Als Unternehmen oder Arbeitgeberin hat man verschiedene Möglichkeiten eine Stelle zu besetzen. Am einfachsten, man schreibt sie auf der eigenen Internetseite aus. Je nach Grösse und Bekanntheit des Unternehmens geht das gut. Doch was, wenn man nicht gerade zu den grössten Unternehmen zählt?
Früher war es üblich, ein Stelleninserat zu schalten. Doch wer liest noch Zeitung? Deshalb sind heute Online-Stellenplattformen die Lösung, wenn man nicht gerade einen Headhunter engagieren möchte. Grundsätzlich vertraut man diesen Plattformen, oder wer hat das bereits einmal hinterfragt?
Fakt ist, Stellenplattformen schreiben Stellen aus, um Traffic zu generieren, von denen die ausgeschriebene Organisation nichts weiss. Solche Inserate werden täglich generiert, zum Teil auch durch künstliche Intelligenz (KI).
Aufgefallen ist das kürzlich einem Regionalspital, nachdem dort tatsächlich der Leiter einer Abteilung gekündigt hatte. Noch bevor das jemand wusste – nicht einmal die kündigende Person selbst – war ein Inserat für seine Stelle auf einer solchen Plattform erschienen. Gross war das Erstaunen auf allen Seiten. Der kündigende Abteilungsleiter fragte beim HR nach, ob man ihn denn entlassen wollte; andere Mitarbeitende reagierten ebenfalls mit Fragen.
Die Recherche zeigte, dass es sich um ein Stellenplattform mit Sitz in Spanien handelte. Und nicht nur diese Stelle, sondern auch weitere, die gar nicht ausgeschrieben waren, fanden sich darauf. Also Gratis-Inserate für das Unternehmen?
Bereits anfangs 2024 hat das Bundesamt für Cybersicherheit (BACS) vor solch gefälschten Jobangeboten gewarnt – Fachbegriff Job-Scams. Im Herbst 2023 waren Jobs im Hotelsektor im Fokus, ausgerichtet auf Personen aus dem Ausland. Von den Jobsuchenden wurde eine Vorauszahlung für Bewilligungen oder den Abschluss notwendiger Versicherungen verlangt.
Auch ohne Vorauszahlung bezahlt man mit Daten: Wenn man sich über eine Plattform bewirbt, gelangen sensible Daten an als potenzielle Arbeitgebende getarnte Betrüger. In einem Lebenslauf finden sich viele persönliche Daten unter anderem E-Mail-Adressen, Telefonnummern, Adressen. Zum Teil lassen sich daraus auch Rückschlüsse auf Passwörter ziehen. Die anderen Angaben können für Werbeanrufe oder Werbe-E-Mails missbraucht werden.
Fake-Jobangebote können aber auch genutzt werden für:
- Identitätsdiebstahl: Die Daten werden im Internet für Straftaten genutzt.
- Schneeball- und Pyramidensysteme: Der attraktive Job entpuppt sich manchmal als gefährliches Schneeballsystem. Dabei werden hohe Gewinne in Aussicht gestellt – zuvor muss aber in das System investiert und weitere Personen davon überzeugt werden, dasselbe zu tun.
- Geldabzocke: Es kommt vor, dass von Bewerbende verlangt wird, eine spezielle Software zu erwerben, die sie für die Arbeit im Homeoffice benötigen, oder dass von ihnen für den Job eine Vermittlungsgebühr verlangt wird.
Vermehrt erfolgt Job-Scamming via Social Media: Ein Angebot kommt per WhatsApp, Messenger oder auch Facebook und LinkedIn: Der Job passt perfekt, schnell werden die Dokumente verschickt.
Nebst den betroffenen Jobsuchenden können solche Fake-Jobinserate auch Auswirkungen auf Unternehmen haben, wie das Eingangsbeispiel zeigt. Dagegen vorzugehen, ist fast unmöglich. Die Betrüger sitzen meist weit weg von der Schweiz, ohne korrekte Kontaktangaben.
Wichtig ist deshalb das gesunde Misstrauen von Stellensuchenden. Auch der Versand von Dokumenten sollte kritisch hinterfragt werden. Solche Betrugsmaschen zu erkennen, ist schwierig und die KI trägt ihren Teil dazu bei. Ein vorgängiges Telefonat bietet zwar keine absolute Sicherheit, könnte aber hilfreich sein.
Wichtig ist, solche Betrugsversuche beim BACS zu melden, um Gefahren im Internet zu erkennen. Das BACS meint: «Dank Ihrer Meldung über unser Webformular erkennen wir mögliche Trends zu Gefahren im Internet und können gezielt dagegen vorgehen.»
Hier der Link: https://www.report.ncsc.admin.ch/de/