Ein neuer Trend wird sich bei den Videos durchsetzen. Letztes Jahr sind die ersten Videos mit Rundumsicht auf Youtube und weiteren Plattformen aufgetaucht. In der Zwischenzeit erfreuen sich diese Videos bei den Usern immer grösserer Beliebtheit. Die Besonderheit bei 360-Grad-Videos ist, dass nicht wie bei herkömmlichen Videos der Bildausschnitt vorgegeben ist, sondern der User sich im Video umschauen kann. Die Sicht bleibt somit nicht nur auf einen vordefinierten Ausschnitt beschränkt, sondern der Zuschauer hat das Gefühl, sich mitten im Video zu befinden.
Am PC ändert man seine Blickrichtung ganz einfach, indem man mit gedrückter Maustaste das Bild umherschiebt. Am Tablet oder Smartphone macht es erst richtig Spass. Hält man das Smartphone oder Tablet in den Händen und dreht sich um die eigene Achse so verändert sich auch die Ansicht auf dem Bildschirm. Für den Videodreh gibt es spezielle Kameras, welche ein 360-Grad-Video-Erlebnis aufnehmen. Ist das Video zum Beispiel auf Youtube hochgeladen, bietet die Youtube-App dem User sämtliche Möglichkeiten, das Video mit all seinen Möglichkeiten zu erleben.
Was bedeutet dies nun fürs Recruiting?
Das Ziel von Recruiting-Videos ist es, möglichst authentische Einblicke in ein Unternehmen zu geben und talentierte Bewerber zu gewinnen. Der Einsatz von Virtual Reality ist hierbei ein vielversprechender Ansatz.
Mit den 360-Grad-Videos können dem potenziellen Bewerber bereits erste interessante Blicke hinter die Kulissen eines Unternehmen angeboten werden. Er kann das Firmengelände oder auch seinen Arbeitsplatz erkunden oder er erhält Einblicke in die Produktion. Solche Videos können auch problemlos in die Stelleninserate integriert werden. Da immer mehr User Stelleninserate mit dem Smartphone aufrufen, können sie sämtliche Möglichkeiten der 360-Grad-Videos nutzen und erhalten zudem einen spannenden ersten Einblick in das Unternehmen.
Bis heute sind 360-Grad-Videos im Personalmarketing eher die Ausnahme als die Regel. Doch die Initiativen erster Unternehmen sind ein erster Gradmesser in Richtung 360-Grad-Video und Virtual-Reality-Einsatz. Eine Befragung von Personalverantwortlichen der Stellenplattform JobStairs.de zeigt, dass Virtual Reality von vielen Unternehmen als wirkungsvolles Recruiting-Instrument angesehen wird:
- Zwei Drittel der Befragten sehen 360-Grad-Videos als nützliche Erweiterung des Videoformats und den Einsatz im Recruiting als gewinnbringend an.
- Rund ein Drittel der Befragten plant den Einsatz von VR-Videos im Recruiting, für knapp 35 Prozent ist dieser vorstellbar.
- Als Vorteile von 360-Grad-Recruiting-Videos nannten die befragten Personalverantwortlichen höhere Aufmerksamkeit für das Unternehmen durch den Einsatz neuer Technologien, höhere Emotionalisierung und grösseres Interesse am Unternehmen sowie authentischere Einblicke in das Unternehmen.
360-Grad-Videos werden nicht nur im Internet veröffentlicht, sie können auch bei verschiedenen Karriere-Events gut eingesetzt werden. Gerade weil VR-Brillen noch wenig verbreitet sind, bietet sich ein Messestand mit entsprechender VR-Ausrüstung zur Präsentation von 360-Grad-Videos an. Eine weitere Option ist, im Rahmen von Messen individuell bedruckte Google Cardboards an potenzielle Bewerber zu verteilen.
Was alles möglich ist, zeigen diese Videos:
- Hier ein Video von Red Bull mit Flugzeugen: http://youtu.be/125gutRd8rk
- Hier zeigt das CERN seinen Teilchenbeschleuniger: http://youtu.be/d_OeQxoKocU
- Auch im Recruiting wurden bereits die ersten Videos verwendet, wie das Beispiel der Deutschen Bahn zeigt: http://youtu.be/SEj5GWlcHb4
360 Grad Videos bringen einige Vorteile, aber auch viele Nachteile mit sich. Dramaturgisch und inhaltlich benötigen 360 Grad Videos eine andere Herangehensweise als reguläre Videos. Viele Inhalte sind nicht für 360 Grad geeignet, was aber Unternehmen wohl dennoch nicht daran hindert auf 360 Grad zu setzen. Die Technik kommt leider oft vor dem Inhalt.
Eine dramaturgische Straffung mittels Schnitt beispielsweise ist kaum möglich. Inhalte geschehen quasi immer in Echtzeit, was sehr langatmig wirken kann. Der klassische Film kennt auch unterschiedliche Einstellungsgrössen, dies fehlt bei regulären 360 Grad Videos. Nah bei den Menschen sein, oder bei der Arbeit. Einen detaillierten Blick auf etwas werfen. Wird da schwierig.
Und dann gibt es noch zahlreiche technische Hürden zu bewältigen. Von der Aufnahmetechnik bis hin zur Darstellung steckt alles noch voller Kinderkrankheiten. Die Industrie selber, so war u.a. auf der Fachmesse FMX zu hören. Rechnet damit, dass diese in etwa 3-5 Jahren ausgemerzt sein werden.
360 Grad Videos können, wenn bewusst eingesetzt. Sehr spannend sein. Aber leider geht es oft mehr um die Technik als um den Content und die Zielgruppe. Wichtiger sollte doch sein, für den gewünschten Inhalt die bestmögliche Technik zu finden.