Fachwissen und Kompetenzen veralten rasch und müssen ständig aktualisiert werden. Für eine gelingende Laufbahn spielen jedoch noch weitere Faktoren eine Rolle, etwa das Knüpfen und die Pflege von Beziehungen.
Gerade der immer stärker werdende Einfluss von Technologie am Arbeitsplatz verlangt von den Berufstätigen, erworbenes Wissen und Arbeitskompetenzen laufend anzupassen und sich kontinuierlich weiterzubilden. Um beschäftigungsfähig zu bleiben, gilt es, arbeitsmarktrelevante Fähigkeiten, wie etwa digitale Kompetenzen, auf- oder auszubauen.
Entsprechend drehen sich Standortgespräche in den Unternehmen schwergewichtig um den Abgleich vorhandener und aus betrieblicher Sicht geforderter Kompetenzen. Gibt es diesbezüglich Lücken, wird nach passenden Weiterbildungen gesucht, um diese zu schliessen. Die Arbeitnehmenden sollen so ihre derzeitige Funktion erfolgreich ausüben. Aber sind sie damit auch arbeitsmarktfähig? Eine Frage, die sich jede und jeder einzelne stellen sollte, zumal die Arbeitsmarkt- oder Beschäftigungsfähigkeit immer mehr in die Verantwortung des Individuums rückt.
Kompetenzen alleine reichen nicht
Beschäftigungsfähigkeit bedeutet mehr als die blosse Fokussierung auf eine Bilanz erforderlicher Kompetenzen. Diese bilden lediglich eine, wenn auch wesentliche, Kategorie von Eigenschaften, die es Personen erlaubt, ihre Tätigkeit erfolgreich auszuüben oder neue Stellen und Laufbahnmöglichkeiten zu erhalten. Es gibt weitere Faktoren, die für einen Laufbahnerfolg verantwortlich sind. Dazu zählen etwa die Selbstkenntnis, also die Klarheit über die eigenen Interessen und Fertigkeiten, oder die Fähigkeit, Entscheidungen treffen zu können, Geplantes umzusetzen und vieles mehr. All diese Faktoren sind Ressourcen, die es zu pflegen oder zu entwickeln gilt, um einen erfolgreichen beruflichen Weg gehen zu können.
Unterstützendes Umfeld ist wesentlich
Einer dieser Faktoren beispielsweise sind soziale Ressourcen, die den Laufbahnerfolg wesentlich beeinflussen.1 In diesem Zusammenhang sind alle sozialen Beziehungen eines Menschen gemeint, die sich zugunsten einer Person auswirken, sei dies in Form von nützlichen Informationen, Einfluss oder solidarischem Verhalten. In Unternehmen können dies Mentor*innen sein, meistens erfahrene Berufsleute, die ihren Protegés mit ihrem Fachwissen, aber auch bei persönlichen Anliegen zur Seite stehen. Neben einflussreichen Einzelpersonen spielen auch ganze Netzwerke eine grosse Rolle. Dabei ist wichtig, dass auf ein möglichst breites und diverses Netzwerk zurückgegriffen werden kann.
Der Familien- oder Freundeskreis mag zwar häufig keine konkreten Informationen zur Karrieregestaltung geben können, doch bietet er indirekte Hilfe, etwa Ermutigung, wenn es Unsicherheiten oder schwierige Situationen bei der Laufbahngestaltung zu bewältigen gibt.
Auf die richtigen Kontakte kommt es an
Gerade ältere Arbeitnehmer*innen, die auf Stellensuche sind, sollten auf ihre Netzwerke zurückgreifen. Bewerben sie sich auf Stelleninserate, verhindert nämlich häufig schon ihr Jahrgang, dass sie zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen werden. Ausnahmen sind rare und damit gesuchte Fachkräfte auf bestimmten Gebieten. Es gilt also, die sozialen Ressourcen zu pflegen, um vor allem auf dem versteckten Stellenmarkt aktiv werden zu können.
Nun denken viele, sie hätten kein sehr grosses Netzwerk oder sie seien keine begabten Netzwerker*innen. Vielfach zeigt sich jedoch, dass die Netzwerke grösser sind als im ersten Moment angenommen. Wer über mehr- oder langjährige Berufserfahrung verfügt, hatte meistens Kontakt zu verschiedenen (Berufs-)Leuten. Zuweilen lohnt es sich, diese Kontakte und Netzwerke schriftlich festzuhalten oder mit jemandem darüber zu sprechen. Häufig ist es erstaunlich, wie sich die Liste erweitert, wenn man sich damit auseinandersetzt.
Qualität vor Quantität
Ist klar, wohin die berufliche Reise gehen soll, besteht die Kunst darin, die richtigen Kontakte zu knüpfen oder zu aktivieren, also solche, die in Bezug zum gewünschten beruflichen Umfeld stehen. Da wird es vielleicht schon schwieriger – und zugegebenermassen sind nicht alle die geborenen Netzwerker*innen. Networking lässt sich aber üben. Einschlägige Literatur mit Dos and Don’ts kann dabei hilfreich sein oder der Austausch mit einer Fachperson aus der Berufs- und Laufbahnberatung. Geduld und Ausdauer sind auf jeden Fall gefragt. Es mag etwas dauern, bis die Person in Erscheinung tritt, die massgebend dazu beiträgt, dass das eigene berufliche Ziel schliesslich erreicht wird.
1 Wer sich zum Thema Karriere-Ressourcen vertiefen möchte, findet weitere Informationen in den Artikeln von Andreas Hirschi, Professor der Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Bern, Forscher zu den Themen Berufswahl, Karriereentwicklung und Laufbahnberatung.