Die Grundsatzfrage, die sich jede Generation stellt – das gilt für Gen Y, Gen X, Gen Babyboomer etc. – wenn sie in die Arbeitswelt eintritt, lautet: Warum arbeiten wir eigentlich so, wie wir arbeiten? Es ist die klassische Frage des Neuankömmlings. Jedes Kind stellt sie, sobald es reden kann. Warum? Warum? Warum?
Wo sich die Generationen unterscheiden, ist, bei welchen Themen sie mit dieser Frage ansetzen. Dieser Aspekt ist kontextabhängig. Ich glaube, der Grund, warum die Gen Y – ich gehöre ihr ebenfalls an – ausgerechnet untenstehende Fragen stellt und nicht andere, ist der Tatsache geschuldet, dass sie in der Schweiz in einer Wohlstandsgesellschaft im digitalen Zeitalter aufgewachsen ist. Millennials – Mitglieder der Gen Y – sind Menschen, die zwischen 1980 und 1998 geboren wurden. Als erste Generation, die mit dem Internet gross geworden ist, stellen sich für uns folgende Fragen in Bezug auf die Arbeitswelt:
- Sinn und Zweck: Was ist der Sinn meiner Arbeit? Macht sie einen Unterschied in der Welt? Hat mein Arbeitgeber überhaupt einen positiven Einfluss auf unseren Planeten?
- Organisationsstruktur: Wofür brauchen wir all diese Hierarchiestufen im Unternehmen? Warum können wir trotz digitaler Technologien nicht besser abteilungsübergreifend zusammenarbeiten? Warum kann man nicht jeden offen ansprechen, unabhängig von Alter und Funktion?
- Flexibilität: Wozu brauchen wir eigentlich das Büro? Warum muss ich immer früh im Büro sein? Warum muss ich überhaupt im Büro sein? Warum kann ich nicht um die Uhrzeit arbeiten, wann ich will?
- Technologie: Warum können wir nicht die gleichen digitalen Technologien im Unternehmen einsetzen, die wir auch im privaten Alltag nutzen? Warum ist die IT-Struktur der Firma nicht moderner? Warum kann ich bei der Arbeit nicht meine eigenen Geräte nutzen?
Bleiben diese Fragen unbeantwortet, sinkt das Engagement der Gen Y. Ähnlich verhält es sich, wenn man diese Fragen mit der Begründung abtut: «Das war schon immer so.» In Zeiten des digitalen Wandels interpretiert ein Arbeitnehmer der Gen Y eine solche Begründung als Vorzeichen, dass es sich bei besagtem Unternehmen um eine sinkende Titanic handelt.
Jede Firma sollte sich proaktiv mit den Fragen sowie den Erwartungen, Bedürfnissen und Zielen der Gen Y auseinandersetzen, um die Rekrutierungs-, Personalentwicklungs- und Talentmanagementstrategie anzupassen. Dies insbesondere auch, weil die Generation Y in wenigen Jahren mit 75 Prozent den Grossteil der Mitarbeitenden ausmachen wird.
Unternehmen wie Facebook, Google oder Amazon haben deswegen, wie HR Today Blogger Christoph Jordi schreibt, Wohlfühloasen und Erlebniswelten für ihre Mitarbeitenden geschaffen. Die Schweizer IT-Firma Liip hingegen setzt neu auf Holacracy als Organisationsstruktur. Und wieder andere wie das Elektroingenieurunternehmen «Hefti. Hess. Martignoni» gründen eine eigene HHM Academy und bieten allen Mitarbeitenden zahlreiche Lernmodule und Weiterbildungsmöglichkeiten an inklusive Innovation Journey.
Schnell wird klar: Es gibt keine «One size fits all»-Antworten. Jede Firma muss eigene Massnahmen dafür entwickeln, wie sie als attraktiver Arbeitgeber die besten und engagiertesten Mitarbeitenden für sich gewinnen und halten will.
Super Beitrag! Genauso erfahre ich als HR meine Kinder dieser Gen Y.
Sowohl HR als auch Executives müssen umdenken und mehr Vertrauen in diese Generation setzen – sie sind die Zukunft – wir müssen den Boden dafür ebnen.
Ganz herzlichen Dank für das Kompliment, Frau Feger-Cadrobbi!