Die duale Berufsbildung – Warum die Welt zu uns schaut

Frei nach dem Motto «Vorbeugen statt heilen» sollten wir hierzulande alles tun, um der Bevölkerung die Vorteile und Vorzüge der Berufslehre immer und immer wieder aufzuzeigen. Warum, zeigt das Beispiel USA sehr eindrücklich.

Die USA haben über 21 Millionen Studenten und nur 400’000 Lernende. Und sie haben folgende prekäre Arbeitssituation:

  • Ein markantes Fachkräfteproblem (es fehlt den Firmen in der USA an praktischer Kompetenz)
  • Eine hohe Jugendarbeitslosigkeit
  • Grösste Schwierigkeiten, junge, weniger gut ausgebildete Einwanderer, zu integrieren

Europäische Union: Jugendarbeitslosenquoten in den Mitgliedsstaaten im März 2017 (Bild: Erostat, Statista)

Doch nicht nur die USA steht vor diesem Problem, wie man anhand der aktuellen Jugendarbeitslosenquote in Europa sieht. So verwundert es mich nicht, dass das Interesse aus dem Ausland an der dualen Berufsbildung extrem hoch ist.

So gilt das Berufsbildungssystem als einer der Hauptgründe für die tiefe Jugendarbeitslosigkeit (3,4 Prozent laut Staatssekretariat für Wirtschaft SECO) in der Schweiz.

Die Situation in der Schweiz

Rund zwei Drittel aller Schweizer Jugendlichen absolvieren eine Berufslehre in über 230 Berufen. Die berufliche Grundbildung als Basis öffnet den jungen Berufsleuten eine Vielzahl von Berufsperspektiven und weiterführenden Bildungsangeboten. Diese Fachkräfte leisten einen wichtigen Beitrag zur Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und damit zur Standortattraktivität der Schweiz.

Ich frage mich: Kann unser erfolgreiches System von anderen Ländern «einfach» adaptiert werden?

Berufsbildung adaptieren: Viele Hürden

Leider ist dies nicht ganz so einfach, wie auch bereits der bekannte Ökonom, Bildungspolitiker, frühere Preisüberwacher und alt Nationalrat Rudolf H. Strahm in seinem Buch «Die Akademisierungsfalle» von 2014 ausführt. Selbst in der Schweiz schicken die Eltern ihre Kinder oftmals ans Gymnasium, weil sie zu wenig über die vielfältigen Möglichkeiten der Berufslehre wissen. Doch für andere Länder kommen noch weitere Schwierigkeiten hinzu:

  • Image und Bekanntheit des dualen Berufsbildungssystems
  • Kein Partnersystem zwischen Firmen, Berufsschulen und dem Staat
  • Finanzieller wie auch struktureller Aufwand

Eine Chance sind erfolgreiche Firmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, welche als Inkubatoren das Bildungssystem in die anderen Länder einbringen können. Dies machen unter anderem bereits ABB oder Bühler erfolgreich.

Ich begrüsse es daher umso mehr, dass die Berufsbildung auch in anderen Staaten wahrgenommen wird und Unternehmen vermehrt Unterstützung von politischer Seite erhalten. Viele Staaten und Bildungsexperten möchten die Berufsbildung fördern. Die Schweiz kann hier aktiv mitwirken und helfen – darauf können wir stolz sein. Für viele Länder – insbesondere aber deren Jugendlichen – ist das von grosser Bedeutung. Davon bin ich überzeugt.

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