Das nächste Kapitel in der Geschichte von Coworking

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Future WorkWenn man den Wunderraum betritt, weiss man sofort, dass eine neue Ära von Coworking begonnen hat. Statt bunt zusammengewürfelten Möbeln und Arbeitsarrangements trifft man auf eine inspirierende Zonenlandschaft, bei der nichts dem Zufall überlassen wird. Noch viel spannender als der Raum ist jedoch die Geschichte hinter diesem Ort – ich habe mit den beiden Gründerinnen gesprochen.

Eigentlich wäre der Vergleich mit einem hochmodernen Büro naheliegend – und dennoch hat man eher das Gefühl, durch die Räume eines luxuriösen Wellnesshotels zu schlendern. Wobei sich Wellness eher auf den Geist bezieht und der Luxus nicht protzig daherkommt, sondern in Form perfekt gelebter Gastfreundschaft, Liebe fürs Detail und einem durchdachten Konzept.

Die beiden Gründerinnen, Maria Bassi und Elisabeth Hirtl, haben sich ursprünglich an der Hotelfachschule kennengelernt. Schnell wird klar, dass im Wunderraum nichts inszeniert ist. Es ist schlicht ihre gemeinsame Handschrift und Philosophie, die sich in den sichtbaren und unsichtbaren Dingen im Wunderraum niederschlägt.

Als Begründerinnen einer neuen Ära sehen sich die beiden nicht, auch der abgelutschte Marketingbegriff «Nischenstrategie» bleibt aus. Auf die Nachfrage nach der Differenzierung zu anderen Coworking Spaces kommt ohne Zögern ein simples «das ist einfach unser Anspruch – so wollen wir es haben» zurück.

Und plötzlich versteht man die Faszination für den Wunderraum. Er ist nicht das Resultat einer akribischen Marktstudie, wo man krampfhaft versucht, überall noch einen draufzulegen. Auch das Hinterfragen des Bestehenden war für die beiden Gründerinnen kein Motiv. «Wir haben einfach alles, was wir im Laufe der Jahre in unseren Rucksack gesteckt haben, hier eingebracht», sagt Elisabeth Hirtl. Ihre Liebe zur Hotellerie, ihre Erfahrung mit dem Thema Sharing Economy und neue Arbeitswelten, ihre Hintergründe als Beraterin und Treuhand-Profi.

Wenn die beiden von der Anfangsphase sprechen, als der Wunderraum erst in ihren Köpfen und schliesslich auf dem Zeichenblock zu entstehen begann, spürt man sofort, warum sie Partner und Investoren mühelos in ihren Bann ziehen konnten. Oder wie es Maria Bassi bescheiden auf den Punkt bringt: «Wenn man Begeisterung ausstrahlt, kommt Begeisterung zurück.»

Bei der Frage nach der eigentlichen Geburtsstunde des Wunderraums sind beide etwas ratlos und fragen sich gegenseitig lachend, ob es die überhaupt gegeben hat. Nach einigem Überlegen kommen dann doch einige «Magic Moments» auf den Tisch: Das Zustandekommen der Finanzierung, die Zusage des Raums oder noch viel weiter zurück die ersten losen Gedanken im Rahmen ihrer «Soirs fixes». Im Zeitalter, in dem jeder ein Start-up-Unternehmer ist und anderen ungefragt seine polierte Gründungsgeschichte um die Ohren haut, ist diese fast schon verlegene Geschichtsrekonstruktion herrlich erfrischend.

Der Wunderraum richtet sich wie alle Coworking Spaces an digitale Nomaden: Wissensarbeiter, die von überall aus arbeiten können und eine gewisse Autonomie bei der Gestaltung der Arbeit geniessen – angestellt oder selbständig.

Die Biographien der beiden Gründerinnen ähneln denjenigen ihrer Kunden. Menschen, die Erfahrung in der Arbeitswelt gesammelt haben, oft in einer klassischen Corporate Laufbahn und die dann nochmals mit einer neuen Idee durchstarten. Also eher an die Babyboomer- und Generation-X-Gründer als die digitalen Hipster. Zumindest bei meinem Besuch war die Tattoo- und Bartdichte tatsächlich tief.

Das Raumkonzept bietet Zonen in unterschiedlicher Lautstärke und mit unterschiedlichem Vernetzungs- und Rückzugsgrad – mit sehr hochwertiger Materialisierung in dezenten Farben. Die Begegnungszone mit gedeckter Terrasse könnte genauso gut das Wohnzimmer von Maria oder Elisabeth sein. Dass die Toilette auch eine Dusche wie im 5-Sterne-Hotel beherbergt und Schliessfächer mit Zahlenschloss für die sportlichen Coworker bereitstehen, überrascht schon fast nicht mehr.

Als wir an der vierten Telefonkabine sowie den grosszügigen Fokusräumen vorbeilaufen und zum «Privacy Office» kommen, wird klar, dass dem Rückzug und der Privatsphäre – und dies nicht in gewohnter Besenkammer-Atmosphäre – ein ebenso grosses Gewicht zukommt wie der Vernetzung. Spätestens hier spürt der Besucher, dass der Wunderraum ein neues Kapitel in der Coworking-Geschichte schreibt.

Fast eindrücklicher als die Materialisierung sind jedoch die Dinge, die man nicht sieht. Es gibt kein einziges Schild im Coworking Space, das den Gästen in Erinnerung ruft, dass man eigentlich davon ausgeht, dass sie vielleicht ein bisschen faul, rücksichtslos oder gar dumm sein könnten. Oder im schlimmsten Fall alles zusammen. «Das ist unsere Werthaltung – wir vertrauen den Menschen», sagt Maria. «Und sie übertreffen unsere Erwartungen täglich.»

Dass ihr Konzept funktioniert, hat mir ein Gespräch mit einem Coworker aufgezeigt, eine Führungskraft eines Schweizer KMU. «Hier hinzukommen ist für mich Entspannung pur – dabei arbeite ich gar nicht weniger, im Gegenteil. Mich einfach mal von meinem Team und meiner Familie zurückziehen zu können und Dinge vertiefen können, für die ich sonst nie Zeit oder Ruhe haben, tut gut. Natürlich könnte ich das auch in einem Café machen oder einem einfacheren Raum … aber ich muss zugeben, der Raum und die Wertschätzung, die er ausstrahlt, gibt mir zusätzliche Energie.»

«Was sollen die Leute vom Wunderraum mitnehmen?», frage ich die beiden inspirierenden Persönlichkeiten zum Abschluss. «Sie sollen das Gefühl haben, an einem guten Ort zu sein. Mit guter Energie», sagt Elisabeth. Und Maria fügt hinzu: «Einem Ort, an dem man alles erreichen kann.» Ich verlassen den Wunderraum und merke, dass ich für einen Tag Teil ihrer Geschichte, Leidenschaft und Werthaltung war.

Wunderraum AG
Churerstrasse 54
8808 Pfäffikon SZ
www.wunder-raum.ch

3 comments for “Das nächste Kapitel in der Geschichte von Coworking

  1. Marco
    2. September 2018 um 17:06

    Hallo Lissi

    Hier wurde ein sehr guter Kommentar veröffentlicht der es genau auf den Punkt bringt.
    Als ich das Büro betreten durfte, war mir sofort klar, dass es sich hier um eine besondere Ambiance handelt. Ich wusste jedoch nicht wieso und konnte es mir nicht erklären. Im Nachhinein würde ich es so formulieren.
    Ich fühlte mich wie in einem Nest, wohlig, sicher und geborgen.

  2. 16. August 2018 um 9:44

    Wie treffend auf den Punkt gebracht: „es gibt kein einziges Schild….“
    Wie lange ärgere ich mich schon über diese Hinweisschilder an den Toilettentüren und Geschirrspülautomaten

    Und ich durfte vor kurzem eines unserer regelmäßigen meeting in einer völlig anderen Umgebung organisieren und kann nur bestätigen, dass der Austausch sofort anders, inspirierter, wird
    Danke für den Artikel

  3. René Uster
    16. August 2018 um 9:40

    Liebe Barbara
    Wunderschön hast Du den Wunderraum von Maria und Elisabeth beschrieben, welchen ich genau so auch erleben durfte. Als Kunde fühlt man sich wie in den eigenen 4-Wände, also wie zuhause und doch an einem inspirierenden anderen Ort. Gut umsorgt wie in einem Hotel! Ich freue mich auf die nächsten spannenden Stunden im Wunderraum.

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