Ruiniert COVID-19 den Lehrstellenmarkt?

In den letzten Monaten besetzten tausende Firmen in der Schweiz wie jedes Jahr ihre Lehrstellen – ohne zu ahnen, dass der übliche Ablauf einer Lehre nicht durchführbar sein wird. Wie steht es also um die Lernenden und die Lehrabgänger in der Schweiz?

Dass das Corona-Virus auch Auswirkungen auf gewöhnliche Dinge wie den Ablauf einer Berufslehre haben würde, konnte niemand ahnen. Nicht nur Lehrstellensuchende waren und sind noch immer betroffen, sondern auch Lernende und Lehrbetriebe konnten dem Daily Business nicht wie gewohnt nachgehen. Doch wie stark wirkt sich die Corona-Pandemie tatsächlich auf verschiedene Branchen aus? Wer leidet am meisten?

Das Forschungsprojekt LehrstellenPuls deckt die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Berufslehren, Lehrbetriebe und Jugendlichen in der Schweiz auf. Die Professur für Bildungssysteme der ETH Zürich misst während eines Jahres in Kooperation mit yousty.ch und professional.ch monatlich den Puls der aktuellen Lehrstellensituation. Die neuesten Resultate werden jeweils zu Beginn jedes Monats publiziert und dienen Lehrbetrieben, Berufsverbänden, Kantonen und dem Bund als Entscheidungsgrundlage.

Lehrstellen anbieten? Lehrabgänger behalten?

Ich bin mir sicher: Auch Sie haben sich – besonders in Zeiten wie diesen – überlegt, Kosten einzusparen. Doch wo? Oftmals trifft es die Ausbildung oder die Weiterbeschäftigung von Jugendlichen, obwohl verschiedene Studien zeigen, dass das Verhältnis zwischen Nutzen und Aufwand für die Lehrbetriebe positiv ausfällt. Das Schweizer Bildungssystem ist ein Erfolgsmodell. Die tiefe Jugendarbeitslosigkeit, unsere Innovationsfähigkeit sowie die starke Wirtschaft verdanken wir insbesondere der dualen Berufsbildung. Ein beträchtlicher Anteil der Mitarbeitenden, die eine Führungsposition ausüben, starteten mit einer Berufslehre ihre Karriere. Es ist nun wichtiger denn je, dass dieses System erfolgreich weitergeführt wird.

Die Lehrbetriebe wurden gefragt, ob es im Vergleich zum letzten Jahr für Lernende nach dem Abschluss schwieriger sei, eine Stelle zu finden. Gemäss der letzten Befragung Ende August zeigt die untenstehende Grafik: 28% der Berufslernenden, die in Lehrbetrieben angestellt sind, haben diese Frage mit «Ja» beantwortet.

 

5 Gründe, warum es sich lohnt, Lehrstellen anzubieten und junge Fachkräfte nach der Berufslehre weiter zu beschäftigen:

  1. Sie bilden qualifizierte Nachwuchskräfte aus und leisten so einen Beitrag für die Zukunft Ihres Unternehmens und Ihrer Branche.
  2. Ihre aufgeschlossene Haltung und Ihr Verantwortungsbewusstsein gegenüber Jugendlichen wirken auf die Kundschaft und auf Mitarbeitende sympathisch.
  3. Junge Erwachsene bereichern durch ihre Spontaneität und Frische die Atmosphäre im Betrieb.
  4. Sie sind am Puls der Zeit, denn die jungen Fachkräfte kennen die Trends ihrer Generation und damit die Trends der Zukunft.
  5. Sie sparen Kosten für die Personalbeschaffung und Einarbeitung, wenn Sie Ihre Lernenden nach der Ausbildung weiter beschäftigen oder später wieder einstellen. Tipp für Letzteres: Bleiben Sie mit ehemaligen Lernenden in Kontakt.

Was Sie tun können

Forschungsprojekte wie der LehrstellenPuls liefern zwar wertvolle Daten, um jedoch gegen negative Entwicklungen anzukämpfen, sind Sie als Firma gefragt.

  • Bieten Sie weiterhin Ausbildungsplätze an, damit Jugendliche eine Berufslehre absolvieren können und geben Sie jungen Fachkräften die Chance, auch nach der Berufslehre Teil des Unternehmens zu bleiben/werden.
  • Schaffen Sie wenn möglich zusätzliche Stellen oder übernehmen Sie Lehrabgänger*innen aus anderen Firmen. Sie erleichtern jungen Fachkräften damit den Arbeitsmarkteinstieg und investieren in die Zukunft.

Danke für Ihren Einsatz!

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