Candidate Experience – Zum Wohle des Kunden, äh… Kandidaten

Personalmarketing

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«Candidate Experience»: oft diskutiert, viel beschrieben. Wenn man sich regelmässig in deutschsprachigen HR-Blogs bewegt, ist man dem Begriff zwangsläufig schon öfters begegnet. Zumal wir uns «Im Jahr des Kandidaten» befinden. Da es in der Schweiz nicht viele HR-Blogs gibt, will ich das Thema hier im BlogHub aufnehmen. Als Anstoss und nicht als Theorie-Lektion.

Die Marketingkollegen sind mal wieder voraus. Ja, mal wieder… Die Customer Experience geistert da schon Jahrzehnte rum und wird vielerorts konzeptuell und systematisch angewandt. Mal unter uns: das ist nicht sehr komplex. Das ist einfach nur logisch. Im Detail natürlich sehr aufwändig. Aber trotzdem. Alles für den Kunden. Von vorn bis hinten, von unten nach oben. Eine 360 Grad Rundumbetrachtung, wie man Kundenansprüche möglichst perfekt bedient. Von der kommunikativen Ansprache bis zum Kaufakt. Und v.a. auch darüber hinaus. Wir möchten den Kunden zum Wiederholungstäter machen. Dass das Thema im HR erst jetzt stärker aufkommt, muss wohl daran liegen, dass Firmen es schlicht nicht nötig hatten, sich um positive Kunden- respektive Kandidaten-Erlebnisse zu kümmern. Kandidaten gab es genug. Weshalb sich also bemühen? Nun – das Blatt wendet sich. Nicht überall, aber doch öfters. Und wissen Sie was? Das ist gut so! Dass Kandidaten Wertschätzung erfahren, sollte nämlich nicht von einer möglichen Knappheit ihresgleichen abhängen. Sondern von einer Geisteshaltung. Firmen müssen sich Gedanken über Prozesse zu machen, über Positionierung und Differenzierung, über mögliche „Touchpoints“ mit Kandidaten, über den Bewerbungsprozess On- und Offline, über Interaktion, über Aussagekraft und Transparenz, über Respekt. Und dies weit über das Unterzeichnen eines Arbeitsvertrags hinaus. Oder eines möglichen Absageschreibens. Ganzheitlich.

Candidate Experience ist ein richtig guter Aufhänger, sich grundlegende Gedanken zu vielen Themen in und ums Recruiting zu machen. Sich selbst die richtigen Fragen stellen. Diese liegen doch auf der Hand, nicht? Einfach mal die Seite wechseln, gedanklich und mit ganz viel Empathie und Selbstkritik drauf schauen. Und dann schonungslos erkennen, was, wo und wie man sich verbessern könnte. Nicht nur, wenn’s mal eben wieder brennt. Sondern weil es eine absolute Selbstverständlichkeit sein sollte.

Wer das nicht selber prüfen möchte oder kann, aber trotzdem eine objektive Sicht zu seinem Unternehmen haben will, dem lege ich gerne die erstmals im deutschsprachigen Raum stattfindenden «Candidate Experience Awards» ans Herz. Als Schweizer Beirat begrüsse ich die diesbezüglich kritische Auseinandersetzung der Unternehmen mit sich selbst. Das kostet nichts, ausser ein wenig Zeit und Willen. Weitere Informationen und Anmeldung finden Sie hier: (Anmeldeschluss ist der 15.7.2015)

Um was es mir hier geht, ist, dass Sie sich dem Thema öffnen. Die Details überlasse ich gerne den Theoriebüchern und den vielen Artikeln, die mit Prozessgrafiken und Detailinformationen aufwarten. Für Sie gilt es, die Perspektive zu ändern. Da braucht’s manchmal den einen oder anderen sanften Anschub.

5 comments for “Candidate Experience – Zum Wohle des Kunden, äh… Kandidaten

  1. 13. Juli 2015 um 12:06

    Die Marketingkollegen sind mal wieder voraus – nun ja in der Theorie und in Konzepten ist das sicher so, Herr Ganouchi. Nur wissen Sie, in der Realität des Verhaltens und der Kommunikation gegenüber Kunden – Touchpoints und Social Media-Auftritte inbegriffen – ist oft genau so viel Nachholbedarf und „room for improvement“ vorhanden wie dies im HR der Fall ist. Aber ein sehr interessanter und lesenswerter Artikel ist Ihr Beitrag auf jeden Fall.

    • 13. Juli 2015 um 14:13

      Grüezi Herr De Micheli
      Ich bin insofern einig mit Ihnen, als dass auch die Marketingkollegen „ihren Laden“ (resp. die Bedürfnisse der Kundschaft) nicht immer vollumfänglich im Griff haben. „Room for improvement“ gibt’s überall. Und trotzdem bin ich der Meinung, dass sie ihren Kollegen aus HR diesbezüglich um Längen voraus sind. Einfach weil die integrierte und systematische Denkweise bereits von vielen Firmen anerkannt und praktiziert wird. Das hat auch mit der Verfügbarkeit von Ressourcen zu tun. Mehr aber noch mit dem Anerkennen von sich verschiebenden Realitäten, denen Rechnung getragen wird.

      Viele Grüsse
      Michel Ganouchi

  2. 3. Juli 2015 um 10:50

    Sehr geehrter Herr Ganouchi

    Ihr Artikel trifft exakt ins Schwarze. Es ist meine Überzeugung, dass der Rekrutierer dem Bewerber ein positives Erlebnis mit einem hochprofessionellen Bewerbungs- und Selektionsprozess bieten muss. Es wird dazu führen, dass Kandiaten die eine Absage erhalten, dennoch ein positives Feedback zu Prozess und Selektionsprozedere geben werden und sich bei anderer Gelegenheit erneut bewerben.

    • 6. Juli 2015 um 8:15

      Grüezi Herr Bannwart

      Vielen Dank für Ihren Kommentar. In der Tat: der aus dem Bewerbungsprozess entstehende mögliche Talentpool für künftige Vakanzen wird oftmals noch sträflich vernachlässigt. Hier wird zur „Candidate Experience“ der CRM Grundgedanke übernommen. Kommunikationsstrecken zu div. Abschnitten des Lifecycles bei Kandidatentouchpoints und darüber hinaus. Sinnvoll. Aber aufwändig für die meist zu knappen internen Ressourcen.

      Viele Grüsse
      Michel Ganouchi

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