Den Krieg gewinnen, bevor die Schlacht beginnt

Was hier ziemlich martialisch daher kommt, ist nichts anderes als die Beschreibung von Strategie. Strategie leitet sich aus dem griechischen Wort «Strategos» ab und bedeutet so viel wie «Feldherr» oder «Heerführer». Bei einer Strategie geht es schlussendlich darum, mit einem kühnen Plan und einem klaren Ziel den Erfolg auf seine Seite zu zwingen.

Zu oft habe ich das Gefühl, dass wir als Personalverantwortliche eher getrieben werden, als selbst am Ruder zu stehen. Gehetzt von operativen Belanglosigkeiten stolpern wir planlos durchs Gehölz. HR-Strategien, die die Gesamtstrategie des Unternehmens beeinflussen, sind selten anzutreffen. Eher treffe ich auf «heruntergebrochene» Teilstrategien, auf Ableitungen, die nichts als Versuche sind, der übergeordneten Strategie Folge zu leisten.

Das Format? Meistens PowerPoint, zwischen einer und vierzig Seiten. Die Reichweite? Klein. Meist ist die HR-Strategie Teil einer grösseren Stabsübung. Man muss liefern. Das Format ist vorgegeben. Ist die Übung erledigt, verschwindet das Dokument in den ewigen Jagdgründen der Dateiablagen.

Die Strategiearbeit des Unternehmens ist in den meisten Fällen nicht viel besser. Kein kühner Plan, sondern die fortschreitende Projektion von Budgets und Marktanteilen. Kosten kürzen, Effizienz steigern, Innovation fördern – das hat im Kern herzlich wenig mit Strategie zu tun.

Es gibt aber auch gute Nachrichten:

  1. Viele Unternehmen haben viel Potential für bessere Strategiearbeit.
  2. Wir leben in Zeiten der digitalen Transformation, des Fachkräftemangels, den demographischen Verschiebungen und der Entstehung von neuen Berufsbildern. Noch nie war HR so wichtig wie heute.
  3. Noch nie war es einfacher, gutes Analyse-Material zu bekommen, Beispiele zu finden und Fakten zu aufzubereiten.

Wie geht denn nun Strategie?

Eine Strategie beginnt damit, Wandel zu antizipieren. Was sehen wir am Horizont? Was ist Trend, was ist Hype? Welche Prognosen haben eine hohe Trefferwahrscheinlichkeit? Wo können wir strategisch Position beziehen in einer (Arbeits-)Welt, die von Unsicherheit geprägt ist? Welche Chancen können wir nutzen? Von wem können wir als Organisation lernen? Was ist das nächste grosse «Ding», das wir gemeinsam anpacken?

Wenn wir es schaffen, aus dem Hamsterrad aufzublicken, dann stehen die Chancen gut, dass wir im Unternehmen einen aktiven Beitrag leisten können, um die richtigen Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Dass HR endlich als Treiber strategischen Einfluss nimmt – mutig und vorausschauend. Und nicht nur als letzter Feldzug hinterher zieht.

In der Realität ist es mühsam, aber oft auch einfacher, sich auf Unterdeck mit vielen Tausend Dingen zu beschäftigen. Wer auf das Oberdeck steigt und gar den Ausguck erklimmt, dem bläst der Wind der Zukunft entgegen. Hier gilt es, Entscheide vorauszunehmen, Widerstände auszuhalten und Annahmen zu treffen. Diese sind manchmal ganz schön angsteinflössend.
Trotz dieser Unannehmlichkeiten gehöre ich lieber zu denen, die im Ausguck stehen und die Richtung vorgeben, als zu denjenigen, die im Unterdeck irgendwann von der grossen Welle durcheinander gewirbelt werden.

Der grosse Militärstratege Sun Tzu schrieb schon vor mehr als 2500 Jahren: Strategie ist die Kunst, Kriege zu gewinnen, bevor sie begonnen haben. Es liegt an uns Personalverantwortliche, strategische Schwerpunkte zu setzen, um das Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu lotsen.

1 comments for “Den Krieg gewinnen, bevor die Schlacht beginnt

  1. Sabin Hofer
    16. März 2019 um 7:31

    Der Artikel gefällt mir sehr gut und trifft genau den (wunden) Punkt.

    Danke Christoph!

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