Homeoffice darf kein Bürokratiemonster werden

Personaldienstleistung Myra Fischer-RosingerMit einer Parlamentarischen Initiative wollte alt Nationalrat Thierry Burkart bereits im Jahr 2016 den Arbeitnehmenden mehr Gestaltungsspielraum im Homeoffice ermöglichen, aber das Parlament hat daraus nun eine Bürokratie geschaffen.

Zahlreiche Studien [1], [2] belegen, dass sich die Arbeitnehmenden mehr Gestaltungsspielraum bei der Arbeitszeiteinteilung wünschen. Dies kann ihre Zufriedenheit und Produktivität steigern und gleichzeitig ihr Stressniveau reduzieren. Trotzdem legt das Parlament sogar bei einem vergleichsweise einfachen Thema wie Homeoffice Steine in den Weg.

Ein ursprünglich zukunftsgerichtetes Anliegen

Bis vor Kurzem lief das Vernehmlassungsverfahren zur Umsetzung der parlamentarischen Initiative «Mehr Gestaltungsfreiheit bei Arbeit im Homeoffice» (16.484). Mit dieser Vorlage wollte der Initiant flexiblere Rahmenbedingungen für Homeoffice schaffen und den Arbeitnehmenden bei der Festlegung ihrer Arbeitszeiten einen grösseren Gestaltungsspielraum einräumen.

Die ursprüngliche Forderung zielte darauf ab, für Mitarbeitende, die ihre Arbeitszeiten zu einem namhaften Teil selber festsetzen können, den Tageszeit-Arbeitsrahmen auf 17 Stunden auszuweiten, kurzfristige Unterbrechungen der Ruhezeit zu ermöglichen und selbstgewählte Sonntagsarbeit zuzulassen.

Damals im Jahr 2016 vielleicht noch etwas visionär, entspricht Homeoffice mittlerweile dem Zeitgeist. Spätestens seit Corona hat sich Homeoffice in der Praxis, Lehre und Rechtsprechung gut etabliert.

Das Parlament plant Flexibilisierungs-Rückschritte

Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Nationalrats schuf nun allerdings aus dem ursprünglichen Ansinnen einen Gesetzesentwurf, der das Homeoffice unnötig verkompliziert. Die Kommission nahm zusätzliche Bestimmungen in die Vernehmlassungsvorlage auf wie das Recht auf Nichterreichbarkeit oder die Pflicht zur schriftlichen Vereinbarung.

Die detaillierten Anforderungen an die Vereinbarung über Homeoffice und die Regelungen zur Zeiterfassung würden Arbeitgeber wie Arbeitnehmende mit einem bürokratischen Aufwand belasten. Die zusätzliche Verpflichtung des Arbeitgebers, alle notwendigen Arbeitsgeräte und Materialien bereitzustellen und die entsprechenden Kosten zu übernehmen, würde zudem zu finanziellen Mehrbelastungen führen. Ausserdem ist diese Pflicht problematisch, da der Anstoss zum Homeoffice oft von Seite der Arbeitnehmenden ausgeht. Solche zusätzlichen Regelungen machen es für Arbeitgeber unattraktiv Homeoffice anzubieten und würden höchstwahrscheinlich dazu führen, dass weniger oder gar kein Homeoffice mehr ermöglicht wird.

Wir gefährden damit gut eingespielte Abläufe und torpedieren die durch Homeoffice geschaffenen und geschätzten Flexibilisierungsmöglichkeiten.

Handlungshoheit für Arbeitnehmende und Arbeitgeber behalten

Natürlich gibt es aus betriebswirtschaftlicher und Management-Sicht unterschiedliche Beurteilungen von Homeoffice. Nicht in jedem Kontext funktioniert Homeoffice gleich gut. Nicht für jedes Unternehmen und nicht für jede Funktion ist Homeoffice im gleichen Umfang zielführend. Jedes Unternehmen – und auch jeder und jede Mitarbeitende – muss sein Homeoffice-Optimum selbst herausfinden. Wenn aber von Gesetzes wegen die Hürden ans Homeoffice unnötig erhöht werden, drehen wir das Rad der Zeit zurück.

Darüber hinaus zeigen Studien[2], dass mit einer Flexibilisierung der Arbeitszeit Nichterwerbstätige in den Arbeitsmarkt integriert werden können. In Zeiten der demographischen Alterung ist das von besonderem Interesse.

Schauen wir also, dass die vielen Potenziale von Homeoffice für die Arbeitnehmenden, die Unternehmen und den Arbeitsmarkt nicht durch unnötige Bürokratie aufs Spiel gesetzt werden. Für den optimalen Einsatz von Homeoffice in die jeweilige Unternehmensstruktur und -kultur sind die einzelnen Betriebe, die HR-Fachleute und Führungskräfte gefragt. Die Politik braucht es dazu nicht.

 

[1] Schweizerischer Arbeitgeberverband (2024). «Flexibilität in der Arbeitswelt» FlexibilitaetinderArbeitswelt_de_final.pdf

[2] swissstaffing (2024). «White Paper – Mehr Arbeitskräfte dank Selbstbestimmung. Erwerbstätige wollen grössere Flexibilität.» https://www.swissstaffing.ch/de/Branche-Politik/Whitepaper/Mehr-Arbeitskraefte-dank-Selbstbestimmung.php

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