer auf sich. Sie verlassen Freunde und Familie im Interesse des Arbeitgebers, reisen an Wochenenden und nachts und gehen gesundheitliche Gefahren ein, indem sie Orte aufsuchen, die Gesundheitsgefahren mit sich bringen.
Für mich ist diese Sparpolitik aus gesundheitlichen aber auch gesamtwirtschaftlichen Aspekten nicht nachvollziehbar. Ich wünsche den Entscheidungsträgern in den Unternehmen mehr unternehmerische Weitsicht.
Quellen: