Blühen Sie im Homeoffice auf? Oder stellen Sie gerne etwas mit Ihren Kolleginnen und Kollegen auf die Beine? Wie Sie sich in der Arbeitswelt bewegen, hängt unter anderem von Persönlichkeitseigenschaften ab, etwa der Introversion oder der Extraversion.
Einmal mehr ist unser gesellschaftliches Leben heruntergefahren, in der Arbeitswelt wird wieder stärker auf Homeoffice gesetzt. Weihnachten und der Übergang ins neue Jahr gestalteten sich für viele ruhiger als in den vergangenen Jahren. Leider war es auch eine Zeit, in der viele unter Alleinsein und Einsamkeit litten.
Es gibt aber Menschen, denen ruhigere Zeiten durchaus entgegenkommen. Es sind die eher Introvertierten, denen es weniger ausmacht, wenn im Aussen nicht dauernd etwas passiert. Tendenziell können sie mit dem gesellschaftlichen Rückzug, wie er zurzeit von uns verlangt wird, besser umgehen.
Introvertierte Menschen orientieren sich mehr nach innen. Sie werden von anderen als eher zurückhaltend, ruhig, auch als still und häufig als kontaktscheu beschrieben. Im heutigen Berufsleben haben sie es nicht immer leicht. Extravertierte hingegen sind eher nach aussen gerichtet und werden meistens als offen, gesellig, impulsiv, laut und ausdrucksstark wahrgenommen. Sie können in der Regel gut auftreten.
Extravertierte Gesellschaft
Unsere Gesellschaft besteht in etwa je zur Hälfte aus Menschen mit eher extra- oder introvertierten Persönlichkeitszügen. Beide Ausprägungen haben ihre Vorzüge und Nachteile, weshalb keine per se besser oder schlechter ist. Allerdings ist der heutige Lebensstil vorwiegend «extravertiert», d. h. die meisten Menschen leben nach aussen, suchen Reize, Geselligkeit und Abwechslung. Zudem wird beruflich vermehrt Zusammenarbeit gefordert. Das fängt schon in der Schule an, wo immer mehr Aufgaben kooperativ in Gruppen gelöst werden müssen. Später sind Networking und Austausch gefragt, um sich Wissen und Kontakte für das berufliche Fortkommen zu verschaffen. Das Miteinander nimmt manchmal auch Formen an, die den Bedürfnissen von Introvertierten völlig zuwiderlaufen, etwa wenn sie in Grossraumbüros arbeiten müssen, wo es keine Rückzugsmöglichkeiten gibt.
Die meisten Menschen sind jedoch nicht einfach extravertiert oder introvertiert. Vielmehr handelt es sich bei diesen Eigenschaften um zwei Enden einer Skala. Jedes Individuum liegt irgendwo dazwischen und zeigt beide Seiten. Das bedeutet, dass eine Person allgemein auf der Skala vielleicht näher bei der Extraversion ist, aber in gewissen Situation dennoch äusserst introvertiert auftritt oder umgekehrt. Und auch wenn jemand eher in der Mitte der beiden Pole anzusiedeln ist und ein Gleichgewicht zwischen den beiden Extremen besteht, ist dieser Wert keinesfalls statisch. Diese Ausprägung wird häufig als «Ambiversion» umschrieben.
Ambivertierte sind flexibler
Obwohl sich unsere (Arbeits-)Welt eher durch Merkmale der Extraversion auszeichnet, gilt mittlerweile die Ambiversion als die «beste» Persönlichkeitseigenschaft für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn. Ambivertierte Menschen können sich nämlich sehr gut anpassen – was ihnen im Berufsleben zugutekommt. Sie können sich schneller und besser in eine Situation einfügen und dadurch angemessen auftreten.
Falls Sie es nicht schon wissen und sich nun fragen, ob Sie ambivertiert sind – oder eher extravertiert bzw. introvertiert –, helfen Ihnen vielleicht die folgenden Fragen, die Sie für sich beantworten können, weiter:
- Können Sie gut und gerne alleine sein? Introvertierte Menschen können die Antwort eindeutig mit Ja beantworten. Extravertierten hingegen fällt schnell die Decke auf den Kopf, wenn sie längere Zeit alleine verbringen.
- Macht Ihnen die Gesellschaft von (vielen) anderen Menschen nichts aus? Wenn Sie zwar gut und gerne alleine sein können, aber auch die Gesellschaft anderer, nicht unbedingt vertrauter Personen geniessen, sind Sie vermutlich ambivertiert.
- Erhalten Sie immer wieder direkt oder indirekt die Rückmeldung, auf fremde Menschen sympathisch zu wirken? Dann haben Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit ambivertierte Züge. Eine solch positive Wahrnehmung spricht dafür, dass Sie sich adäquat auf soziale Situationen einlassen und sich gut in andere Menschen einfühlen können.
- Sie können auch anderen den Vortritt lassen? Dies fällt extravertierten Menschen häufig schwer. Als ambivertierter Mensch können Sie durchaus anderen die Bühne überlassen, stehen aber gerne ab und zu im Rampenlicht, wenn es die Situation verlangt. Sie wissen, wann Sie an Ihrer Meinung festhalten und wann Sie lieber schweigen sollten. Dieser letzte Punkt erklärt auch, weshalb ambivertierte Mitarbeitende für Unternehmen so wertvoll sind – und warum sie sehr gute Karrierechancen geniessen.
- Brauchen Sie einige Zeit, um Vertrauen aufzubauen? Obwohl Sie mit fremden Menschen schnell warm werden und leicht neue Freundschaften knüpfen, nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um Ihr Gegenüber kennenzulernen und richtig einzuschätzen. Ein weiteres Zeichen dafür, dass Sie ambivertiert sind.
- Sie können Ihre Batterien unterschiedlich aufladen? Während Extravertierte an einem geselligen Abend mit Freunden oder Bekanntschaften Energie tanken, ziehen sich Introvertierte lieber zurück. Ambivertierte Menschen sind gerne mal alleine, aber eben nicht nur. Hin und wieder brauchen sie einfach Menschen um sich herum.