Die KV Business School tut einen innovativen Schritt in der Bildung. Ein Semester lang einfach das tun, wofür Sie wirklich wirklich brennen? Dafür keinen Stundenplan abarbeiten? Mit dem IPF-Programm (Individueller Praxis-Fokus) bietet der Bildungsanbieter genau das. Ich bin zugegebenermassen stolz, meine erste Coachee Anita Loretan in ihrer Karrierereflexion darin begleitet zu haben.
Junge Menschen sind faul, wollen nur noch wenige Stunden arbeiten und auf gar keinen Fall eine Führungsrolle übernehmen. Diese und ähnliche Vorurteile höre ich laufend als Führungskräfteentwickler. Da ist es eine echte Freude, einen jungen Menschen kennenzulernen, der das Gegenteil beweist – und sich gleichzeitig im IPF-Programm Zeit für die Reflexion der eigenen Karriere nehmen will. Die Website und ein inspirierender Blog sind die Lieferobjekte – keine weitere öde, geschriebene Arbeit.
In fünf Fragen gibt Anita Loretan Einblick in ihre Karriere und ihr Berufsleben.
Armin Ziesemer (zia): Jungen Menschen wird gerne unterstellt, sie würden keinen Sinn und keine Leistungsorientierung in der Arbeit mehr besitzen. Was bedeutet für Sie Karriere?
Anita Loretan (loa): Karriere bedeutet für mich mehr als nur beruflichen Aufstieg und monetären Erfolg. Im Zentrum steht für mich die Freude an der Arbeit. Nur wenn die tägliche Arbeit Spass macht, kann man langfristig erfolgreich und glücklich sein. Dabei spielen persönliche Stärken eine entscheidende Rolle. Es ist von grösster Bedeutung, dass diese Stärken im beruflichen Alltag gefördert und genutzt werden können.
zia: Was macht Ihrer Erfahrung nach eine starke Führungskraft aus?
loa: Meine bisherigen beruflichen Erfahrungen haben mir gezeigt, dass die vorgesetzte Person eine ausschlaggebende Rolle spielt. Ein guter Vorgesetzter erkennt nicht nur das Potenzial seiner Mitarbeitenden, sondern fördert und fordert sie auch gezielt. Dieses Prinzip – fördern und fordern – hat meine berufliche Entwicklung massgeblich geprägt.
Ich arbeitete zehn Jahre lang beim selben Arbeitgeber und konnte mich in dieser Zeit stetig weiterentwickeln und Verantwortung übernehmen. Dies war nur möglich, weil ich einen Vorgesetzten hatte, der mein Potenzial erkannte und mich in meiner Entwicklung unterstützte. Er gab mir die Möglichkeit, meine Fähigkeiten zu erweitern und neue Herausforderungen anzunehmen. Dabei förderte er mich nicht nur, sondern auch forderte mich und liess mich so immer wieder über meine Grenzen hinauswachsen.
zia: Oft hapert es in den Haltungen von Führungskräften, sich als Mensch echt einzubringen und junge Menschen auf ihrem Lebensweg zu fördern, anstatt sie als Arbeitskräfte bis zur inneren Kündigung klein zu halten. Welche Werte sind für Sie besonders wesentlich, um sich in der heutigen Arbeitswelt zu entfalten?
loa: In meiner jetzigen Position als Führungskraft merke ich, wie wichtig mir Fördern und Fordern geworden ist. Ich hatte stets viel Freiraum und durfte diesen auch nutzen. Diesen Ansatz verfolge ich auch bei der Führung meiner Abteilung. Eigenverantwortung und Partizipation sind mir bei meinen Mitarbeitenden besonders wichtig. Ich glaube fest daran, dass Mitarbeitende ihr volles Potenzial nur dann entfalten können, wenn sie Verantwortung übernehmen dürfen und aktiv in Entscheidungsprozesse eingebunden werden.
zia: Ich merke, dass Sie ein natürlicherweise entwicklungsfreudiges Menschenbild pflegen. Mit HR-Personen führe ich immer wieder Gespräche darüber, dass Führungskräfte sich in einen Karriereweg verbeissen oder Mitarbeitende konsequent sagen: «Karriere? Kommt für mich nicht in Frage.» Zu welchem Typus würden Sie sich zählen?
loa: Für mich persönlich war und ist es nie das primäre Ziel, «Karriere» zu machen. Mein Fokus liegt darauf, dass mich meine Arbeit erfüllt und mir Freude bereitet. In meiner aktuellen Position als Abteilungsleiterin habe ich dieses Ziel erreicht. Die Arbeit mit meinem Team, das gemeinsame Erreichen von Zielen und die Möglichkeit, meine Stärken und Fähigkeiten täglich einzubringen, erfüllen mich und machen mir Spass.
zia: Wenn Sie auf Ihre IPF-Aufgabe zurückblicken: Was ist die Essenz Ihrer Reflexion?
loa: Meine berufliche Laufbahn zeigt mir, wie wichtig es ist, dass Arbeit Spass macht und persönliche Stärken gefördert werden. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Führungskraft, die das Potenzial ihrer Mitarbeitenden erkennt und sie in ihrer Entwicklung unterstützt. Eigenverantwortung und Freiraum sind für mich wesentliche Werte, die ich auch in meiner Rolle als Führungskraft lebe. Letztlich ist es mir wichtiger, dass meine Arbeit mich erfüllt und mir Freude bereitet, als eine klassische Karriere zu verfolgen. In meiner Position als Abteilungsleiterin habe ich dies erreicht und bin dankbar für die Möglichkeiten und Erfahrungen, die ich auf diesem Weg sammeln konnte.
zia: Vielen Dank für dieses Gespräch, die Zusammenarbeit in der IPF-Aufgabe und ich wünsche Ihnen für Ihre berufliche Weiterentwicklung gutes Gelingen und dass Sie viele junge Menschen mit Ihrer Website und dem Blog noch lange inspirierst und für eine Führungslaufbahn ermutigst.
Die als Lieferobjekt für die IPF-Aufgabe erstellte Website und den inspirierenden Blog finden Sie unter www.leadership-journey.ch.
Ohne intrinsische Motivation und Freiräume mit Gestaltungsmöglichkeiten werden es Unternehmen in Zukunft schwer haben – zumal die einfachen Jobs zunehmend von Maschinen (Cobots) übernommen werden können und auch werden – so wird für Mitarbeiter das Kreative, das Verantwortungsvolle und das Controlling (Führen, Steuern) übrig bleiben. Dafür brauchen Menschen geistige Fähigkeiten und so sie denn mit diesen ausgestattet sind, werden sie kaum jahrelang irgendwo zufrieden sein können, wo sie nicht mitmachen, nicht mitdenken und sich nicht äussern dürfen. Die Zeiten ändern sich – hoffentlich auch die Unternehmen. Wobei: Die Unternehmen, die den Wandel verschlafen, werden aussterben, die anderen werden wachsen.