Wir klicken uns von Call zu Call, verschicken Nachrichten im Minutentakt und steuern Projekte im virtuellen Raum. Noch nie war Arbeiten so effizient, so rational, so digital. Und doch fehlt oft etwas Entscheidendes: die (menschliche) Nähe. Denn in all der Geschwindigkeit und Professionalität darf eines nicht verloren gehen – die Verbundenheit zwischen Menschen.
Effizienz versus Verbundenheit
Die digitale Arbeitswelt hat uns effizienter gemacht als je zuvor. Meetings können in Sekunden gestartet werden, Informationen fliessen über E-Mail oder Chat und Projekte lassen sich über Zeitzonen hinweg steuern. Diese Schnelligkeit und Rationalität sind wertvoll – sie sparen Zeit und machen Abläufe schlank, was die KPI-Bilanz erfreut. Doch gleichzeitig wächst die Distanz. Verbundenheit entsteht nämlich nicht nur durch Effizienz, sondern durch Begegnung, fernab der Bildschirme.
Gerade in unruhigen Zeiten zählt Vertrauen
Wenn Märkte sich verändern und Unsicherheit den Alltag dominiert, brauchen wir mehr als klare Strukturen: Wir brauchen Vertrauen. Vertrauen in Menschen, die an unserer Seite stehen – sei es im Team, mit externen Partnern oder im Privaten. Vertrauen, dass wir gemeinsam auch stürmische Phasen meistern können. Dieses Vertrauen kann auch aus virtuellen Beziehungen wachsen, doch seine volle Kraft entfaltet es erst, wenn wir einander wirklich begegnen. Jede und jeder von uns hat schon erlebt, wie ein einschneidendes Erlebnis (etwa ein kritischer Moment im Projekt, eine Nachtschicht oder sonstige «Feuerwehr-Aktion») ein Team formt und weiss: Solche Erlebnisse schweissen zusammen – und man erzählt häufig auch noch Jahre später davon.
Virtuell geht vieles – aber nicht alles
Online-Kommunikation funktioniert – grundsätzlich. Wir sehen Gesichter im Bildschirm, hören Stimmen, tauschen Informationen, ja sogar Emotionen aus. Aber die Zwischentöne fehlen oft: das spontane Lächeln, der Blick, der Verständnis signalisiert, das gemeinsame Schweigen nach einer intensiven Diskussion. Persönliche Begegnungen dagegen lassen Raum für mehr – für Vertrauen, Offenheit, was uns in diesem Moment beschäftigt, für Persönliches. Hinzu kommt: Auch im Jahr 2025 kämpfen wir regelmässig mit Verbindungsproblemen, die die nonverbale Kommunikation virtuell zusätzlich erschweren. Wie oft hören wir nach einem Treffen den Satz «Ich habe Sie mir ganz anders vorgestellt.» Dieses «anders» ist genau der Unterschied zwischen dem digitalen Eindruck und der realen Begegnung.
Die Kraft von Emotionen und Spontaneität
Emotionen sind nicht schmückendes Beiwerk, sondern der Kern jeder Beziehung. Ob wir Menschen und Projekte positiv in Erinnerung behalten, hängt wohl selten nur an Fakten. Viel mehr sind Gefühle entscheidend, die im Austausch entstehen. Besonders stark wirken die kleinen, spontanen Gesten: ein ehrliches Dankeschön, ein offenes Wort an der Kaffeemaschine. Solche Momente sind nicht planbar – und gerade deshalb so wertvoll. Sie überraschen und gehen über das «reine Professionelle» hinaus.
Wir brauchen on- und offline
Natürlich ist die digitale Welt nicht wegzudenken. Ohne sie wäre moderne Zusammenarbeit gar nicht möglich. Sie ist effizient, sie ist notwendig, und sie eröffnet Chancen, die wir nicht missen wollen. Aber so, wie wir rein analog nicht mehr arbeiten könnten, reicht auch die rein virtuelle Arbeitsweise nicht aus. Wer Beziehungen langfristig stärken will, muss auch Raum schaffen für das Analoge, für persönliche Begegnungen und Momente echter Nähe. Ein Workshop in Präsenz, ein gemeinsames Mittagessen, oder ein kurzer Besuch bei Kollegen und Kolleginnen – kleine Inseln der Menschlichkeit, die Vertrauen und Zusammenhalt festigen.
Arbeiten heisst: mit Menschen arbeiten
Auch nach sämtlichen Optimierungen und Tools, die den Arbeitsalltag erleichtern – Wir arbeiten nicht mit Profilbildern, Signaturen oder Chatfenstern, sondern mit Menschen. Menschen mit Ideen, Hoffnungen, Belastungen und Emotionen. Nähe, Vertrauen und Wertschätzung sind keine «weichen Faktoren», die man nach Belieben beiziehen oder wieder in der Schublade verschwinden lassen kann. Sie sind das Fundament, auf dem Zusammenhalt beruht. Über Probleme zu reden braucht Vertrauen. Fehlt dieses Vertrauen, wird es (zu) schnell als Schwäche interpretiert – oder gar nicht erst in Betracht gezogen.
Digitale Tools machen vieles leichter, doch sie ersetzen nicht die Nähe, die nur in echter Begegnung entsteht. Wer die Balance wahrt und Begegnungen bewusst einplant, baut nicht nur effiziente Prozesse, sondern tragfähige Beziehungen auf. Nähe lässt sich eben nur bedingt streamen. Sie entsteht aber dort, wo wir uns wirklich begegnen.