Gemäss dem deutschen Fehlzeitenreport 2015 hat sich die Burnout-Rate zwischen 2005 und 2014 versiebenfacht. Frauen sind dabei doppelt so häufig betroffen wie Männer. Arbeitsunfähigkeitstage wegen psychischen Erkrankungen haben im Zeitraum von 1997 bis 2012 um 260 Prozent zugenommen, während körperliche Erkrankungen und Verletzungen als Ursache von Arbeitsunfähigkeitstagen stabil geblieben sind. 50 Prozent der Langzeitkranken von einem halben Jahr und länger in einem schweizerischen Grossunternehmen sind durch psychische Erkrankungen bedingt.
Dies sind Fakten, die jedem Unternehmer zu denken geben müssten, verstecken sich doch dahinter viel menschliches Leid und enorme ökonomische Kosten. Bedenkt man, dass 80 Prozent aller Ausfalltage krankheitsbedingt sind und 1-2 Prozent der Arbeitsausfälle durch Berufsunfälle und Berufskrankheiten, erstaunt es umso mehr, dass Prävention vornehmlich für diese 1-2 Prozent betrieben wird, natürlich unter dem Druck der gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Angesichts der stetig steigenden Anforderungen, die an die Arbeitnehmenden gestellt werden, wäre es dringend angezeigt, die Prävention psychischer Erkrankungen im Unternehmen zu intensivieren. Apfeltage und Bike-to-work sind sicher löbliche Ansätze, aber zur Verhütung von psychischen Erkrankungen nicht wirksam. Ilmarinen, ein finnischer Arbeitswissenschafter, hat durch seine wissenschaftlichen Arbeiten belegen können, dass gute Führung den grössten positiven Einfluss auf die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeitenden hat, weit mehr als die individuelle Gesundheit, die Arbeitsorganisation oder Arbeitsinhalte.
Wenn wir in Zukunft die steigenden Ausfälle durch Erkrankungen der Psyche in den Griff bekommen wollen, müssen wir unsere Mitarbeitenden befähigen, den Umgang mit Stress zu erlernen und sich durch geeignetes Verhalten gesund zu erhalten. Wir müssen die Führungskräfte befähigen, Risikomitarbeitende zu erkennen (hohe Leistungsbereitschaft, hohes Engagement, hohe Identifikation mit dem Unternehmen und der Arbeit und perfektionistische Leistungsansprüche), diese zu beobachten und auf allfällig übersteigertes Arbeits- und Leistungsverhalten anzusprechen.
Seit wenigen Jahren gibt es auch die Möglichkeit, Langzeitschäden durch Stress zu messen. Die Messung erfolgt mit einem 24-Stunden-EKG und zeigt auf, ob Mitarbeitende gefährdet sind oder bereits ernsthafte Schäden durch den Stress erlitten haben. Durch die harten Fakten und Zahlen kann einer betroffenen Person aufgezeigt werden, dass ihr Verhalten, respektive ihre Arbeitssituation ihr Schaden zufügt. Die Objektivierung der Realität führt bei vielen Betroffenen zu einer nachhaltigen Veränderung und somit auch Risikominderung. Einige Unternehmen in der Schweiz nutzen diese Methode bereits, um die Erkrankungsrate der Mitarbeitenden durch chronische Überlastung zu reduzieren, menschliches Leid zu verhindern und die Gesundheitskosten zu reduzieren.
Mich überrascht die Tatsache, dass mehr Frauen als Männer betroffen sein sollen. Wie auch immer . wir alle werden uns darauf einstellen müssen, dass Burn-Outs generell zunehmen werden. Unsere fordernde Gesellschaft verlangt ihren Tribut !
Burnout: Zwei wichtige Elemente: 1.Unfähige Führung, 2. Als Perfektionist und als „Indianer“ ist man kein Weichei. Nein-Sagen fällt schwer! Die beiden Element führen zum Überladen des Fuders, was zu Achsbruch führt!