Das Thema «Fachkräftemangel» ist in aller Munde. Mich erstaunt jedoch immer wieder, dass der Zusammenhang mit dem Thema Gesundheitsmanagement selten gesehen wird. Gemäss der Definition von Gesundheitsförderung Schweiz versteht man unter betrieblichem Gesundheitsmanagement (BGM) «die Gestaltung betrieblicher Strukturen und Prozesse mit dem Ziel, die Voraussetzungen für die Gesundheit der Mitarbeitenden systematisch zu optimieren und dadurch zum Unternehmenserfolg beizutragen. BGM bedingt die Mitwirkung aller Personengruppen im Betrieb, ist integriert in die Unternehmensführung und zeigt sich in der gelebten Unternehmenskultur».
Als Betrieb will ich nicht «einfach» gesunde Mitarbeitende, sondern vielmehr engagiertes und motiviertes Personal finden und dieses im Betrieb halten. Meines Erachtens leiden einige Betriebe, gerade im Gesundheitswesen, nicht so sehr unter dem Fachkräftemangel, sondern sie finden keine Fachkräfte wegen unattraktiver Arbeitsbedingungen. Um qualifizierte und engagierte Fachkräfte zu finden und bestehende Mitarbeitende und deren Erfahrungswissen zu binden, sind gute Arbeitsbedingungen heute ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Ein umfassendes BGM bedeutet nicht nur, in die Gesundheit der Mitarbeitenden zu investieren, sondern sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und somit engagiertes und motiviertes Personal zu finden und im Betrieb zu halten. Daher sollten Betriebe bereits heute vorausschauen, welche Kompetenzen in fünf respektive in zehn Jahren für das Unternehmen von Nutzen sein werden.
Als Unternehmer ist es wichtig zu wissen, welche Rahmenbedingungen relevant sind, damit Mitarbeitende gerne im Unternehmen arbeiten. Aktuell spielen Themen wie Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit, Arbeitszeiten, Unterstützung innerhalb der Teams, Wertschätzung und die Firmenkultur eine zentrale Rolle. Gerade für Kliniken, Pflegeeinrichtungen und soziale Dienstleister sind attraktive Arbeitsbedingungen ein entscheidender Erfolgsfaktor.
So hat einer meiner Kommilitonen des Nachdiplomstudiums Management im Gesundheitswesen an der Universität Bern seine Masterarbeit zum Thema «die Gruppenpraxis der Zukunft» geschrieben und dabei erforscht und bestätigt, dass «die künftige Generation der Ärzte eine neue veränderte Lebensauffassung hat. Das berufliche Statussymbol ist von untergeordneter Bedeutung, eine ausgewogene Work-Life-Balance mit einer geregelten Freizeit steht im Vordergrund». Das heisst, das Gesundheitswesen muss sich darauf einstellen, dass die Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte kein volles Arbeitspensum mehr anstrebt, sondern nebst der Arbeit genug Zeit für die Familie und Freizeit einfordert. Im Wettrennen um diese Arbeitskräfte liegt meines Erachtens vorne, wer mittels BGM die entsprechenden Verhältnisse schafft und attraktive Arbeitsbedingungen anbietet.
In den Niederlanden habe ich im Rahmen meiner Beratertätigkeit ein Pflegeheim kennengelernt, welches nie Probleme hatte, neue Mitarbeitende zu finden. Der Heimleiter hat dies mit einfachen und unspektakulären Massnahmen erreicht. Da fast alle seine Angestellten im Teilzeitpensum arbeiteten und Beruf und Familie unter einen Hut bringen mussten, hat er eine Kinderkrippe in die Heimstruktur integriert. Mitarbeitende konnten die Angebote des internen Coiffeursalons, der eigenen Kleiderreinigung und des internen Einkaufsservices nutzen und waren somit zeitlich flexibler und wesentlich weniger gestresst, da sie nicht auf verschiedene Öffnungszeiten und Anfahrtswege achten mussten. Wohlgemerkt, diese Massnahmen hat der betreffende Heimleiter bereits vor über fünfzehn Jahren umgesetzt.
Ich bin überzeugt davon, dass Unternehmen, welche sich aktiv mit den veränderten Bedürfnissen der Mitarbeitenden auseinandersetzen, viel weniger Mühe haben werden Fachkräfte zu finden. Und, noch wichtiger, diese motiviert und engagiert im Betrieb zu halten.
Fragen Sie Ihre Mitarbeitenden – sie wissen aus erster Hand, welche Faktoren den Betrieb als Arbeitgeber attraktiv machen. Wichtige Hinweise zu den Arbeitsbedingungen und der Firmenkultur können zudem Austrittsgespräche liefern.
Betriebe, welche vom Fachkräftemangel betroffen sind, sollten sich somit vermehrt mit dem Thema Arbeitsbedingungen auseinandersetzen und sich als attraktive Arbeitgeber positionieren! Ein umfassendes BGM kann dazu einen wichtigen Beitrag liefern. Schlussendlich geht es um eine einfache Frage: Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit die Mitarbeitenden gerne im Unternehmen arbeiten, im Unternehmen bleiben und ihr Potenzial optimal genutzt werden kann?
Ich finde den Beitrag sehr informativ und wichtig, da der Fachkräftemangel ein grosses Problem in vielen Branchen darstellt. Es ist gut zu sehen, dass darauf aufmerksam gemacht wird und Lösungsansätze diskutiert werden. Es ist entscheidend, dass Arbeitgeber und Regierungen gemeinsam daran arbeiten, um den Mangel an qualifizierten Fachkräften zu beheben und die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und der Wirtschaft insgesamt zu erhalten.