Postpandemisches HR

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DigitalisierungDie Pandemie scheint sich zu stabilisieren. Damit wird es Zeit, sich aus der thematischen Zange von Covid-19 zu lösen. Aber meine Glaskugel ist getrübt, ich sehe keine Managementaufgabe, die nun klar in den Vordergrund rückt. Stattdessen möchte ich fünf Ideen skizzieren, wo HR einen Beitrag für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens leisten kann.

1. Fragmentierung überwinden, Zusammenhalt stärken

Der Digitalisierungsschub der Pandemie lässt sich nicht rückgängig machen, die Arbeitswelt der Zukunft funktioniert hybrid. Wissensarbeitende werden darauf bestehen, einen Teil ihrer Arbeit von Zuhause, aber auch am Strand oder im Ausland zu machen. Allerdings führten die letzten zwei Jahre zu einer Fragmentierung des betrieblichen Zusammenhalts. Aufmerksame Arbeitgeberinnen investieren deshalb erstens in eine anziehende, hochwertige und inspirierende Arbeitsumgebung. Sie organisieren zweitens Anlässe, an denen die Mitarbeitenden gerne Zeit miteinander verbringen. Drittens prüfen sie mit smarten Befragungstools, wer die Stimmung im Unternehmen wie wahrnimmt.

2. Vernetzung und Entnetzung in Einklang bringen

Natürlich ist die Arbeitswelt der Zukunft hochgradig vernetzt. Die Silos werden weiter aufgebrochen, Hierarchien und Abteilungen durcheinandergewirbelt. Karrieren der Zukunft ermöglichen es Mitarbeitenden, in Projekte mehrerer Unternehmen gleichzeitig zu arbeiten. Genauso wichtig wie die Vernetzung ist die Entnetzung. Nur wenn wir uns konzentrieren und fokussieren können, erreichen wir eine reichhaltige Tiefe. Wir brauchen mehr Zeit, um die Probleme der Welt im 21. Jahrhundert zu studieren und Lösungen dafür zu diskutieren. Wer ein Unternehmen entnetzen will, ermöglicht Mitarbeitenden tage- oder noch besser wochenweise an einem einzigen Thema zu arbeiten, im Museum, auf der Alp.

3. Demographischer Wandel endlich ernst nehmen

Je älter wir werden, je mehr Babyboomer aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden und je mehr Betreuung die alternde Gesellschaft verlangt, desto dringlicher wird die Beschäftigung mit der silbrigen Transformation. Eng mit dem demographischen Wandel ist das Management unserer Energie und Ideenvielfalt. Wenn unsere Karrieren fünf oder gar sieben Jahrzehnte dauern, müssen wir anders mit unserer Kraft und Kreativität umgehen. Noch immer fehlt es an Vorbildern, welche die Bogenkarriere vormachen. Die Viertagewoche betrachten viele als Träumerei. Doch schlussendlich sind nur attraktive, kreativitätsfördernde Arbeitgebende dem Fachkräftemangel des demographischen Wandels gewachsen.

4. Das Unternehmen datenaffin machen

Durch die intensivierte Digitalisierung fallen viel mehr Daten als früher an – über die Kundinnen und Kunden genauso wie über die Mitarbeitenden. Um von diesem digitalen Rohstoff zu profitieren – zum Beispiel um datenbasiert zu entscheiden –, braucht es eine entsprechende Unternehmenskultur. Genauso wichtig sind die Freiräume, um die normativen Fragen der Datafizierung zu diskutieren. Will ein Unternehmen datenaffin sein, brauchen dessen Mitarbeitende einerseits ein Verständnis für den Wert von Daten. Anderseits verfügen sie über die Kompetenzen, um diese kritisch zu beurteilen, statistische Werte zu interpretieren und die Neugierde, um in Wissen beziehungsweise Geschichte zu übersetzen.

5. Gesellschaftspolitische Herausforderungen adressieren

Will HR die Belegschaft der Zukunft auswählen, formen und begleiten, sollte es häufiger in der Rolle der Aussenministerin auftreten. Das verlangt nicht nur gesellschaftspolitische Herausforderungen aufzugreifen, sondern auch sichtbar zu machen, welche Positionen ein Unternehmen vertritt und welche Gestaltungsräume sich so für die (künftigen) Mitarbeitenden auftun. Neben der Digitalisierung und der Gesellschaft der 100-Jährigen, spielt das Bremsen des Klimawandels eine zentrale Rolle. Die Benennung des Innovationsverständnisses beziehungsweise der gesellschaftswirksamen Mission zahlt auf die wahrgenommene Sinnhaftigkeit der Arbeit und damit das Employer Branding ein.

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