Wie das Gesellschaftsspiel Sie beim Formulieren von Stelleninseraten und Bewerbungsschreiben inspirieren kann.
Angenommen, Sie sollen ein Stelleninserat aufsetzen. Die fachlichen Fähigkeiten und Kompetenzen sind relativ rasch aufgezählt. Schwieriger wird es bei den sogenannten Soft Skills, also weichen Fähigkeiten, unter denen eine Vielzahl von persönlichen Werten und Persönlichkeitseigenschaften zusammengefasst sind und die in der Berufswelt einen hohen Stellenwert haben.
Nehmen wir das Beispiel «Teamfähigkeit», eine Eigenschaft, die in vielen Berufen eine grosse Rolle spielt. Listen Sie unter den Anforderungen im Inserat das Wort einfach auf, erhalten Sie mit Sicherheit zahlreiche Bewerbungen, in denen sich die Bewerbenden mit ihrer ausgeprägten Teamfähigkeit anpreisen. Das Wort-Matching ist perfekt, aber was steckt dahinter? Finden Sie so die passende Mitarbeiterin oder den passenden Mitarbeiter?
Werden Sie kreativ
Vielleicht haben Sie Lust zu experimentieren. Wenden Sie also statt des übergeordneten, allgemeinen Begriffs – ganz spielerisch und etwas abgewandelt – die Spielregel von «Tabu»* an und überlegen Sie sich, wie Sie «Teamfähigkeit» umschreiben könnten. Selbstverständlich würden Sie im Internet eine elaborierte Definition finden. Es geht hier aber um Ihre Stelle, die Sie mit der geeigneten Person besetzen wollen. Füllen Sie den Begriff entsprechend mit konkreten Inhalten.
Suche ich als Vorgesetzte/r eine Lernende oder einen Lernenden Köchin/Koch EFZ könnte Teamfähigkeit vielleicht bedeuten, dass die Person in Ausbildung sich rasch einen Überblick über die Abläufe und die Situation in der Küche verschaffen können muss. Sie muss verstehen, dass sie die Kartoffeln bis zu einem bestimmten Zeitpunkt geschält haben muss, weil der Chefkoch diese für sein Menü benötigt. Das bedeutet, dass die auszubildende Person ihre Aufgabe als Teil eines Prozesses begreift, einzelne Prozessschritte antizipieren kann und andere zum Gelingen des Ganzen unterstützt. Selbstverständlich haben Sie im Inserat nicht den Platz, um ganze Abläufe zu schildern. Möglicherweise kommen Sie aber so der Eigenschaft oder Qualität auf die Spur, die für Sie bei einem Teammitglied besonders wichtig ist. Wahrscheinlich gibt es dafür sogar einen treffenden Begriff, den Sie in das Inserat einfliessen lassen können. Ausserdem schaffen Sie sich mit diesen Überlegungen eine Grundlage für Fragen im Rekrutierungsgespräch.
Schärfen Sie Ihr Profil
Umgekehrt, wenn Sie in der Position der Bewerberin oder des Bewerbers sind, können Sie sich die gleichen Fragen stellen. Überlegen Sie sich, welchen Beitrag Sie zur erfolgreichen Zusammenarbeit im Team leisten, am besten an konkreten Beispielen aus Ihrer beruflichen Vergangenheit. Sind Sie die Person, die das grosse Ganze im Auge behält, die weiss, wann welche Kolleg*innen einbezogen werden müssen, damit eine Aufgabe fristgerecht und qualitativ hochstehend erledigt werden kann? Haben Sie die Fähigkeit, bei polarisierenden Meinungen zu vermitteln und Diskussionen in konstruktive Bahnen zu lenken? Tragen Sie wesentlich zum Teamgeist bei, indem Sie trotz hoher Arbeitsauslastung Ihre Teamkolleginnen und -kollegen zum gemeinsamen Kaffeetrinken abholen? Es gibt unzählige Beispiele, wie Sie abstrakte Begriffe mit konkreten Inhalten versehen und ihnen eine individuelle Note geben können.
Sie können dieses «Spiel» durchaus alleine spielen. Manchmal ist es aber auch hilfreich, wenn Sie andere hinzuziehen. Nehmen wir das eingangs erwähnte Beispiel: Sind Sie als HR-Fachperson nicht sicher, welche Eigenschaften die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter mitbringen soll, um das Küchenteam optimal zu ergänzen, interviewen Sie den Chefkoch. Wie sieht sein Berufsalltag aus, welche Herausforderungen gilt es zu meistern? So können Sie sich ein genaueres Bild machen, was dabei hilft, allgemeine Formulierungen in der Stellenausschreibung durch aussagekräftigere zu ersetzen. Als Bewerber*in wiederum können Sie jemandem aus Ihrem Umfeld etwas über Ihre Teamfähigkeit erzählen. Fordern Sie Ihr Gegenüber auf, Fragen dazu zu stellen. Erstaunlich, welche Erkenntnisse dabei häufig zu Tage gefördert werden.
Zugegeben, das Vorgehen ist etwas aufwendig. Wenn Sie auf diesem Weg aber Ihrer Traumstelle näherkommen oder die geeigneten Mitarbeitenden für Ihre Stellen finden, dürfte es ein Versuch wert sein.
* Das Kommunikations-Gesellschaftsspiel «Tabu»
Der Ablauf grob zusammengefasst: Mehrere Spieler*innen müssen Begriffe erraten, die von einem Spieler möglichst geschickt umschrieben werden. Dabei darf der Begriff selbst und weitere Tabu-Wörter, die auf einer verdeckt gezogenen Karte vermerkt sind, nicht genannt werden. Etwa beim Wort «Eisbär», darf weder das Wort selbst noch ein Bestandteil davon, beispielsweise «Eis», noch das Tabu-Wort «Schnee» verwendet werden. Wer die meisten Begriffe während einer vorgegebenen Zeit errät, hat gewonnen. Das Spiel hat grossen Unterhaltungswert und fördert die Kommunikationsfähigkeit.