Personaldienstleister in Zeiten von Zöllen und Wandel

Personaldienstleistung Myra Fischer-RosingerDie Schweiz erhielt zu ihrem Nationalfeiertag ein besonderes Geschenk, einen Zoll von 39 Prozent auf Einfuhren in die USA. Der Schock sitzt tief, besonders bei exportorientierten Branchen. Was viele dabei übersehen: Auch Personaldienstleister, die mit Temporärarbeit viel Flexibilität in diese Industrien bringen, stehen plötzlich vor neuen Herausforderungen.

Warum treffen die Zölle die Personaldienstleistungs-Branche? Temporärarbeit ist in nahezu allen Sektoren vertreten, aber gerade die exportorientierte Industrie – Maschinen- und Elektro, Uhren, Nahrungsmittel, Pharma – ist auf flexible Arbeitskräfte angewiesen. 20 Prozent der Temporärarbeitenden sind in diesen Branchen eingesetzt. Temporärarbeit sorgt für die nötige Anpassungsfähigkeit, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Doch wenn die Exportindustrie durch Handelsbarrieren ins Wanken gerät, spüren auch Personaldienstleister und Temporärarbeitende den Gegenwind. Während vor dem 1. August 2025 gemäss einer Mitgliederbefragung von swissstaffing noch 30 Prozent der Personaldienstleister-CEOs mit Wachstum im Temporärgeschäft rechneten, halbierte sich dieser Wert nach dem 1. August auf noch 17 Prozent.

Zwar hilft Flexibilität dabei, unsichere Zeiten abzufedern. Trotzdem ist ein vorübergehender (inländischer) Produktionsrückgang in der Industrie zu erwarten – und damit auch weniger Bedarf an temporären Arbeitskräften. Hinzu kommt: Die Personaldienstleistungsbranche kämpft ohnehin schon mit einer schwächelnden Konjunktur und rückläufigen Zahlen.

Wie können die Personaldienstleister darauf reagieren? Die Antwort lautet: mit Anpassungsfähigkeit. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass ein schnelles Umschalten möglich ist. Während der Corona-Pandemie zum Beispiel wurden aus Event- und Gastro-Personal rasch Logistikerinnen und Logistiker für den Onlinehandel und Helfende in Impfzentren. Die Branche kann flexibel reagieren, wenn neue Marktsegmente boomen.

Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie schnell exportierende Unternehmen neue Absatzmärkte erschliessen. Die Erfahrung zeigt: Erholt sich die Industrie, spüren Personaldienstleister das oft als Erste. Die Temporärarbeit läuft der Konjunktur meist einen Schritt voraus.

Aber verändert sich gerade das grosse Ganze? Zum ersten Mal dauert die aktuelle Baisse in der Temporärarbeit länger als ein Jahr. Es könnten also nebst der schwachen Konjunktur auch längerfristige Trends mitspielen: Demographischer Wandel, weniger verfügbare Arbeitskräfte, Digitalisierung und künstliche Intelligenz, die Rekrutierungs- und Einsatzprozesse verändern. Manche Unternehmen managen flexible Mitarbeitende zunehmend selbst, was die Rolle der Personaldienstleister neu definiert.

Trotzdem: Temporärarbeit bietet auch in Zukunft einen unschlagbaren Vorteil. Sie ist nicht nur flexibel, sondern sichert Flexworker sozial zuverlässig ab. Damit bleibt sie attraktiv, für Unternehmen wie für Arbeitskräfte. Flexworker geniessen Freiheit, ohne auf sozialen Schutz verzichten zu müssen. Unternehmen bleiben auf der sicheren Seite und vermeiden Compliance-Risiken rund um die Scheinselbständigkeit.

Der Einsatz von externem, flexiblen Personal kann sich auch aus Kostengründen lohnen. Die Vielzahl an Temporärfirmen sorgt für einen intensiven Wettbewerb und damit eine effiziente und kostengünstige Personaldienstleistung. Die Kosten für Einsatzbetriebe, einen eigenen Pool an Flexworker aufzubauen, dürften in vielen Fällen höher liegen.

Fazit: Die Herausforderungen sind gross. Es gilt, die Chancen zu erkennen und zu packen. Wer sich als Personaldienstleister flexibel aufstellt und neue Märkte oder Modelle erschliesst, bleibt auch in turbulenten Zeiten relevant.

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