Könige, hört auf Eure Hofnarren!

HR-PraxisIst es das mangelnde Interesse oder einfach das fehlende Rollenverständnis, dass die Erwartungen des CEO und das HR-Gedankengut immer öfter auseinander driften? Ein konkretes Statement auf der Führungsebene schafft Klarheit in der täglichen Zusammenarbeit für alle Beteiligten.

Eigentlich schwebte mir ein ganz anderes Thema zum Ausklang des Jahres vor. Die vorgezogenen Weihnachtsessen im November mit drei HR-Leitern, mit denen ich dieses Jahr zusammenarbeiten durfte, stimmten mich um – und zudem nachdenklich. Verschiedene Abende, unterschiedliche Restaurants, ein Thema: Die zunehmende Herausforderung, als HR-Verantwortlicher, die eigene Rolle im Unternehmen zu definieren.

Der eine vom Tätigkeitsfeld her vorwiegend auf fachspezifische Administration reduziert, der andere mit der permanenten Optimierung von Arbeitsprozessen beschäftigt. Und die einzige Frau der Runde, sichtbar verzweifelt, weil ihre Qualifikation durch die hohe Personalfluktuation regelmässig infrage gestellt wird.

Parallel dazu lese ich immer wieder, dass Human Resources sich neu finden muss. Ich sage: NEIN!

In den 80er Jahren war es die US-Hotelkette Hilton, die als Vorreiterin weltweit ein Departement mit dem Namen Human Resources einführte. Zum einen mit dem administrativen Teil und dem Schwergewicht Mitarbeitende rekrutieren und halten. Zum anderen die Aufgabe, Mitarbeitende durch Aus- und Weiterbildung zu fördern und zu entwickeln. Diese beiden Abteilungen wurden durch jene Person geleitet, die mit hoher menschlicher Kompetenz das Gewissen des Unternehmens und den Platz im obersten Führungsgremium zudem als Vertrauensperson gegenüber dem CEO einnahm. Ethisches Verständnis, ein hohes Mass an Selbstreflexion sowie eine bewusste Haltung zur Macht, waren damals die Persönlichkeitskriterien. Solche Menschen zu finden ist bis heute eine Herausforderung auf dem Arbeitsmarkt.

Ich sage NEIN dazu, dass sich HR neu definieren muss. Die CEOs sollten für sich klären, was sie wollen und wie sie HR positionieren. Eine HR-Abteilung, die sich ausschliesslich über rechtlich-administrative Belange definiert und die HR-Verantwortlichen schlimmstenfalls dem CFO unterstellt sind, ist eine Farce. Eine solche HR-Abteilung trägt der ursprünglichen Idee des HR-Gedankens kaum mehr Rechnung. Wo sind die Könige geblieben, die Grösse beweisen und einen «weisen» Hofnarren neben sich dulden? War es nicht gerade jener, der am besten wusste, was sich am Hofe abspielte? Welche Kultur vorherrschte, wo Intrigen gesponnen wurden und manch giftiges Süppchen in der Gerüchteküche gebraut wurde?

Liebe HR Verantwortliche, wie wäre es mit einem Vorsatz fürs neue Jahr? Suchen Sie mit Ihrem CEO die konstruktive Auseinandersetzung. Klären Sie die ethisch-moralischen Verantwortlichkeiten für die nächsten Monate ab. Leisten Sie einen Beitrag zu einer immer wieder lobend hervorgehobenen Streitkultur und diskutieren Sie zum Beispiel folgende Themen:

  • Wie soll die Rolle des HR 2019 wahrgenommen werden?
  • Welche HR-Aspekte tragen zu einer motivierenden Unternehmenskultur bei?
  • Wie können HR-Mitarbeitende UND Führungskräfte die Entwicklung menschlicher Kompetenz vermehrt unterstützten?
  • Wie gelingt es dem Führungsgremium 2019, Wertschätzung und Vorbildwirkung erfolgreich zu leben?

Da wo HR nicht im obersten Führungsgremium vertreten ist, soll es erlaubt sein, ein klärendes Wort zum Rollenverständnis einzuholen. Es mag sein, dass sich für Sie nach einem solchen Gespräch die Positionierung ziemlich rasch klärt, dass Erwartungen und Realität nicht mehr übereinstimmen. Dann haben Sie aber zumindest Klarheit und entsprechend die Wahl, ob Sie im neuen Jahr einen wegweisenden Entscheid treffen möchten.

Ich wünsche Ihnen allen ein frohes Weihnachtsfest und im neuen Jahr mutige Gedanken und ebensolche Handlungen.

9 comments for “Könige, hört auf Eure Hofnarren!

  1. Angelica Moser
    8. Januar 2019 um 9:02

    Wie treffend verfasst! Exakt in der Hofnarrenrolle sehe ich ein für das Unternehmen gewinnbringendes HR. Letztendlich sind es auch im HR die Menschen, die den Unterschied ausmachen. Und in dieser Rolle benötigen sie aus meiner Sicht u.a. drei C‘s: communication, courage und character.

    • Marthaler Markus
      10. Januar 2019 um 8:33

      Liebe Angelica

      Danke für den Kommentar, 3 C’s da kann ich nur beipflichten. … eigentlich wüssten wir es ja alle, nur bei der Umsetzung kommt uns immer «Wichtigeres» dazwischen :-)

      Liebe Grüsse
      Markus

  2. Michel Segesser
    22. Dezember 2018 um 0:04

    Ein interessanter Gedanke, den ich aus eigener Erfahrung nur unterstützen kann. CEO und HR könnten an dieser Rolle wachsen. Frohe Festtage

    • Marthaler Markus
      24. Dezember 2018 um 14:35

      Lieber Michel
      Herzlichen Dank für Ihre Worte. Auch Ihnen ein frohes Fest und nur das Beste von allem im neuen Jahr…
      Liebe Grüsse Markus Marthaler

  3. 20. Dezember 2018 um 16:37

    Lieber Herr Marthaler …

    Wenn doch alle (nicht nur CEO’s) sich einen „Hofnarren“ leisten würden .. ein super Mentoren-Ansatz (das Hofnarren Prinzip gibt es ja schon). Schön wenn wir auch im HR wieder etwas mehr Menschen hätten, welche auch über ein Persönlichkeits-Profil verfügen und nicht nur „ausführen“ ..

    Ein famoses 2019!
    Freundliche Grüsse
    Vera Bossart

    • Marthaler Markus
      21. Dezember 2018 um 8:17

      Liebe Frau Bossart
      Lieben Dank für Ihre Worte. Auch Ihnen ein frohes Fest und ein tolles neues Jahr!
      Liebe Grüsse Markus Marthaler

    • Romina Bieli
      26. Dezember 2018 um 20:41

      Liebe Vera

      Wie treffende Worte – ich schätze mich glücklich bei dir Ausbildungstage geniessen zu dürfen.

      Frohe Festtage und ein glückliches 2019!

  4. Heike Kief
    20. Dezember 2018 um 7:07

    Hallo,
    auf den Punkt gebracht, Herr Marthaler!
    HR ist so viel mehr als das Hin- und Herschieben von Personalakten! Personaler, die mit Herzblut unterwegs sind, habe stets das Wohl der MA im Auge und sind die „Seele“ des Unternehmens.

    • Marthaler Markus
      20. Dezember 2018 um 15:47

      Liebe Heike
      Herzlichen Dank für Ihren Beitrag!
      Liebe Grüsse Markus Marthaler

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